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Wiesn-Toni aus Augsburg hat Ärger mit der Rentenversicherung

Augsburg

Ärger mit der Rentenversicherung: Wiesn-Toni kämpft gegen die Bürokratie

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    In der Therapie arbeitet Tamer Bugan jeden Tag an mehr Beweglichkeit. Sein Bruder kämpft sich in Augsburg derweil durch den Behördendschungel.
    In der Therapie arbeitet Tamer Bugan jeden Tag an mehr Beweglichkeit. Sein Bruder kämpft sich in Augsburg derweil durch den Behördendschungel. Foto: Selcuk Bugan

    Seit Monaten trainiert Wiesn-Toni Tamer Bugan eisern, um nach seinem schweren Sturz wieder auf die Beine zu kommen. Im Herbst vergangenen Jahres ging es für den Augsburger von der Unfallklinik in Murnau in die Reha nach Bad Wildbad. Dort hat er sich leichte Verbesserungen erarbeitet. Die Finger gehorchen ihm mittlerweile besser, das linke Bein kann er etwas bewegen, den rechten Oberschenkel ansteuern. Doch dass der große Durchbruch auf dem Weg raus aus dem Rollstuhl in der Reha bisher ausblieb, ist für den 50-Jährigen eine große psychische Belastung. 

    Dazu kommt auch immer wieder Ärger mit den Ämtern. So fielen Tamer Bugan und sein Bruder Selcuk kürzlich aus allen Wolken, als der Antrag auf Erwerbsminderungsrente abgelehnt wurde. Mit der Begründung, dass Tamer Bugan auf Grundlage der eingereichten ärztlichen Unterlagen noch in der Lage sei, sechs Stunden am Tag zu arbeiten. "Das ist eine bodenlose Frechheit", sagt sein Bruder Selcuk, der sich für den Wiesn-Toni durch den Behördendschungel kämpft. "Es ist unglaublich, wie viele Steine einem da in den Weg gelegt werden". Und damit sind die Bugans nicht allein. 

    Nach Anfrage unserer Redaktion entschuldigte sich die Rentenversicherung

    Nach der Ablehnung haben sie sofort Widerspruch eingelegt. Schließlich, sagt Selcuk Bugan, könne sein Bruder aktuell nicht einmal einen Stift zum Schreiben halten. Wie die Rentenversicherung darauf kommen konnte, dass er in der Lage sei, zu arbeiten, ist ihm ein Rätsel. Als er sich beschwert habe, hätte es geheißen, er könne ja Widerspruch einlegen, dann werde ein Gutachter eingeschaltet, der sich den derzeitigen Gesundheitszustand vor Ort anschaue. Die Bugans nahmen sich einen Anwalt, der Widerspruch einlegte. 

    Nach einer Nachfrage unserer Redaktion bei der Rentenversicherung ging es dann ganz schnell. Man habe die Angelegenheit geprüft und könne sich nur bei dem Versicherten und dessen Bruder entschuldigen, hieß es in einer E-Mail. Die Erwerbsminderungsrente werde rückwirkend ab November bewilligt. Trotz dieses Erfolgs sind Tamer Bugan und sein Bruder Selcuk immer noch fassungslos. "Warum muss ich überhaupt diesen Weg gehen, damit das ins Laufen kommt. Wieso kann man das nicht gleich ordentlich prüfen", fragt er. Schließlich gebe es auch Menschen, die nicht so hartnäckig sind, die keine Angehörigen haben, die sich für sie im Hintergrund durch den Wust an Anträgen kämpfen. "So etwas ist eine Schikane gegenüber behinderten Menschen." 

    VdK-Kreisgeschäftsführer: Für viele Betroffene ist es ein "Riesenkampf"

    Und es ist kein Einzelfall, wie Holger Hoffmann, Kreisgeschäftsführer des Sozialverbands VdK, sagt. In der Sozialrechtsberatung des Verbandes seien die Fälle, die sich mit der Erwerbsminderungsrente beschäftigen, das vorherrschende Thema. Oftmals sei es für die Betroffenen ein "Riesenkampf", der sich über Monate hinweg ziehen könne. In der Zwischenzeit liefen dann in einigen Fällen Leistungen wie Krankengeld oder Arbeitslosengeld aus und die Menschen fielen ins Bürgergeld. Gerade bei den Rentenverfahren gehe man zu einem hohen Prozentsatz in den Widerspruch, sagt Hoffmann. Und in etwa 25 Prozent der Fälle habe man damit am Ende auch Erfolg. Er rät deshalb dazu, sich mit einer Ablehnung nicht einfach zufriedenzugeben. 

    Genauso wie Alice Elsner von der Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung in Augsburg. Sie hat Familie Bugan bei den verschiedensten Anträgen unterstützt und sieht häufig, wie schwer es ist, sich im Behördendschungel zurechtzufinden und zu seinem Recht zu kommen. "Ohne Rechtsanwalt kommt man da oft kaum weiter", sagt Elsner. "Es wird den Leuten teils so schwer gemacht, dass es schon fast wie eine Verhinderungspolitik aussieht." Selbst als Beraterin mit viel Hintergrundwissen sei man oft fassungslos, dass Anträge wie die von Tamer Bugan, in denen die Sachlage eigentlich sonnenklar sei, erstmal abgelehnt würden. 

    Daneben erlebe sie in ihrem täglichen Kontakt mit verschiedensten Behörden und Trägern auch immer wieder, dass die Mitarbeiter dort selbst nicht mehr durchblickten und oftmals versuchten, in einer Art Ping-Pong-Spiel mit anderen Behörden den Ball weiterzuspielen. Hier, sagt Elsner, müsste im Sinne der Bürger viel mehr zwischen den einzelnen Ämtern kommuniziert werden, um Fälle wie den von Tamer Bugan zu vermeiden und Wartezeiten zu verkürzen. Er wird voraussichtlich noch bis Mitte März in der Reha bleiben und dann nach Augsburg zurückkommen. Aktuell versucht sein Bruder noch mehr Spenden zu sammeln, um ihm eine weitere Reha zu ermöglichen. Damit der Wiesn-Toni wieder auf die Beine kommt.

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