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Was hat das Bürgergespräch zum Elias-Holl-Platz gebracht?

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Was hat das Bürgergespräch zum Elias-Holl-Platz gebracht?

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    Rund 80 Augsburger kamen zum Bürgertalk mit Oberbürgermeister Kurt Gribl und Vertretern von Polizei, Stadt und Stadtjugendring.
    Rund 80 Augsburger kamen zum Bürgertalk mit Oberbürgermeister Kurt Gribl und Vertretern von Polizei, Stadt und Stadtjugendring. Foto: Silvio Wyszengrad

    Worum ging es genau im Bürgergespräch?

    Nachdem Anwohner des Elias-Holl-Platzes von den Missständen auf dem Platz unterhalb des Rathauses berichtet haben, lud Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) Mittwochabend zum „Bürgertalk“ ins Rathaus ein. Er wollte selbst die Anwohner hören. „Unterschiedliche Informationen werden an uns herangetragen, die nicht ganz widerspruchsfrei sind“, sagte er. Gribl ging es darüber hinaus um die generelle Nutzung öffentlichen Raums in der Stadt und wie mit Lärm und anderen Problemen umgegangen werden kann.

    Wer war an dem Abend dabei?

    Es kamen rund 80 Augsburger, darunter etwa 30 Anwohner aus dem Umfeld des Elias-Holl-Platzes. Auch ansässige Geschäftsleute waren dabei. Manche Bürger verfolgten den Abend aus reinem Interesse. Wie etwa eine Sozialpädagogin einer Augsburger Mittelschule. Sie wollte hören, wie man mit der Problematik umzugehen gedenke. Als Experten diskutierten neben OB Gribl und den Referenten Stefan Kiefer, Dirk Wurm sowie Migrationsreferent Reiner Erben Vertreter der Polizei und des Stadtjugendrings mit.

    Was sagten die betroffenen Anwohner und Geschäftsleute?

    Ihr größtes Ärgernis ist die laute Musik. Teilweise würden die Jugendgruppen auf dem Platz versuchen, sich gegenseitig mit ihren Musikboxen an Lautstärke zu übertreffen. Anwohner müssen sich morgens oft den Weg durch hinterlassenen Müll bahnen. Auch von aggressivem Verhalten wurde erzählt. Ein Anwohner sei schon zwei Mal angegriffen worden. Eine Schwester des benachbarten Klosters Maria Stern schilderte, dass sie morgens nicht nur viel Müll vor ihrem Eingang wegräumen müssen. Teils fänden sie an einer Hintertür auch Spritzen. Laut Oliver Ganteför, Betreiber des Ratskellers, würden auf dem Platz Drogen konsumiert. Auch führten manche Jugendliche Waffen mit sich. Er monierte, dass sich Mitarbeiter des Ordnungsdienstes teilweise gar nicht zu den Jugendlichen hintrauten und stattdessen weitergingen. Kritisiert wurden die neuen Sitzmöbel auf dem Elias-Holl-Platz. Das Geld dafür hätte man lieber in die Jugendarbeit gesteckt, befand ein Anwohner. Die Sitzmöbel würden eben auch nachts die Menschen anlocken, um sich dort niederzulassen. Die Objekte würden gerne verrückt, was wiederum sehr laut sei.

    Was sind das für Jugendliche, die sich auf dem Holl-Platz aufhalten?

    Die Gruppen sind je nach Tages- und Nachtzeit unterschiedlich, das wurde deutlich. Aus Sicht der Streetworker des Stadtjugendrings erschwert das die Arbeit. Während sich tagsüber eher Schüler und Studenten dort treffen, ändert sich die Klientel, je später es wird. Abends hält sich dort Publikum auf, das vom Elias-Holl-Platz aus ins Nachtleben startet. Andere wiederum machen dort bis in die Morgenstunden Party und damit Ärger. Wie Anwohner berichteten, handelt es sich um junge Menschen mit und ohne Migrationshintergrund. Ein Polizeisprecher sagte unlängst gegenüber unserer Redaktion, einige Jugendliche mit Migrationshintergrund hätten sich früher am Königsplatz aufgehalten. Durch die verstärkte Polizeipräsenz dort seien sie eben an den Elias-Holl-Platz weitergezogen. Diesen Verdrängungseffekt wollen die Experten mit einem neuen Konzept verhindern.

    Warum hat die Stadt so lange am Elias-Holl-Platz zugesehen?

    Laut Stadtjugendring seien die Streetworker im Frühsommer vergangenen Jahres abends dort massiv im Einsatz gewesen. Man habe den Eindruck gehabt, dass sich die Lage gebessert habe. Ordnungsreferent Dirk Wurm (SPD) sprach von einer unterschiedlichen Wahrnehmung der Anwohner und des Ordnungsdienstes. Er erklärte das damit, dass die Mitarbeiter des Ordnungsdienstes keine Dauerpräsenz auf dem Platz gewährleisten könnten. Dadurch könnten sie sich kein Gesamtbild der Lage verschaffen. Oberbürgermeister Gribl betonte, die Problematik sei bei der Stadt auch schon vor der aktuellen Diskussion angekommen. Er gab offen zu, dass diesbezüglich auch eine gewisse Ratlosigkeit herrschte. Jetzt sei man an dem Punkt, an dem es so nicht mehr weitergehen könne.

    Welche Lösungsmöglichkeiten wurden an dem Abend vorgeschlagen?

    Die Polizei will sich entsprechend aufstellen, um im Frühjahr, wenn der Platz wieder stärker genutzt wird, vorbereitet zu sein.

    Die Polizei schlug ein Lautsprecherverbot vor.

    Mehr Streetworker-Präsenz.

    Es wird geprüft, ob der Kauf von Alkoholika an Tankstellen ab einer gewissen Uhrzeit untersagt werden könnte und ob dies sinnvoll wäre.

    Auch wird ein generelles Alkoholverbot auf dem Platz geprüft.

    Ordnungsreferent Dirk Wurm plädierte dafür, den Elias-Holl-Platz besser zu beleuchten. Bestimmte Personengruppen würden die Dunkelheit gezielt aufsuchen. Außerdem verbessere eine hellere Beleuchtung das subjektive Sicherheitsgefühl. Darüber hinaus wolle man die Parksituation am Platz überdenken.

    Zudem schlug Wurm vor, einen sogenannten Nachtmanager einzuführen, der sich in der Nacht längere Zeit auf entsprechenden Plätzen aufhält. Er soll dafür sorgen, dass die Stimmung nicht kippt. Er könnte eine Bindeglied zwischen Jugendlichen, Streetworkern, Ordnungsdienst und Polizei sein. Als Vorbilder nannte Wurm Städte, wie Mannheim, Stuttgart und München, wo es diese Einrichtung bereits gebe.

    Es wird über weitere Angebote für Jugendliche mit Migrationshintergrund nachgedacht.

    Wer bewertet diese Ansätze und setzt sie um?

    Die Vorschläge von Bürgern und Experten sollen im Januar im Rahmen eines Arbeitstreffens geprüft und bearbeitet werden. Oberbürgermeister Kurt Gribl rechnet hier Ende Januar mit Ergebnissen.

    Das Fazit des Oberbürgermeisters nach dem Bürgertalk

    Der Abend habe laut Gribl die Erkenntnis gebracht, dass das Problem vielschichtig sei. Er bewertete es als sehr positiv, dass so vernünftig diskutiert wurde. Gribl sagte, er sei hoffnungsfroh, dass man das ein oder andere zustande bringe, um die Situation am Elias-Holl-Platz zu verbessern. Alles werde man jedoch nicht erfüllen können. „Aber wir werden liefern – das ist selbstverständlich.“

    Das Fazit der Betroffenen

    Die Veranstaltung vermittelte vielen Anwohnern das Gefühl, dass das Thema Elias-Holl-Platz endlich bei der Stadt gesetzt ist. Nun ist man gespannt auf ein Konzept. So sagte ein Betroffener im Anschluss: „Ein Alkoholverbot kann man schon fordern. Aber das muss vor Ort auch personell durchgesetzt werden.“

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