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Wahlanalyse: SPD gegen Grüne in Augsburg: Der Sieger, der eigentlich keiner ist

Wahlanalyse

SPD gegen Grüne in Augsburg: Der Sieger, der eigentlich keiner ist

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    Martina Wild und Dirk Wurm wollten beide in die Stichwahl, Dirk Wurm hat es geschafft. Dennoch haben auch die Grünen gewonnen - irgendwie. Und die SPD gleichzeitig verloren.
    Martina Wild und Dirk Wurm wollten beide in die Stichwahl, Dirk Wurm hat es geschafft. Dennoch haben auch die Grünen gewonnen - irgendwie. Und die SPD gleichzeitig verloren. Foto: Peter Fastl

    Dirk Wurm (SPD) steht am Sonntagabend im Oberen Fletz des Rathauses als Sieger da, doch es ist wohl ein Titel ohne große Bedeutung: Zwar wird er in zwei Wochen gegen Eva Weber (CSU) in der Stichwahl antreten, doch insgesamt hat die SPD verloren. Von vormals 23 Stadtratssitzen im Jahr 2002 ging es bei den folgenden Wahlen stetig nach unten – von 19 (2008) auf 13 Sitze (2014) bis zum neuen Tiefststand von voraussichtlich acht Sitzen.

    Zum Vergleich: Als Stefan Kiefer vor sechs Jahren bei der OB-Wahl noch 28 Prozent und damit zehn Prozentpunkte mehr als jetzt Wurm holte, galt das keinesfalls als Erfolg. Bei der SPD scheinen sich angesichts langfristig gesunkener bundesweiter Zustimmungswerte die Ansprüche geändert zu haben.

    Dirk Wurm mit seiner Frau Tatjana bei der Stimmabgabe am Sonntag.
    Dirk Wurm mit seiner Frau Tatjana bei der Stimmabgabe am Sonntag. Foto: Peter Fastl

    Die Augsburger SPD verliert deutlich an Sitzen im Stadtrat

    „Klar ist es enttäuschend, dass wir als SPD weniger Stadtratsmandate haben als beim letzten Mal. Es sind aber auch wirklich veränderte Rahmenbedingungen“, so Parteivorsitzende Ulrike Bahr. Man liege immerhin über dem Bayernschnitt. „Insofern ist es ein respektables Ergebnis. Vor einem Jahr hätte uns niemand überhaupt irgendwas zugetraut.“ Im Kommunalwahlkampf habe man mit Verkehr und Bildung auf die richtigen Themen gesetzt. Wurm selbst freut sich, dass er etwa fünf Prozentpunkte über dem Parteiergebnis liegt. Bei einem „funktionierenden Kandidaten“ klappe dies bei CSU und SPD traditionell.

    Dass sie es nicht in die Stichwahl geschafft hat, sieht Martina Wild (Grüne) nicht weiter tragisch. Gewünscht hätte sie es sich, sagt sie, aber das Ergebnis sei dennoch hervorragend. Die Grünen werden zweitstärkste Kraft im Stadtrat und können die Zahl ihrer Sitze wohl auf 14 verdoppeln. „Bei der Bewertung muss man sehen, von welcher Ausgangsbasis man kommt“, sagt Wild.

    Grünen-Kandidatin Martina Wild sagt, sie ist mit dem Wahlausgang zufrieden.
    Grünen-Kandidatin Martina Wild sagt, sie ist mit dem Wahlausgang zufrieden. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Insgesamt schnitten die Grünen, legt man zuletzt veröffentlichte bayernweite Umfragen zugrunde, nicht so gut ab wie es zu erwarten gewesen wäre. Parteichef Peter Rauscher sagt, dass man ein gutes Ergebnis erzielt habe, die Stichwahl aber das Ziel gewesen sei. Bei den OB-Wahl-Ergebnissen liegt Wild im Vergleich der bayerischen Großstädte mit ihren 18,5 Prozent allerdings gar nicht schlecht – höher war die Zustimmung zu einem Grünen OB-Kandidaten nur in Würzburg (32,2 Prozent) und München (20,7 Prozent).

    Für die Grünen schien die Stichwahl in Augsburg erstmals erreichbar

    Gleichzeitig liegt Wild mit ihrem OB-Ergebnis unter dem Parteiergebnis bei der Stadtratswahl – nicht jeder, der Grün wählte, wollte Wild als Oberbürgermeisterin. Dies scheint ein grünes Phänomen zu sein, weil auch Wilds OB-Kandidaten-Vorgänger Reiner Erben und Eva Leipprand schlechter als die Partei abschnitten. Gleichzeitig war der Wahlkampf der Grünen diesmal so stark wie nie auf die OB-Kandidatin zugeschnitten, weil die Chance der Stichwahl erstmals realistisch schien. Dass sie als Kandidatin nicht so gezogen habe, will Wild nicht gelten lassen. In der Corona-Krise habe womöglich eine Rolle gespielt, dass ihre Mitbewerber als Referenten einen Amtsbonus haben. Das OB-Ergebnis sei immerhin dreimal so hoch wie vor sechs Jahren.

    Diese Kandidaten müssen in der Region um Augsburg in die Stichwahl

    Dass es bei dem hauchdünnen Rückstand von 300 Stimmen zu Wurm nicht für zur Stichwahl für Wild reichte, könnte auch daran liegen, dass mehrere kleinere Parteien, die inhaltlich gewisse Schnittmengen mit den Grünen haben, mit eigenen OB-Kandidaten antraten.

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