Große Schilder kündigen den Abgang des Schuhhauses Hartlmaier in der Augsburger Steingasse an. „Räumungsverkauf“ steht Weiß auf Rot auf den Plakaten. Wenige Meter weiter zeigt auch Elena Bender das Ende ihrer Modeboutique an. Die Inhaber beider Geschäfte gehen den Schritt nicht gerne. Einer der beiden übt zudem deutliche Kritik an der Stadtregierung. Sie trage eine Mitschuld an der negativen Entwicklung der Augsburger Innenstadt.
Augsburg
Es wird bzw. ist für Augsburg doch nicht gewünscht, dass Kundschaft Einnahmen verbringen. Und es werden noch mehr und mehr Geschäfte ihren Standort in Augsburg aufgeben (müssen). Aber sei es drum; es gibt genügend Alternativen im Umland, wo man einfacher, bequemer und angenehmer einkaufen kann. Nur sollte nicht vergessen werden: "Der Letzte macht das Licht in Augsburg aus."
Ich gehe nur noch im alleräußersten Notfall in die Innenstadt, entweder zu einem Arzttermin oder in eine Behörde. Der öffentliche Nahverkehr ist ein Thema für sich, die Preise sind unglaublich. Gersthofen, Friedberg, Stadtbergen sind gute Alternativen, überall wird man freundlich empfangen mit ausreichend Parkraum. Wenn die Augsburger nicht wollen, dann halt nicht.
Das alte bekannte Lied. Menschen aus dem Umland zieht es nicht mehr in die Innenstadt zum Shopping. In früheren Zeiten bin ich auch Mal schnell in die Stadt mit dem Auto gefahren und habe irgendwelche Artikel gekauft und einen Kaffee getrunken oder ein Bier . Aber heute ist der organisatorische Aufwand dafür einfach zu groß. Hinzu kommen bewusst neue Verkehrsbeschränkungen und Hindernisse. Internethandel und Einkaufs Malls an der Stadtperipherie sind wesentlich attraktiver.
Mich lassen diese Klagen des Einzelhandels über die Verkehrspolitik immer etwas ratlos zurück. In Zeiten von Onlinehandel, Wirtschaftsflaute und hoher Inflation soll die Verkehrspolitik der Stadt für das schlechte Geschäft verantwortlich sein? Jederman kann heutzutage quasi mitten in der Innenstadt sein Auto am Straßenrand abstellen (Maxstr., Bahnhofstr., Fuggerstr., ...). Es gibt an allen Ecken Parkhäuser. Und einen Mangel an vielspurigen Straßen in und quer durch die Stadt kann ich auch nicht ausmachen. Übersehe ich etwas, wenn mir das eher das Festhalten an alten Gewohnheiten zu sein scheint ggf. gepaart mit Verlustangst weil nicht mehr nach dem Motto "nach mir die Sintflut" gewirtschaftet werden kann? Ich möchte das wirklich verstehen, denn mir persönlich ist die Verkehrspolitik noch viel zu verzagt und ich stelle mir eine Innenstadt, die nicht durch Autos geprägt ist, tatsächlich sehr viel einladender vor. Über hilfreiche Beiträge würde ich micht wirklich freuen.
Stimme Ihnen vollkommen zu! Die Verkehrssituation soll schuld sein? Meiner Meinung nach gehört die Maxstr. komplett verkehrsberuhigt, nach dem Vorschlag der altaugsburg-Gesellschaft. Mehr Parkhäuser und breitere Straßen bringen die Menschen nicht zurück in die Innenstadt. Das Konsumverhalten hat sich geändert, da braucht es innovative Ideen. Auch wenn ich mit dieser Meinung möglicherweise alleine dastehe: ich würde den Verkehr KOMPLETT herausnehmen, sprich Maxstr., Achse vom Stadttheater bis zum Jakobertor sowie Hoher Weg bis Fischertor: Autos raus, Aufenthaltsqualität durch parkähnliche Anlagen, mehr Grün auch aus städtebaulicher Sicht, Fußgänger und Radfahrer zuerst! Mögen die Hasskommentare beginnen!
Ratlos? Ich frage mich, was sich denn in den letzten 20, 30 Jahren wirklich geändert hat an der Fahrtmöglichkeit in die Stadt? Der Bahnhof ist immer noch da wo er seit 120 Jahren ist, der Königsplatz ist auch nicht umgezogen, es sind sogar Parkhäuser dazu gekommen. Die Fussgängerzone wurde ebenfalls in den letzten 40 Jahren nicht ausgeweitet? Die Schuld an irgendeiner Misere liegt sicher nicht an der Erreichbarkeit der Innenstadt. Die Konkurrenz ist das Internet. Eine vielfache Auswahl zu günstigeren Preisen, da fährt man eben nicht mehr 30km in die Stadt rein für ein Paar Schuhe.
Ihre Parole "Fußgänger zuerst" funktioniert aber bei der heutigen Generation Fahrradfahrer ganz und gar nicht! Sie müssen wenigstens so ehrlich sein, zu schreiben: "Fahrradfahrer überalles in der Welt!"
>>Parkplätze würden rückgebaut und große Einfallstraßen von zwei auf vier Spuren verknappt. << Herr Bahner hat seltsame Vorstellungen. Wenn etwas verknappt wird, dann fällt etwas weg. Nach seiner Aussage käme aber etwas hinzu, wenn ich von zwei auf vier Spuren "verknappe". Abgesehen davon könnte er ja seinen Kunden das Parken im Parkhaus bezahlen.
Die üblichen Rechtschreibfehler der AZ halt... ist man ja inzwischen gewohnt dass nicht mehr Korrektur gelesen wird
Genau. Wenn das Geschäft schlecht läuft, ist man nie selbst, sondern sind immer nur die anderen Schuld. Daß einschlägig bekannte Kommentatoren gleich unisono in das Lamento einstimmen, war ebenso erwartbar, wie es unwichtig ist.
Wenn wir zu zweit von Gersthofen nach Augsburg fahren kostet das mit dem günstigsten Tarif 12,44 Euro hin und zurück (4 Handystreifen). Das überlegen wir uns sehr gründlich.
Für 12,50 Euro bekommt man eine Tageskarte für zwei Personen, die den ganzen Tag gültig ist.
Wie hätte er Bahner denn ohne Vertragsverlängerung mit seinem Vermieter weitermachen wollen? Dieser Schuhladen mitten in der Fußgängerzone ist viel zu klein, hat ein sehr eingeschränktes, altbackenes und gleichzeitig zu teures Angebot, um dauerhaft mithalten zu können. Es ist einfach, für das eigene Versagen andere verantwortlich zu machen. Hinter den haltlosen Vorwürfen gegenüber der Stadtregierung scheint wohl eher eine parteipolitische Motivation zu stecken.
Ich sag nur 3.80€ für eine lächerliche Tram-Fahrt vom Schwabencenter in die Innenstadt, 7.60€ hin&her. Jo spinn‘ i? Daher volle Zustimmung zu den Aussagen. Mit aller Kraft die Innenstadt entvölkern, das scheint die grüne Cancel-culture-Intention dabei zu sein.
Ich bin gerade vorhin durch die "entvölkerte" Innenstadt gelaufen. :)))
Ich empfehle dringend mal eine Vollkostenberechnung machen was Sie eine Fahrt in die Innenstadt mit dem Auto kostet. Danach sind 3,80€ sicher nicht mehr "lächerlich" sondern günstig.
Für mich schwer verständlich, dass hier ausgerechnet Barcelona und London als Positivbeispiele angeführt werden. Tatsächlich sind beide Städte Vorreiter einer Verkehrspolitik, die dem Auto ausdrücklich weniger Raum zur Verfügung stellen möchte. Barcelona hat seit 2017 den Auto-Durchgangsverkehr in den so genannten Superblocks rigoros untersagt. Und in London sind seit 2003 bei der bloßen Einfahrt in die Innenstadt 15 Pfund Citymaut pro Tag fällig.
Was macht man in anderen Städten Europas besser? Die Bewohner des Zentrums erhalten dort nicht den öffentlichen Parkraum geschenkt. Je unattraktiver es wird, in der Altstadt einen privaten PKW zu besitzen, desto eher wird ein Klientel in der Stadt ziehen, das die Vorteile der Autolosigkeit zu schätzen weiß und auch tatsächlich die fußläufig vorhandenen Geschäfte nutzt.
I. Nachdem leider beide Schuhgeschäfte hier in Pfersee aufgehört haben, bin ich letzte Woche zum Schuhhaus Hartlmaier geradelt. Gut beraten habe ich ein exzellentes Paar Schuhe gekauft. Auch den vollen Preis ohne Schlussverkaufsrabatt hätte ich für die qualitativ hochwertigen Schuhe gerne bezahlt. Der innerstädtische Einzelhandel darf sich nicht von den Autokunden abhängig machen. Plätze in den Parkhäusern gibt es abgesehen von Stoßzeiten genug. Zu Fuß, per Rad, per Tram und manchmal via Parkhaus kann ich die Stadt bestens erreichen. Erst heute lobte mir gegenüber ein Freund, der momentan auf einen Rollator angewiesen ist, dass das stufenlose Einsteigen in die Tram hier eine Wohltat sei. Raimund Kamm
II. Der Einzelhandel hat sich immer gewandelt. Während meiner Studienzeit waren Kaufhäuser attraktiv. Dann outlet Läden, dann Verbrauchermärkte und deutschlandweit einheitliche unpersönliche Ketten, jetzt der Online-Handel ... Cityläden leiden unter immer noch zu hohen Mieten. Vermutlich können sie mit persönlicher Bedienung, guter Qualität und fairen Preisen gut Kundschaft finden. Vielleicht auch zusätzlich digitale Terminbuchungen für persönliche Bedienung einführen. Arztpraxen und Gasthäuser haben dies auch. Warum gute Schuhe nicht auch mit Hinweis auf die Haltbarkeit, Giftfreiheit und Reparaturfreundlichkeit verkaufen? Und dafür mit einem guten Schuhmacher kooperieren. Raimund Kamm
Strukturwandel, man lebt auf dem Land auch nicht schlecht und muss nicht mehr in die Stadt. Irgendwann müssen wir vielleicht Eintritt zahlen wie in der Fuggerei. Es ist nun mal so, dass wir bequem sind und nicht umständlich unser Geld nach Augsburg tragen. In Augsburg bleiben dann nur noch die Bewohner, die dort einkaufen, immer mehr Alte und Arme und immer weniger Familien. Zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem ÖVP. Wovon aber schon viele gemerkt haben, dass man auf dem Land günstiger und entspannter einkaufen kann. Ohne Fahrzeug geht es nicht, also lieber gleich ganz weg, bevor man als übriggebliebener zur Touristenattraktion wird.
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