Auch Tage später sieht man an der Hauswand und auf der Straße die Spuren der Karambolage. Das Auto, das gegen das Gebäude gekracht ist, hat ein regelrechtes Loch in die Fassade geschlagen, das Dämmmaterial hängt teilweise heraus, der Putz ist abgebröckelt. Auf der Fahrbahn hat die Polizei Markierungen hinterlassen - hier wurden mehrere geparkte Fahrzeuge beschädigt. Was auf den ersten Blick wie ein Verkehrsunfall aussieht, war möglicherweise gar keiner. Staatsanwaltschaft und Polizei gehen jedenfalls davon aus, dass sich hier in der Jakobervorstadt ein versuchtes Tötungsdelikt ereignet hat. Ein junger Mann, so die Annahme der Ermittler, habe seine Beifahrerin umbringen wollen.
Es muss ganz schön gekracht haben am Freitagabend, doch die meisten Anwohner haben davon offenbar nichts mitbekommen. Viele waren möglicherweise über die Ostertage gar nicht da. Einer sagt, er sei nach Hause gekommen, als die Polizei schon vor Ort gewesen sei; ihn habe gewundert, wie lange die Ermittler vor dem Haus tätig gewesen seien. Viel gesehen habe er aber nicht.
Nach Angaben der Polizei war am vergangenen Freitag gegen 21.15 Uhr Folgendes passiert: Ein 21-Jähriger soll mit seiner 19-jährigen Beifahrerin in der Straße "Lauterlech" unterwegs gewesen sein, als sein Auto an der Kreuzung zur Paracelsusstraße nach rechts von der Fahrbahn abkam. Hier kollidierte es zunächst mit einem geparkten Auto "und anschließend mit einer Hauswand", so die Polizei. Das geparkte Auto wurde durch den Zusammenstoß auf drei weitere Fahrzeuge geschoben. Die 19-jährige Beifahrerin und der 21-Jährige wurden bei der Karambolage leicht verletzt. "Die genaue Schadenshöhe wird derzeit noch abgeklärt", heißt es von der Polizei weiter.
Unfall oder Verbrechen? Kripo Augsburg ermittelt gegen 21-Jährigen
So weit, so gewöhnlich. Ungewöhnlich indes, was sich offenbar während der Unfallaufnahme durch die Beamten herausstellte. Demnach "lenkte der 21-Jährige das Auto nach derzeitigen Erkenntnissen offenbar absichtlich gegen die Hauswand", so die Polizei. Nach Angaben der Ermittler habe sich der junge Mann offenbar in einer psychischen Ausnahmesituation befunden; er wurde zunächst in ein Krankenhaus gebracht. Dabei blieb es allerdings nicht. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Augsburg wurde der 21-Jährige am Samstag einem Ermittlungsrichter am Amtsgericht Augsburg vorgeführt. "Dieser erließ Haftbefehl wegen versuchten Totschlags und setzte diesen in Vollzug", so die Polizei. Der Mann befindet sich nun in einem Gefängnis und sitzt in Untersuchungshaft.
Nach Angaben der Polizei fuhr der junge Mann bei der mutmaßlichen Tat einen VW. Wie schnell er unterwegs war, sei nun Gegenstand der Ermittlungen, heißt es von einer Sprecherin – ebenso, in welcher Beziehung der mutmaßliche Täter und das Opfer zueinander standen.
Angaben zu den möglichen näheren Hintergründen der Tat machen die Ermittler derzeit nicht, die Kriminalpolizei Augsburg bittet Zeugen unter der Telefonnummer 0821/323-3821 um Hinweise.