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Umwelt: Über 6000 Demonstranten: So lief der große Klima-Protest in Augsburg ab

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Über 6000 Demonstranten: So lief der große Klima-Protest in Augsburg ab

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    Am Freitag waren auch „Großeltern für die Zukunft“ dabei.
    Am Freitag waren auch „Großeltern für die Zukunft“ dabei. Foto: Bernd Hohlen

    Es war eine der größten Demonstrationen der vergangenen Jahrzehnte in Augsburg. Mindestens 6000 Menschen sind nach Schätzungen der Polizei am Freitag für mehr Klimaschutz auf die Straße gegangen. „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!“ – der Ruf, der seit Anfang des Jahres immer wieder freitags durch die Innenstadt schallt, war dieses Mal besonders laut zu hören. Der Aufforderung der Fridays-for-Future-Bewegung zum weltweiten Klimastreik waren in Augsburg weit mehr Menschen gefolgt, als die Veranstalter erwartet hatten. Laut, aber friedlich zog der Zug ab 11.30 Uhr durch die Innenstadt.

    Diesmal sind es nicht nur Schüler und Studenten, die während der Schulzeit für eine nachhaltigere Klimapolitik und für den Kohleausstieg demonstrieren. Großeltern, Eltern, Kinder, Familien – alle waren angesprochen. Auch Berufstätige waren aufgefordert die Arbeit niederzulegen und zu streiken.

    Protest in Augsburg: Ein Schüler sagt, das sei wichtiger als ein Verweis

    „Mir ist der Eintrag in die Personalakte total egal“, sagt Volker Bogatzki. Er arbeitet als Programmierer und sagt, auch seine Branche müsse sich dem Thema Klimaschutz stellen. „Wäre das Internet ein Land, dann läge es auf Platz sechs der Länder, die am meisten CO2 verbrauchen“, so Bogatzki. „Da muss was passieren.“ Selbstständige hatten sich die Stunden für die Demo freigeschaufelt, um dabei sein zu können.

    Seit neun Monaten existiert die Fridays-for-Future-Bewegung in Deutschland. Freitags folgen tausende Schüler weltweit ihrem Vorbild Greta Thunberg und schwänzen die Schule, um für eine bessere Zukunft zu demonstrieren. Angedrohte Strafen wie Verweise oder Nachsitzen sind den meisten egal. „Es muss dringend gehandelt werden“, sagt Leon. Der 16-Jährige hat schon einen Verweis bekommen, trotzdem geht er weiter demonstrieren. „Das hier ist deutlich wichtiger als ein Verweis.“ Der Kultusminister könne gerne allen Leuten Verweise geben. „Dadurch wird sich sicherlich nichts ändern.“

    Verweise gibt es an der Augsburger Montessori-Schule nicht. Im Gegenteil: Die ganze Schule streikt. Zwei Projekttage gab es, um die Schüler auf die Demo vorzubereiten, erzählt Klassenassistentin Eva Herr. „Wir haben mit den Kindern besprochen, wie sie sich ihre Zukunft vorstellen und daraus sind einige Projekte entstanden.“ Zum Beispiel ein nachhaltiger Stadtplan Augsburgs, den die beiden Schülerinnen Klara und Sophie-Marie unter den Demonstranten verteilen. Darauf sind nachhaltige Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants und faire Bekleidungsgeschäfte eingezeichnet. „Ich finde es total wichtig, dass gerade die Schüler das Thema mitbekommen“, sagt Eva Herr. „Es geht schließlich um ihre Zukunft.“

    Viele Menschen nutzen die Mittagspause, um sich der Demo anzuschließen

    Auch Anna Hahn muss keinen Verweis fürchten. Die 31-Jährige studiert in Augsburg und ist mit ihren Eltern auf den Rathausplatz gekommen. „Als ich ein Baby war, haben meine Eltern gegen die Atomkraft demonstriert“, sagt sie. „Es ist traurig, dass wir immer noch für eine nachhaltigere Politik auf die Straße gehen müssen.“ Ihre Mutter, Sieglinde Hahn, fordert mehr Rückgrat von der Politik: „Die sollen endlich ihren Auftrag erfüllen und in der Klimapolitik Nägel mit Köpfen machen.“ Gut zwei Stunden ziehen die Demonstranten vom Rathausplatz über die Karlstraße, Volkhartstraße und Lange Gasse zurück zum Königsplatz und weiter zum Rathausplatz. Viele Menschen nutzen ihre Mittagspause, um sich dem Zug anzuschließen.

    Die Polizei spricht von zeitweise mehr als 6000 Demonstranten. Das waren ungefähr so viele wie währen des AfD-Parteitags und doppelt so viele, wie angemeldet waren. Das sorgt zeitweise für Chaos im Verkehr. Autofahrer müssen in der Grottenau oder der Kreuzung am Stadttheater lange Wartezeiten hinnehmen. Auch Straßenbahnen und Busse fallen aus oder haben Verspätung. „Das ist schon in Ordnung“, sagt eine junge Autofahrerin, die vorne in der Schlange auf die Weiterfahrt wartet. „Ich sehe das entspannt“, meint auch ein Vater, der seinen Sohn mit dem Roller von der Schule abgeholt hat und durch den Protest ausgebremst wird.

    Zwischen vielen Plakaten und Fahnen mit kreativen Sprüchen wie „Kurzstreckenflüge nur für Insekten“, sind auch einige Sonnenblumen zu sehen. Die tragen Mitglieder der Grünen-Landtagsfraktion bei sich. Sie haben ihre Herbstklausur in Adelsried unterbrochen und sind geschlossen auf dem Augsburger Rathausplatz erschienen. Auch ein Polit-Promi hat sich unter die Bürger gemischt: die Vorsitzende der Bundestagsfraktion, Katrin Göring-Eckardt. Die Grünen-Politikerin zeigt sich begeistert von der Mischung, dass so viele junge Menschen, Eltern und auch Großeltern gekommen sind. „Ich hoffe, dass der Druck steigt und in Berlin endlich Konsequenzen gezogen werden.“

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    Die Polizei zieht ein positives Fazit – und lobt die Teilnehmer der Klima-Demo. Während der Kundgebung und dem Zug durch die Stadt sei es zu keinerlei Zwischenfällen gekommen, heißt es. Die Veranstaltung sei komplett friedlich verlaufen. Als der Demonstrationszug nach zwei Stunden wieder am Rathausplatz ankommt, stellt sich der 16-jährige Leon noch mal auf die Bühne. Mit heißerer Stimme bedankt er sich für die friedliche Demo und lädt gleich zur nächsten ein: am Freitag, 27. September.

    Lesen Sie auch: Mehr Verkehr, weniger CO2: Wie steht Augsburg beim Klimaschutz da?

    Auch in der aktuellen Folge unsere Podcasts "Augsburg, meine Stadt" geht es um das Thema Klimaschutz. Die Augsburger Schülerinnen Aylin Yildiz und Emma Schwaiger erzählen unter anderem, wie sie ihren Alltag zugunsten des Klimas umgekrempelt haben.

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