Hat der FCA ein Problem mit seinen Ultras, also dem harten Kern der Fußballfans? Nein, sagt der Verein. Man distanziere sich aber deutlich von Gewalt. FCA-Fans waren wiederholt negativ aufgefallen. Wegen Pyrotechnik bei drei Spielen musste der FCA knapp 100.000 Euro Strafe zahlen. In Mainz gab es eine Massenschlägerei vor dem Spiel. Nach dem jüngsten Auswärtsspiel in Darmstadt demolierten FCA-Fans drei Zugabteile und hinterließen einen Schaden von 8000 Euro. Am Sonntagabend gab es eine Schlägerei am Bahnhof in Buchloe. Ausgangspunkt war ein Fußballspiel in Österreich. Auch hier waren Augsburger Fans unmittelbar beteiligt. Ein Zug wurde erheblich beschädigt, teilt die Polizei mit. Was ist los mit den Ultras?
Schlägerei in Buchloe: Linzer Anhänger stürmen Zug mit FCA-Fans
Am Sonntagabend kam es in Buchloe zur Massenschlägerei von etwa 100 Anhängern verfeindeter Fangruppen. Gegen 21.30 Uhr gingen mehrere Notrufe ein, dass es in einem Zug und auf dem Bahnsteig des Bahnhofs Buchloe zu einer Schlägerei gekommen sei. Auch von Schüssen war die Rede. 63 Streifen verschiedener Präsidien und der Bundespolizei fuhren zum Einsatzort. Der Zugverkehr wurde eingestellt. Als die ersten Streifen eintrafen, hatten sich die Beteiligten bereits unter anderem mit einem Zug in Richtung Augsburg beziehungsweise mit Autos entfernt. Wie sich herausstellte, handelte es sich bei den gemeldeten vermeintlichen Schüssen um Pyrotechnik. Ersten Ermittlungen zufolge fand um 17 Uhr in Bregenz das Spiel zwischen Blau-Weiß Linz und Austria Lustenau statt. Lustenau wird von FCA-Fans unterstützt, so auch in Bregenz. Vermutlich hatten 20 bis 30 maskierte Linzer Hooligans am Bahnhof Buchloe auf das Eintreffen der Augsburger gewartet. Beim Halt des Go-Ahead-Zugs stürmten die Linzer den Zug. Er wurde so beschädigt, dass er nicht mehr weiterfahren konnte, so die Polizei.
Streit um Stadionverbote in Augsburg: Das sagt die aktive Szene
Am Samstag hatte sich die Augsburger Fanszene zu Wort gemeldet. Fans bezogen beim Heimspiel gegen Heidenheim Stellung in den "Supporter News", dem Kurvenflyer der Legio Augusta. Die Ultras wehren sich gegen aus ihrer Sicht unberechtigt ausgesprochene Stadionverbote. Auf einer großen Fahne, die beim Heimspiel gegen Freiburg (25. Februar) am Zaun in der Kurve hing, war zu lesen: "Ordnungsamt + Bullen: Fickt euch und eure Verbote!" Drei Fans hätten vor dem Spiel Post erhalten, die ihnen von der Polizei zugestellt wurde. Inhalt: Mit den Schreiben wurden den Fans Meldeauflagen und Betretungsverbote zugestellt, die ab dem Auswärtsspiel in Darmstadt (3. März) gelten sollten. Diese Auflagen sollen bis Saisonende gelten.
Den Betroffeneren wird untersagt, vier Stunden vor und bis drei Stunden nach dem Spiel Stadiongelände, Bahnhöfe und weite Teile der Innenstadt zu betreten. Auch die Nutzung von Bus und Tram werde eingeschränkt, schreibt der Verein Rot-Grün-Weiße Hilfe, der sich für Fans einsetzt. Bei Auswärtsspielen sehen Meldeauflagen vor, dass sich die Betroffenen zu bestimmten Uhrzeiten auf einer Polizeiwache in Augsburg einzufinden haben. Dies gilt auch dann, wenn die Person gar nicht beabsichtigt, zum Auswärtsspiel zu reisen. "Die verhängten Maßnahmen stellen eines der schärfsten Schwerter des Sicherheitsrechts dar", heißt es in den Supporter News. Die Rot-Grün-Weiße Hilfe erinnert daran, dass es im Jahr 2017 ein Betretungsverbot für ein Mitglied des Vereins gegeben habe. Gerichte hätten die Anordnung des städtischen Ordnungsamts kassiert. Auch dieses Mal werde man die drei betroffenen Personen unterstützen.
Streit um Stadionverbote: Gericht bestätigt Position der Stadt Augsburg
Gegenüber unserer Redaktion bestätigt Ordnungsreferent Pintsch die Stadionverbote. Aktuell habe die Stadt von Gerichtsseite Recht bekommen: "Am Montag hat der Bayerische Verwaltungsgerichtshof in München einen dieser Vorgänge gerichtlich bestätigt und damit eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts Augsburg von letzter Woche korrigiert." Auffassung und Vorgehensweise der Stadt seien vollumfänglich bestätigt, so Pintsch: "Hintergrund in allen drei Vorgängen ist, dass diese Personen anlässlich von FCA-Spielen besonders negativ und vor allem gewalttätig aufgefallen sind und dies auch wohl in den strafbaren Bereich gehen dürfte." Pintsch betont, dass man die Situation genau überprüft habe: "Wir gehen mit Instrumenten wie Betretungsverbot und Meldeauflage äußerst sensibel um." Diese seien nur auf Grundlage eines eindeutigen, nachweisbaren Sachverhalts und unter Abwägung aller Belange auszusprechen. Das Instrument sei nunmehr seit Langem wieder einmal punktuell angewendet worden. "Unzulässige Verhaltensweisen von Einzelpersonen erforderten dies aus unserer Sicht", so Pintsch.
Der CSU-Politiker sagt: "Meines Erachtens kann man nicht pauschal von der Fußballszene sprechen." Dafür gebe es zu viele Akteure und Gruppierungen. Ein überwältigender Anteil von Menschen und Stadionbesuchern geht laut Pintsch friedlich und mit Freude zum FCA. Das soll weiterhin so sein. Der FCA stehe "für ein tolles Fußballerlebnis und einen familienfreundlichen Stadionbesuch". Vonseiten der Stadt werde man alles tun, "damit wir diese Haltung und Entwicklung unterstützen können".
Die Gruppierung Legio Augusta nimmt zudem Stellung zu den Vorkommnissen nach dem Auswärtsspiel in Darmstadt. Auf der Rückfahrt hatten einige der 250 FCA-Anhänger Zugabteile zerstört. Dazu heißt es: "Darüber hinaus muss kurz einmal über das Verhalten einiger FCA'ler gemeckert werden. Wahl- und ziellose Zerstörungen und Vermüllungen auf An- und Abreiseweg sind definitiv kein Teil unserer Fankultur." Jeder Einzelne vertrete bei Auswärtsspielen die Stadt Augsburg und den FCA als Verein. Eine "kollektive Verurteilung der gesamten aktiven Fanszene ist schwachsinnig", so die Legio Augusta.