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Autotest: Erste Fahrt im ET5: Hat der neue Nio das Zeug zum Topseller?

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Erste Fahrt im ET5: Hat der neue Nio das Zeug zum Topseller?

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    Der Nio ET5 ist die kleinere, aber auch günstigere Alternative zum ET7 und EL7. Mit 369 kW/490 PS und bis zu 700 Nm liefert er eine beeindruckende Performance.
    Der Nio ET5 ist die kleinere, aber auch günstigere Alternative zum ET7 und EL7. Mit 369 kW/490 PS und bis zu 700 Nm liefert er eine beeindruckende Performance. Foto: Nio/dpa-mag

    Nio will es wissen: Noch nicht einmal ein halbes Jahr auf dem Markt, schickt der chinesische Newcomer schon sein drittes Elektroauto in den Handel und zielt damit erstmals auf einen Massenmarkt.

    Wenn der ET5 jetzt zu Preisen ab 59.500 Euro nach Europa kommt, dann soll er es vor allem mit Volumenmodellen wie den Audi A4, den 3er BMW und der Mercedes C-Klasse aufnehmen. Hierbei könnten sich die Chinesen sogar einen wichtigen Vorsprung verschaffen. Denn mit ihrer Elektrooffensive sind sie in dieser Klasse deutlich früher dran als die Konkurrenten.

    Knapperes Format, stärkerer Antrieb

    Um Kosten und Zeit zu sparen, greift Nio auf den Baukasten von EL7 und ET7 zurück. Jedoch ist der Neuling mit 4,70 Metern Länge und 2,2 Tonnen Leergewicht deutlich kleiner und leichter. In Kombination mit den 369 kW/490 PS und bis zu 700 Nm ist die Performance umso beeindruckender.

    Tempo 100 erreicht der ET5 in 4,0 Sekunden. Selbst mancher Sportwagen braucht hierfür mehr - zumindest, wenn er mit Sprit fährt. Und mit einer Spitzengeschwindigkeit von 200 km/h dürfte der Nio wiederum die meisten Stromer abhängen. Denn diese werden von ihren Herstellern oft schon bei 160 oder 180 km/h eingebremst.

    Tempo 100 erreicht der ET5 in gerade mal 4,0 Sekunden.
    Tempo 100 erreicht der ET5 in gerade mal 4,0 Sekunden. Foto: Nio/dpa-mag

    Hohe Reichweite, lahm beim Laden

    Vor allem aber reichen seine Akkus länger: Es gibt ihn schon jetzt mit 75 kWh für 456 oder mit 100 kWh für 590 Kilometer. Und bald wollen die Chinesen mit einem rekordverdächtigen Akku von 150 kWh kommen. Der soll dann 1000 Kilometer Reichweite realistisch machen.

    Dafür ist die Ladeleistung der Batterien eher schwach. Maximal 11 kW bei Wechselstrom und höchstens 149 kW bei Gleichstrom enttäuschen in einem Segment, in dem 200 kW und mehr die Regel sind. Jedoch verfolgt Nion das Konzept der sogenannten PowerSwap-Stations. Das sind Haltepunkte groß wie Waschanlagen, in denen Roboter leere Akkus binnen fünf Minuten automatisch gegen volle tauschen.

    Allerdings hat die Sache gleich zwei Haken: Erstens gibt es davon in Deutschland bislang aktuell nur zwei, und selbst bis zum Jahresende werden es nicht einmal 50 sein. Und zweitens darf sie nur nutzen, wer entweder das ganze Auto abonniert oder zumindest die Batterie für 169 Euro im Monat mietet. Wer

    PowerSwap-Station: Nio lässt die Akkus seiner Fahrzeuge einfach auswechseln. Das erspart lange Wartezeiten beim Laden.
    PowerSwap-Station: Nio lässt die Akkus seiner Fahrzeuge einfach auswechseln. Das erspart lange Wartezeiten beim Laden. Foto: Nio/dpa-mag

    Erst rechnen, dann buchen

    Apropos kaufen: Das eigenwillige Vertriebskonzept der Chinesen, die den Fahrer gern als User sehen und für ihr Auto lieber eine Flatrate anbieten, macht die Preisliste kompliziert. Denn zu den 47.500 Euro Grundpreis kommen noch einmal 12.000 Euro für den kleinen oder 21.000 Euro für den großen Akku - oder monatlich zwischen 169 und 289 Euro. Und wer Nio-Abonnent wird, der muss je nach Spezifikation und Laufzeit mit 999 bis 1450 Euro monatlich kalkulieren.

    Dafür gibt es dann eine ebenso clean wie cool gezeichnete Fließhecklimousine, die nahezu komplett ausgestattet ist: Während man sich bei Audi & Co durch lange Aufpreislisten wühlen muss, sind die meisten Extras von Panoramadach bis zur Sitzheizung im ET5 immer an Bord. Und außer Optionen wie die Anhängerkupplung sind nur noch Farben und Felgen auszuwählen.

    Ausreichend Platz und ein alter Bekannter

    Ansonsten bietet der ET5 vorne reichlich und hinten ausreichend Platz, nur unter der schmalen Heckklappe schluckt er vergleichsweise bescheidene 386 Liter. Doch die Chinesen schüren bereits Gerüchte, dass es den ET5 vor allem mit Blick auf die Europäer bald auch als Kombi geben wird.

    Und noch eine Anpassung an den hiesigen Geschmack haben sie vorgenommen: Es bleibt zwar beim radikal reduzierten Bediensystem mit ganz wenigen Knöpfen, dem großen Touchscreen und der verständigen Sprachsteuerung. Doch weil es nicht jedem gefällt, wenn Nomi die Insassen vom Armaturenbrett aus ständig angrinst, gibt es den digitalen Beifahrer nun auch ohne Gesicht.

    Das gehobene Interiör und das serienmäßige Pandaromadach erzeugen ein angenehmes Ambiente im Nio ET5.
    Das gehobene Interiör und das serienmäßige Pandaromadach erzeugen ein angenehmes Ambiente im Nio ET5. Foto: Nio/dpa-mag

    Fazit: Aussichtsreicher Kandidat für die Mittelklasse

    Er sieht gut aus, hat ein vernünftiges Format und einen konkurrenzfähigen Preis - während sich die großen Modelle in der prestigeträchtigen Oberklasse schwertun, könnte Nio mit dem ET5 tatsächlich den Massengeschmack treffen. Und wenn es bald ein paar mehr Wechselstationen gibt, punkten die Chinesen nicht nur bei der Generation E, sondern vielleicht auch bei sprittreuen Vielfahrern.

    Datenblatt: Nio ET5

    Alle Angaben laut Hersteller

    (dpa)

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