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Vergewaltigung in Augsburg: Angeklagter schweigt im Prozess

Prozess in Augsburg

Vergewaltigung in Donauwörther Straße: Angeklagter schweigt zu den Vorwürfen

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    Am Landgericht Augsburg ist der Prozess gegen einen 30 Jahre alten Mann gestartet, der eine Frau vergewaltigt haben soll.
    Am Landgericht Augsburg ist der Prozess gegen einen 30 Jahre alten Mann gestartet, der eine Frau vergewaltigt haben soll. Foto: Annette Zoepf

    Piotr S., 30 Jahre alt, wird in Fußfesseln und Gefängniskluft hereingeführt, ein leicht untersetzter Mann mit zurückweichendem Haaransatz. Als die Kameras der Fotografen klicken, dauert es eine Weile, ehe er die Situation zu erfassen scheint und den Kopf zur Seite dreht. Die Staatsanwaltschaft Augsburg wirft dem Angeklagten vor, an Heiligabend 2022 in Oberhausen eine Frau auf offener Straße vergewaltigt zu haben. Es ist ein gravierender Fall, der großes öffentliches Interesse nach sich zog – und einen der größten Massen-DNA-Tests in der Augsburger Kriminalgeschichte.

    Wie berichtet, war der Verdächtige im März aus seinem Heimatland Polen nach Deutschland ausgeliefert worden; seither sitzt er hier in Untersuchungshaft. Er soll für eine Tat verantwortlich sein, die für viele Frauen ein Albtraum ist: eine Vergewaltigung aus dem Nichts.

    Das Foto des mutmaßlichen Vergewaltigers stammte aus einer Überwachungskamera.
    Das Foto des mutmaßlichen Vergewaltigers stammte aus einer Überwachungskamera. Foto: Polizei

    Prozess in Augsburg um Vergewaltigung im Stadtteil Oberhausen

    Die Frau, zur Tatzeit 27 Jahre alt, hatte an Heiligabend 2022 noch ihren damaligen Lebensgefährten besuchen wollen. Sie kam auf dem Weg dahin beim FCA-Nachwuchsleistungszentrum in der Donauwörther Straße vorbei. In der Nähe des Parkplatzes wurde sie gegen 22.45 Uhr von einem unbekannten Mann überfallen. Laut Anklage soll der Täter die 27-Jährige attackiert und geschlagen, mit seinem Körper auf den Boden gedrückt und auch gebissen haben. Zuvor hatte er sie offenbar eine Weile heimlich verfolgt, war schließlich auf die Frau zugerannt, die völlig überrascht und entsetzt gewesen sein muss. Den Ermittlungen der Kripo zufolge drang er mit einem Finger vaginal in sein Opfer ein – juristisch gesehen eine Vergewaltigung. Die junge Frau, so schildert es die Staatsanwaltschaft in ihrer Anklageschrift, wehrte sich massiv, auch mit einem Tierabwehrspray, das ihr der Täter entriss. Irgendwann ließ der Mann von ihr ab.

    Danach tappte die Polizei lange im Dunkeln. Vom Verdächtigen schien jede Spur zu fehlen, obwohl die Ermittler mit viel Aufwand versuchten, den Fall zu lösen. So wandte sich die Kripo unter anderem mit einem Video an die Öffentlichkeit, das den mutmaßlichen Täter zeigen soll; man sah einen Mann, der einen Fußweg in der Donauwörther Straße entlangschlendert. Er hat, das ist nach dem ersten Prozesstag klar, trotz der unscharfen Bilder deutliche Ähnlichkeit mit Piotr S., dem Angeklagten. Die Ermittler veröffentlichten auch ein Phantombild – und starteten einen der größten Gentests in der Kriminalgeschichte Augsburgs. Hunderte Männer, deren Mobiltelefone sich zum Tatzeitpunkt in der betreffenden Funkzelle des Tatorts befunden hatten, gaben im Präsidium in Göggingen Proben ab. Mit dem DNA-Muster des Verdächtigen stimmten sie allesamt nicht überein.

    Zufallstreffer führt Ermittler nach Vergewaltigung in Augsburg auf die Spur

    Den Durchbruch brachte schließlich ein Zufallstreffer. Nach Informationen, die unserer Redaktion vorliegen, war der Mann wegen einer anderen Straftat in Polen erkennungsdienstlich behandelt worden, musste also etwa Fingerabdrücke abgeben und andere biometrische Daten von sich erfassen lassen. Dabei soll es zu dem DNA-Treffer gekommen sein. Mit einem EU-Haftbefehl, den die Staatsanwaltschaft Augsburg erwirkt hatte, wurde nach dem Mann im Ausland gefahndet. Nach seiner Festnahme wurde er nach Deutschland überstellt.

    Am ersten Verhandlungstag am Landgericht Augsburg passiert zunächst nicht viel. Auf Antrag eines der beiden Verteidiger ziehen sich die Prozessbeteiligten zu einem Rechtsgespräch zurück, um auszuloten, ob eine Verständigung möglich sein könnte, also ein sogenannter Deal, zunächst ohne Ergebnis. Piotr S. schweigt bislang zu den Vorwürfen. Möglich aber, dass er an einem der kommenden Verhandlungstage ein Geständnis ablegt. Die zuständige 15. Strafkammer unter Vorsitz der Richterin Martina Neuhierl hat Termine bis in den Oktober hinein angesetzt. Möglicherweise wird auch die junge Frau aussagen, die an Heiligabend 2022 vergewaltigt worden war. Sie tritt in der Verhandlung als Nebenklägerin auf und wird von der Opferanwältin Isabel Kratzer-Ceylan vertreten.

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