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Sportpolitik: Die Stadt Augsburg bittet die Vereine zur Kasse

Sportpolitik

Die Stadt Augsburg bittet die Vereine zur Kasse

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    Die Nutzung der städtischen Sportanlagen wird erstmals seit acht Jahren wieder teurer für die Augsburger Sportvereine.
    Die Nutzung der städtischen Sportanlagen wird erstmals seit acht Jahren wieder teurer für die Augsburger Sportvereine. Foto: Ulrich Wagner

    2016 war das Jahr der Angelique Kerber. Die deutsche Tennisspielerin gewann die Australian Open, wurde in Wimbledon Zweite, holte olympisches Silber in Rio, gewann die US Open und war am Ende des Jahres Weltranglisten-Erste. 2016 gewann Nico Rosberg die Formel 1, Turner Fabian Hambüchen wurde Olympiasieger am Reck. Es war auch das Jahr, in dem die Vereine, die städtische Sportanlagen mieten, letztmalig eine Mieterhöhung durch die Stadt erhielten. Acht Jahre, in denen viel passiert ist, hielt die Stadt die Entgelte konstant. Ab 1. Januar 2025 werden die Mieten steigen. Und zwar deutlich. In einem ersten Schritt um 15 Prozent, ab 2027 dann noch einmal um zehn Prozent. Das beschloss jetzt der Sportausschuss der Stadt Augsburg. Zudem erfolgt ab 2027 eine automatische Erhöhung der Mieten alle zwei Jahre anhand des Verbraucherpreisindexes. 

    Der Verbraucherindex ist seit 2026 um rund 25 Prozent gestiegen

    Der ist seit 2016 um rund 25 Prozent gestiegen, wie Ulrike Greiffenberg, die zusammen mit Petra Keller das Augsburger Sport- und Bäderamt leitet, bei ihrem Vortrag verdeutlichte. Alleine im Energiesektor ist der Index in den letzten fünf Jahren um 50 Prozent gestiegen, der Gaspreis hat sich seit 2020 mehr als verdoppelt. Was die Stadt gerade bei den energieintensiven Bädern und Eisstadien besonders traf. Dennoch gab sie diese Preissteigerungen an die Vereine und sonstigen Nutzer der städtischen Anlagen nicht weiter. Jetzt muss die Stadt nachziehen. So kostet ab Januar die Stunde in einer normalen städtischen Sporthalle 28,80 anstatt 25 Euro, die Belegung einer Schwimmbahn 11,50 Euro (Stunde) anstatt zehn, die Nutzung eines großen Spielfeldes auf einer der Bezirkssportanlagen 23 anstatt 20 Euro, eine Stunde Eiszeit im Curt-Frenzel-Stadion oder in der Eishalle Haunstetten 69 anstatt bisher 60 Euro. Andere Nutzer wie Hobbygruppen und gewerbliche Nutzer zahlen von Haus aus deutlich höhere Beträge. 

    160.000 Euro Mehreinnahmen für die Stadt Augsburg

    Insgesamt erwartet das Sport - und Bäderamt im ersten Schritt Mehreinnahmen in Höhe von rund 160.000 Euro. Ab 2027 dann noch einmal um rund 122.000 Euro. Sportreferent Jürgen Enninger verwies darauf, dass damit die tatsächlichen Kosten bei Weitem nicht gedeckt sind. Doch das sei auch gut so. „Die Deckungsbeiträge der Mieten für die Sportanlagen sind sehr, sehr niedrig. Da würden auch 25 Prozent auf einen Schlag nicht reichen. Aber wir müssen auch das Gemeinwohl im Blick haben."

    Eine Angleichung nimmt das Sport- und Bäderamt in dem Bereich der Bäder vor. Dort wurde bisher nicht zwischen Vereinen und anderen Nutzern (außer gewerblichen Schwimmschulen) unterschieden. Das ändert sich ab 2025, was deutliche Mehrkosten vor allem für die Universität und private Schulen bedeutet. Davon ausgenommen sind die Wasserwacht und die DLRG, die durch die Unterstützung im Rahmen der Aufsicht im Freibadebetrieb eine Sonderstellung haben. Sie zahlen nur 25 Prozent des Vereinstarifs.

    Mit der Mietanpassung für die Vereine soll auch ein Zeichen an die Vereine gesendet werden, die eigene Anlagen unterhalten. Denn die müssen die enormen Kostensteigerungen alleine stemmen. Zwar hat die Stadt diese Mehrbelastungen durch zusätzliche Förderungen versucht zu dämmen, doch kam ein Teil der zusätzlichen Zahlungen, zum Beispiel über eine zusätzliche Übungsleiterpauschale, auch den Vereinen zugute, die nur Mieter sind. 

    Mit Zähneknirschen stimmten die Mitglieder des Sportausschusses der Beitragserhöhung zu. Beate Schabert-Zeidler (Bürgerliche Mitte) merkte an, dass die geplante Erhöhung den Abstand zu den Kostensteigerungen der besitzenden Vereine nicht wirklich verkürzen werde. „Die Gerechtigkeitslücke wird eher wieder größer. Wir jagen der Differenz dann weiter nach.“ Serdan Akin (Grüne) hielt den Schritt für verantwortungsvoll: „Dieses Zwei-Schritt-Verfahren finde ich auch sinnvoll, damit wir die Vereine nicht überfordern." 

    Mieten für die Augsburger Sportvereine werden jetzt automatisch erhöht

    Groß war die Zustimmung auch für die automatisierte Indexierung der Mieten. Das heißt, sie werden nun alle zwei Jahre automatisch erhöht. Es braucht dazu keine Zustimmung mehr im Sportausschuss. Nur wenn die Erhöhung ausgesetzt werden soll, muss dies im Sportausschuss behandelt werden. Akin noch einmal: „Es ist sinnvoll, da das Ganze jetzt nicht mehr ein Spielball der Politik ist, sondern verwaltungsseitig periodisch alle zwei Jahre überprüft wird. Alle haben so ein Stück weit mehr Transparenz und können sich darauf einstellen.“ 

    Schwimm-Funktionär Bernd Zitzelsberger (CSU) verwies auf die Folgen der Erhöhung: „Die Vereine werden die höheren Gebühren mit Beitragserhöhungen in den nächsten Jahren weitergeben müssen. Irgendwo muss das Geld ja herkommen. Ich habe Bauchschmerzen, aber ich finde es noch vertretbar in dieser Höhe, denn es darf nicht so sein, dass sich ein Teil der Augsburger die Beiträge in einem Sportverein nicht mehr leisten können.“

    Für die Vereine, die künftig mit dauerhaft steigenden Mieten rechnen müssen, wird die Jugendarbeit jetzt noch wichtiger. Denn sie erhalten einen linearen Rabatt nach dem Jugendanteil laut der Bestandsmeldung beim BLSV. Ein Verein mit zum Beispiel 40 Prozent Jugendanteil zahlt nur 60 Prozent der festgesetzten Miete. 

    Der Tarif-Vergleich für die Augsburger Sportvereine (Vereine erhalten linearen Rabatt nach Jugendanteil)

    2024

    • Schwimmbad (Auszug): Bahn 10 Euro, Deckenflutlicht 0 Euro, Temperaturerhöhung 0 Euro
    • Bezirkssportanlagen (Auszug): Spielfelder 20 Euro, Flutlicht 15 Euro, Flutlicht Rosenau 250 Euro (maximal 3 Reihen), Sondervereinbarungen 6 bis 13 Prozent der Einnahmen, bei Personalabstellung 70 Euro je Mitarbeiterstunde
    • Leichtathletikanlagen (Auszug): Tenne oder Asphalt 10 Euro, Kunststoff 20 Euro
    • Hallen (Auszug): Gesamthalle 25 Euro
    • Eisstadien (Auszug): Curt-Frenzel-Stadion I 60 Euro, Sommer ohne Eis 25 Euro, C-F-S Bahn II 40 Euro, Sommer ohne Eis 15 Euro, Haunstetten 60 Euro, Sommer ohne Eis 25 Euro, Zuschlag Sommereis 20 Euro, Sondervereinbarungen 6 bis 13 Prozent der Einnahmen, bei Personalabstellung 70 Euro je Mitarbeiterstunde

    2025

    • Schwimmbad: Bahn 11,50 Euro, Deckenflutlicht 25 Euro, Temperaturerhöhung 20 Euro
    • Bezirkssportanlagen: Spielfelder 923 Euro, Flutlicht 17,30 Euro, Flutlicht Rosenau 250 Euro (zwei zum Preis von einem), Sondervereinbarungen 10 bis 15 Prozent der Einnahmen, bei Personalabstellung 70 Euro je Mitarbeiterstunde
    • Leichtathletikanlagen: Tenne oder Asphalt 11,50 Euro, Kunststoff 23 Euro
    • Hallen (Auszug): Gesamthalle 28,80 Euro
    • Eisstadien (Auszug): Curt-Frenzel-Stadion I 69 Euro, Sommer ohne Eis 28,80 Euro, C-F-S Bahn II 46 Euro, Sommer ohne Eis 17,30 Euro, Haunstetten 69 Euro, Sommer ohne Eis 28,80 Euro, Zuschlag Sommereis 23 Euro, Sondervereinbarungen 10 bis 15 Prozent der Einnahmen, bei Personalabstellung 70 Euro je Mitarbeiterstunde

    2027

    • Schwimmbad (Auszug): Bahn 12,70 Euro, Deckenflutlicht 27,50 Euro, Temperaturerhöhung 22 Euro
    • Bezirkssportanlagen (Auszug): Spielfelder 25,30 Euro, Flutlicht 919 Euro, Flutlicht Rosenau 250 Euro (zwei zum Preis von einem), Sondervereinbarungen 10 bis 15 Prozent der Einnahmen, bei Personalabstellung 70 Euro je Mitarbeiterstunde
    • Leichtathletikanlagen (Auszug): Tenne oder Asphalt 12.70 Euro, Kunststoff 25,30 Euro
    • Hallen: Gesamthalle 31,70 Euro
    • Eisstadien: Curt-Frenzel-Stadion I 75,90 Euro, Sommer ohne Eis 31,70 Euro, C-F-S Bahn II 50,60 Euro, Sommer ohne Eis 19 Euro, Haunstetten 75,90 Euro, Sommer ohne Eis 31,70 Euro, Zuschlag Sommereis 25,30 Euro, Sondervereinbarungen 10 bis 15 Prozent der Einnahmen, bei Personalabstellung 70 Euro je Mitarbeiterstunde
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