Natürlich geht es auch mal in einer Vorlesung lustig zu, doch wenn dieser Tage schallendes Gelächter aus dem Hörsaal II des Gebäudes C der Universität Augsburg hörbar ist, liegt das nicht an einem gelungenen Scherz eines Dozenten. Vielmehr spielt die Theatergruppe Augsburg OnStage einen Komödienklassiker mit so viel Verve, dass kein Auge trocken bleibt.
„Der nackte Wahnsinn“ nennt sich das Stück des in London geborenen Autors Michael Frayn. Geschrieben hat er es bereits Anfang der 1980er Jahre, doch erweist sich der Welterfolg bis heute als zeitloser Bühnenstoff. Das beweist auch die Kino-Verfilmung mit Hollywood-Stars wie Michael Caine. Doch selbst letztere liegt bereits 32 Jahre zurück. Wesentlich frischer wirkt das Theaterstück im Augsburger Uni-Hörsaal, wo man den jungen Darstellern ihre Spielfreude in jeder Sekunde der turbulenten Handlung anmerkt.
Der Clou: Das Stück ist quasi Theater über das Theater. Die Zuschauer erleben nicht nur die misslungene Generalprobe eines fiktiven Stückes, sondern auch einen Blick hinter die Kulissen und schließlich im furiosen Finale das völlig aus dem Ruder geratene Ende der Tournee. Das Publikum darf also Mäuschen spielen und hautnah dabei sein bei dem Chaos, den Missverständnissen und unfreiwilligen Slapstick-Einlagen sowie den zwischenmenschlichen Dramen im Backstage-Bereich.
OnStage hat derzeit 25 Mitglieder auf und hinter der Bühne
Augsburg OnStage hat derzeit 25 Mitglieder auf und hinter der Bühne. 60 Prozent der Theatermacher sind Studierende, etwa 40 Prozent junge Berufstätige. Gegründet wurde das Kreativprojekt im Oktober 2021 von Philipp Bonaventura, der damals noch an der Uni Augsburg studierte. Mittlerweile hat er seinen Master in Nachhaltigkeit in der Wirtschaft gemacht und ist in dem Bereich berufstätig. „Es gibt eine relativ hohe Fluktuation bei uns und der Altersdurchschnitt ist relativ jung, weil viele nach dem Studium einen Ortswechsel machen, aber einige Mitglieder aus der Gründungszeit sind noch dabei“, erzählt der Regisseur und Intendant.
Dafür, dass die Theatertruppe erst vor drei Jahren ins Leben gerufen wurde, blickt sie auf eine bemerkenswerte Vielfalt an Stücken zurück – von Dramen-Klassikern wie Schillers „Maria Stuart“ und Shakespeares „Macbeth“ über Agatha Christies „Mord im Orient-Express“ bis zu modernen Komödien wie „Frau Müller muss weg“.
„Unser aktuelles Stück ist in vielerlei Hinsicht das bisher aufwendigste“, erklärt Philipp Bonaventura. Damit die Zuschauer das Bühnengeschehen und den fiktionalen Blick hinter die Kulissen beobachten können, ist das von einem Schreiner angefertigte Bühnenbild ein zweistöckiges Gebäude, welches auf Rollen gedreht werden kann. Dazu kommen viele Türen und Treppen, durch welche die Akteure ständige Auf- und Abgänge haben, die teils auf die Sekunde genau abgestimmt sein müssen, damit die Gags zünden. „Das ist enorm sportiv und erfordert extrem viel Einsatz von den Schauspielerinnen und Schauspielern“, sagt der Regisseur, der in dem Stück selbst mitspielt – in der Rolle des Regisseurs.
Wer mitmachen will, muss Zeit mitbringen
Seit dem 17. April probte das Laien-Ensemble die komplexen Abläufe. Wer bei Augsburg OnStage mitmachen will, muss „sehr viel Zeit mitbringen“, gibt Philipp Bonaventura zu. Jeden Montag und Donnerstag üben die Mitspieler die Stücke, dazu kommen sechs Probewochenenden in einem halben Jahr. „Das erfordert viel Engagement, deshalb ist mir wichtig, dass für alle der Spaß im Vordergrund steht“, sagt der Intendant und Regisseur. Trotz aller Freude am Spielen bleibt das Theater für die Mitwirkenden ein Hobby, auch finanziell.
Eine der Hauptrollen in „Der nackte Wahnsinn“ spielt Melody Wall, die an der TU Augsburg gerade ihren Bachelor in Interaktive Medien macht. Auf der Bühne stellt sie die Haushälterin dar, hinter den Kulissen ist sie für Bühnenbild, Maske und Requisiten mitverantwortlich. „Ich bin eine sehr expressive Person und liebe es, Leute zum Lachen zu bringen“, sagt Melody Wall.
Das ist ihr und den kreativen Kolleginnen und Kollegen mit der Darbietung von „Der nackte Wahnsinn“ mit Bravour gelungen, wie Stimmen aus dem Publikum bescheinigen. Claudia Ferber lobt die „wahnsinnige schauspielerische Leistung“ und findet das Stück „kurzweilig und lustig“. Thomas Krump findet die Aufführung „gigantisch“ und die „Abfolge von tollen Szenen zum Schießen“. Seine Begleitung Alexandra Reis sagt, dass alle Darsteller „genial gespielt haben und sich nicht vor großen Theatergruppen verstecken müssen“.
„Das Stück ist so komplex, dass es sich lohnt, es mehrmals zu sehen, weil man garantiert etwas Neues entdeckt“, ist Melody Wall überzeugt. Davon können Neugierige sich noch am Donnerstag, dem 14. November, Mittwoch, dem 20 November und Freitag, dem 22. November überzeugen. Gespielt wird an. der Universität Augsburg, Gebäude C, Hörsaal II, Universitätsstraße 10. Beginn ist um 20 Uhr. Tickets: www.augsburg-onstage.de
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden