Tickets für Bus und Tram werden in Augsburg ab 2023 deutlich teurer
Inzwischen stehen die neuen Preise für Fahrkarten und Abos in Augsburg fest. Die SPD fordert im Hinblick auf das 49-Euro-Ticket eine Verschiebung, die Stadt winkt ab.
Die Stadt Augsburg will – auch wenn in absehbarer Zeit ein bundesweit gültiges 49-Euro-Ticket kommen soll – an der AVV-Tariferhöhung zum 1. Januar 2023 um knapp zehn Prozent festhalten. SPD und Linke im Stadtrat hatten beantragt, die Tarifsteigerung zunächst auszusetzen. Wenn man die Mobilitätswende weiter vorantreiben wolle, seien teurere Tickets schädlich, heißt es in dem Antrag der Sozialfraktion, über den im Stadtrat am Donnerstag diskutiert werden soll. Die Erfolge des Neun-Euro-Tickets vom Sommer würden so ad absurdum geführt. "Wir brauchen jetzt schnellstens ein neues Tarifsystem, das auch starke Anreize für Gelegenheitsfahrer und -fahrerinnen setzt. Das 49-Euro-Ticket ist dabei ein Bestandteil", so SPD-Chef Dirk Wurm. Nachdem dafür absehbar ohnehin Geld von Bund und Ländern fließen werde, könne der AVV den Fahrgästen den jetzigen Preishammer und mehrfache Preisänderungen ersparen.
Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle (CSU) signalisiert aber schon Ablehnung. Ein Aussetzen der Tariferhöhung, die vor allem wegen der höheren Energiepreise nötig ist, berge erhebliche Risiken. Erhöhe man nicht, liefen im AVV-Gebiet (Stadt Augsburg und Landkreise Augsburg, Aichach-Friedberg und Dillingen) im kommenden Jahr 5,8 Millionen Euro weniger Einnahmen auf. Auch der AVV weist darauf hin, dass momentan noch unklar sei, wie das 49-Euro-Ticket im Detail aussehen wird und wann es kommt. Bayern hält eine Einführung zum 1. Januar für nicht machbar. Wenn man den Nahverkehr im jetzigen Umfang aufrechterhalten wolle, werde man um die indexbasierte Erhöhung nicht herumkommen, so der AVV.
Das kosten Tickets für Bus und Tram ab 1. Januar in Augsburg
Inzwischen hat der AVV Zahlen zu einzelnen Ticketpreisen ab 1. Januar vorgelegt. Dass in einer bisher einmaligen Größenordnung von knapp zehn Prozent erhöht wird, steht bereits seit Ende September fest. Aus dem Landkreis Aichach-Friedberg gab es zwar noch einen Vorstoß für eine gestaffelte Erhöhung der Tarife, in der Gesellschafterversammlung des AVV wurde er aber abgeschmettert. Laut AVV-Sprecherin Irene Goßner sind alle Ticketarten gleichermaßen von der Teuerung betroffen. Ausnahme: Kindertickets, die etwa fünf Prozent teurer werden.
Insgesamt bereitet man sich im Verkehrsverbund darauf vor, dass ein 49-Euro-Ticket zu Verschiebungen im Ticketsortiment führen wird. Denn geplant ist, dass das bundesweit gültige 49-Euro-Ticket zwar in einem Abo-Modell verkauft wird, allerdings monatlich kündbar sein soll. Damit ist es eine Alternative zum herkömmlichen Abo, sofern man es für mehr als eine Zone nutzt.
49-Euro-Ticket: Mehr Flexiblität für Kunden, Probleme für Verkehrsbetriebe
Aus Sicht der Verkehrsverbünde ergeben sich dadurch aber Probleme: Das herkömmliche Abo, das wegen seiner Laufzeit von einem Jahr eine verlässliche Einnahmequelle ist, wird künftig wohl kaum mehr jemand kaufen. "Wir gehen davon aus, dass eine Vielzahl der Abonnenten vom normalen AVV-Abo in das günstige Klimaticket mit einem bundesweiten Geltungsbereich wechseln werden", so Goßner. Für die Einbußen müssten Bund und Länder geradestehen, wobei es dazu noch Diskussionen gibt. In jedem Fall sei klar, dass den Verkehrsverbünden die Kosten dauerhaft erstattet werden müssen, wenn die Qualität des Nahverkehrs hoch bleiben solle. Zudem, so der AVV, plädiere man dafür, das Ticket nicht rein online anzubieten. Damit schließe man einen Teil der Fahrgäste aus.
Das Neun-Euro-Ticket hatte bei den Stadtwerken Augsburg, die den Stadtverkehr im AVV zu wesentlichen Teilen abwickeln, zu etwa fünf Prozent mehr Fahrgästen geführt. Angesichts der verkauften Zahl von 235.000 Stück in drei Monaten spricht einiges dafür, dass der Großteil der Käufer und Käuferinnen das Ticket nicht zum täglichen Pendeln nutzte, sondern für Gelegenheitsfahrten oder für Ausflugsfahrten ins Umland. Beim AVV begrüßt man die Überlegungen für ein 49-Euro-Ticket grundsätzlich. "In Anbetracht der stetig steigenden Energiekosten können günstige ÖPNV-Tickets sicherlich einen Anreiz schaffen, diesen öfter zu nutzen. Gerade in den Städten und stadtnahen Bereichen kann mit einem Fahrgastanstieg gerechnet werden", hofft Goßner. Hier gebe es schon ein gutes Taktangebot, was zweite Voraussetzung für höhere Nutzerzahlen ist. Um dauerhaft mehr Fahrgäste für den Nahverkehr zu begeistern, müsse aber grundsätzlich ins Angebot investiert werden. "Nur wenn auch ein attraktives Fahrtangebot besteht, werden Menschen den ÖPNV nachhaltig nutzen – der Preis allein überzeugt hier nicht", so Goßner.
Die Diskussion ist geschlossen.
>> Um dauerhaft mehr Fahrgäste für den Nahverkehr zu begeistern, müsse aber grundsätzlich ins Angebot investiert werden. "Nur wenn auch ein attraktives Fahrtangebot besteht, werden Menschen den ÖPNV nachhaltig nutzen – der Preis allein überzeugt hier nicht", so Goßner. <<
Und wieder die übliche Leier vom AVV...
>> Zudem, so der AVV, plädiere man dafür, das Ticket nicht rein online anzubieten. Damit schließe man einen Teil der Fahrgäste aus. <<
Der AVV sollte sich zuerst mal etwas für Teilzeitarbeit einfallen lassen, bevor er hier Lobby für Leistungsverweigerer spielt! Im Grunde gehört das bei AVV und swa für den Tarif zuständige Personal einfach in den Bus gesetzt - als Fahrer. Diese seit der Tarifreform fortgesetzte Unwilligkeit den gesellschaftlichen Trend zu mehr Teilzeitarbeit zu berücksichtigen ist schon bemerkenswert.
Ein preiswertes Bundesticket hätte die Kraft in diese verkrusteten Strukturen der Vollzeit-Abos aufzubrechen. Einen anderen Ansatz sehe ich nicht mehr.
Also die allererste 4er morgens ist sehr gerne so gut belegt, dass man kurz vorm kö keinen Sitzplatz mehr bekommt. Mehr randzeit als das geht kaum.
Genau das richtige Zeichen zur richtigen Zeit, so dass die Menschen zur Nutzung des ÖPNV angeregt werden! Way to go!
Die Renten sind in den letzten 2 Jahren um 5,35 Prozent angehoben worden, das sind im Jahr 2,675 Prozent. Die Schere weitet sich weiter zwischen arm und reich.
"AVV-Tariferhöhung zum 1. Januar 2023 um knapp zehn Prozent"?
Aber alles in Frage stellen, warum die Gewerkschaft IG Metall 8,2% fordert.
Wann werden die Tarifausnahmen für Friedberg, Gersthofen usw. endlich abgeschafft? Der Augsburger darf mit dem Kurzstreckenticket
nur 4 Stationen fahren. Der Augsburger finanziert das mit.
Wenn außerhalb der Stoßzeiten 40 Meter lange und 45 Tonnen schwere Straßenbahnzüge praktisch leer die Schienen abnutzen, scheint mir das Problem mit mangelnder Wirtschaftlichkeit nicht bei den Energiepreisen oder zu geringen Einnahmen zu liegen. Mir kommt das Augsburger Straßenbahnnetz wie eine Dauerbaustelle vor, ständig muss irgendwo was ausgebessert werden.
Schon seltsam, Gerold R., wenn auf Augsburgs Straßen tonnenschwere PKW und SUV fahren, in denen meist nur eine Person sitzt, dann regt Sie das offenbar nicht auf. Und wenn sich kurz vor einer Endstation nicht mehr viele Leute in einer Straßenbahn befinden, dann ist das völlig normal. Im Innenstadtbereich sind die Bahnen durchaus gut besetzt, auch wenn Ihnen das vielleicht nicht so auffällt. Guten ÖPNV zeichnen zwei Dinge aus,das sind kurze Taktzeiten und ein gutes Platzangebot. Niemand steht gern in einer vollen Tram oder einem vollen Bus. Übrigens müssen auch Augsburgs Straßen ständig ausgebessert werden, denn sowohl Schienen wie Straßenbelag haben nur eine begrenzte Lebensdauer. Wobei die der Schienen die des Straßenbelags weit übersteigt.
Maximilian N.: Nennen Sie mir doch bitte mal ein Unternehmen des Öffentlichen Nahverkehrs, welches durch den Ticketverkauf reich geworden ist. Sie vermengen hier zudem Dinge, die nichts miteinander zu tun haben!
Von Walter K. : Weniger Masse als der Autoverkehr transportiert eine Tram erst ab ca. 40 bis 50 Fahrgästen und das wird außerhalb der Stoßzeiten sehr oft unterschritten. Ein guter ÖPNV zeichnet sich dadurch aus, dass die Transportkapazität der Einwohnerzahl der zu erschließenden Stadtviertel entspricht und dass ein Umsteigezwang einen eindeutigen Geschwindigkeitsvorteil bietet. Zu groß dimensionierte Transportkapazitäten zwingen zu Sparmaßnahmen.
Die Augsburger Tramfetischisten scheinen das nicht verstanden zu haben. Um die 40 Meter langen Bahnen vollzukriegen, müssen Busreisende zum Umsteigen gezwungen werden. Wie das zum Frust wird, sieht man im Osten Augsburgs, wo für die Linie 6 insgesamt 4 Direktverbindungen zum KÖ gekappt und die Fahrplantakte teilweise verschlechtert wurden. Auch die Anbindung das Spickelbads ist seitdem miserabel.
Diese Erhöhung trifft vor allem die Menschen mit schwachem Einkommen und das ist nicht vertretbar.
Nur so werden die Reichen noch reicher! Aber keine Angst, Sondervermögen für mehr Waffen ist zumutbar! Die Grünen sind wirklich ein schlechter Witz!
@Von Maximilian N.: Es ist traurig, wer ein Auto besitzt und Vermieter ist, gehört wie ich wahrscheinlich schon zu den Reichen. Ganz ehrlich, ich würde gerne mit meiner Einkommenssteuer den ÖPNV für die sozial schwächeren zu praktisch 90% mitfinanzieren, so dass ihn jeder nahezu kostenlos nutzen kann. Aber dann bitte mit Maß und Ziel, keine Buslinien auf dem Land, die nur heiße Luft transportieren, weil es keine ausreichende Nachfrage gibt.
@Gerold R.: Ohne vernünftiges Angebot aber auch keine Nachfrage.