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Turner aus Augsburg: Lukas Schlotterer: Mit 16 Jahren schon ein Überflieger

Turner aus Augsburg

Lukas Schlotterer: Mit 16 Jahren schon ein Überflieger

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    Der Turner Lukas Schlotterer. Bild: Michael Hochgemuth
    Der Turner Lukas Schlotterer. Bild: Michael Hochgemuth

    Wahre Größe lässt sich bei den Turnern nicht in vielen Zentimetern messen. Ein Weltklassemann wie Fabian Hambüchen ist nur 1,63 m lang - und damit viel kürzer als der 16-jährige Lukas Schlotterer. "Ich bin bei den Turnwettkämpfen mit meinen 1,75 m fast immer der Größte", sagt der Spezialist vom TSV Schwaben Augsburg und hofft darauf, dass ihn sein Gefühl nicht trügt.

    "Ich glaube, dass ich nicht mehr wachse", meint der Schüler. 1,75 m sei das richtige körperliche Mittelmaß zwischen Alltag und Turnen, versichert er. Viel länger darf Schlotterer nicht mehr werden, wenn er seine hohen Ziele an den Geräten verwirklichen will. "Wenn ich noch größer werde, tue ich mich schwer mit den Kraftübungen an den Ringen und bekomme Probleme mit der Rotation bei den Überschlägen."

    An diesem Tag bleibt der Turner im Zentrum an der Haunstetter Arberhalle auf dem Boden. Einige Haarrisse in den Knochen des Sprunggelenks müssen ausgeheilt werden. "Aber ich hatte bisher Glück mit Verletzungen - einmal habe ich mir einen Finger ausgekugelt, das andere Mal musste ich wegen einiger Bänderrisse im Knöchel pausieren", zählt das Mitglied des deutschen C-Kaders auf.

    In der Welt der fliegenden Männer ist das Risiko ein Dauerbegleiter. Der Cottbuser Ronny Ziesmer landete 2004 nach einem Trainingsunfall im Rollstuhl und ein Turnerkollege, der in der TV-Show "Wetten, dass...?" kürzlich mit Federbeinen über Autos sprang, kämpft in einer Rehaklinik mit den erheblichen Folgen seines Absturzes.

    Schlotterer hält seinen Sport jedoch nicht für besonders gefährlich. "Mir kann auch was passieren, wenn ich über die Straße gehe", sagt er und verweist auf seine Erfahrung in der Akrobatikbranche. "Ich mache das, seitdem ich sechs Jahre alt bin. Die Bewegungsabläufe werden in der Schnitzelgrube einstudiert und Stück für Stück in das Wettkampfprogramm eingebaut." Zur Kunst des Turnens gehört auch die Fähigkeit, den Aufprall zu meistern. "Wenn man weiß, wie man zu fallen hat, halten sich die Folgen in Grenzen", ist er überzeugt.

    Die Eltern schickten Lukas früh zum Turnen, weil "ich ein sehr aktives Kind war" - das dann auch schnell Karriere machte. Bereits im Alter von zehn Jahren nahm ihn der Deutsche Turner-Bund in seinen Kader auf. Normalerweise bringt es der 16-Jährige auf rund 25 Trainingsstunden pro Woche. Sein Trainer Florian Schreiber ist beeindruckt, wie Schlotterer Sport und Schule koordiniert. "Das Anna-Gymnasium ist sehr aufgeschlossen, aber andere Turner haben an einem Sportgymnasium natürlich noch bessere Möglichkeiten."

    Schlotterer hält den Nachteil für nicht so gravierend. "Die reine Stundenzahl im Training ist nicht entscheidend." Der Augsburger beginnt demnächst mit der Arbeit an seinem neuen Programm. "Im Lerntraining werden neue Teile einstudiert, die anschließend in die Übungen eingebaut werden", beschreibt er seine Aufgaben in den ersten drei Monaten des neuen Jahres. "Ich würde 2011 gerne an einem U-18-Länderkampf teilnehmen", beschreibt er seine Wünsche. Die Olympischen Spiele der Erwachsenen 2012 in London hält er für ein unrealistisches Ziel. "Die aktuelle Männer-Nationalmannschaft hat ein derart hohes Niveau, dass es fast unmöglich ist, da hineinzukommen." Lukas Schlotterer macht trotz seiner Jugend einen abgeklärten Eindruck. Ruhig und bestimmt gibt er Einblicke in sein Turnerleben, das vor allem kurz vor wichtigen Wettkämpfen kein Zuckerschlecken ist. "Da gibt es keine Tiefkühlpizza." Mit viel Training und fettarmer Nahrung verringert er sein Körpergewicht von 63 auf 60 Kilogramm, damit ihm die Salti leichter fallen.

    Urlaub am Meer

    kann Probleme bringen

    Auch Urlaub am Meer kann für einen Spezialisten wie Schlotterer zum Problem werden. "Wenn ich viel zum Schwimmen gehe, löst sich meine Hornhaut an den Händen ab. Anschließend kann es schon passieren, dass ich nach dem Training Hautfetzen entfernen muss." Für den Augsburger ist das jedoch kein ernsthaftes Hindernis. Wenn es mal nicht so läuft, schaut er sich im Internet besonders gelungene Turndarbietungen an und auch für seine Zeit nach der Laufbahn hat er schon genaue Pläne. "Ich will später Trainer werden."

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