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Schach: Wie die Corona-Pandemie dem Schach-Sport in Augsburg zusetzt

Schach

Wie die Corona-Pandemie dem Schach-Sport in Augsburg zusetzt

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    Internationales Großmeisterturnier Schachturnier  
Schach Symbolbild Schachfiguren Schachbrett
Foto: Fred Schöllhorn
    Internationales Großmeisterturnier Schachturnier Schach Symbolbild Schachfiguren Schachbrett Foto: Fred Schöllhorn Foto: Fred Schöllhorn

    Johannes Pitl war im November schon mitten in den Vorbereitungen für das Internationale Schach-Meisterturnier, das bereits 14 Mal in Augsburg stattgefunden hat. Zu seiner großen Freude hatte der Vorsitzende des SK 1908 Göggingen dazu bereits ein großes Schachtalent, den 14-jährigen deutschen Meister Leonardo Costa vom Schachklub München Südost, verpflichtet. Dann aber schwante Pitl angesichts der steigenden Corona-Inzidenzzahlen, dass er wie schon 2020 wohl auch in diesem Jahr das traditionsreiche Turnier zwischen Weihnachten und dem Jahreswechsel würde absagen müssen. Ein paar Tage und ein paar Absagen später war es dann so weit, Pitl zog erneut die Reißleine.

    „Ich habe einfach befürchtet, dass die ausländischen Spieler nicht einreisen dürfen. Und ohne die kann man kein internationales Meisterturnier machen. Dabei wäre es natürlich ein Highlight gewesen, wenn der junge deutsche Meister in Augsburg in diesem Feld gespielt hätte“, bedauert Johannes Pitl die erneute Absage.

    Anfang April soll im Kongress am Park Bundesliga-Schach zu bestaunen sein

    Der Organisator ist in guter Gesellschaft. Auch die Schach-Bundesliga, in der der BC Augsburg mit einer Mannschaft vertreten ist, hat nach der Verschärfung der Corona-Regeln Anfang Dezember ihren Spielbetrieb eingestellt und will erst Anfang März wieder starten. Für 9. April ist nun der abgesagte Heimspieltag der Augsburger im Kongress am Park angesetzt. Pitl ist davon noch nicht überzeugt. „Ich rechne eigentlich nicht damit“, sagt er nüchtern. Während andere Sportarten, wenn Präsenzveranstaltungen ausfallen, meist ziemlich runtergefahren werden müssen, wird im Schach verstärkt digital weitergespielt. „Der Sport floriert im Internet“, bestätigt Pitl, „da werden sogar die offiziellen Meisterschaften ausgetragen.“

    Auch Eckhardt Frank, Vorsitzender des SK Kriegshaber weiß, wie stark sich Schach derzeit ins Netz verlagert, bemerkt bei seinen eigenen Mitgliedern mittlerweile jedoch eine gewisse Internetmüdigkeit. „Natürlich haben auch wir versucht, das Ganze über Onlineschach hinzukriegen und verschiedene Turniere gespielt. Aber es ist kein Vergleich. Man kann wirklich sehen, dass mit der Zeit die Spieler wegbröckeln. Das ist klar erkennbar. Bei uns im Verein, aber auch im ganzen Verband“, beschreibt er die aktuelle Lage. Der Mangel an direktem Austausch und Interaktion mache sich bemerkbar. „Das geht jetzt fast zwei Jahre lang und es ist extrem schwer, dabei ein Vereinsleben aufrechtzuerhalten.“

    Um trotz Pandemie im Spiellokal im Alten Zollhaus für beste Bedingungen zu sorgen, hat der Verein sogar eine klinische Luftfilteranlage für rund 3000 Euro angeschafft. „Das dürfte der Ferrari unter den Luftfilteranlagen sein. Da wird die Luft etwa fünf bis sechs Mal in der Stunde komplett umgewälzt“, berichtet Eckardt Frank. „Wir versuchen, das Maximale an Hygiene zu erreichen, aber dennoch kommen viele Mitglieder einfach nicht mehr. Entweder haben sie sich an den Computer gewöhnt oder sie sind doch zu unsicher“, sagt Frank mit Blick auf seine 110 Mitglieder, von denen zehn zum Jahresende gekündigt hätten. „Das, was man an Hygienemaßnahmen machen kann, haben wir gemacht. Aber es zahlt sich nicht so aus, wie wir es gerne hätten.“ Zudem herrscht auch in den unteren Schachligen Unklarheit, wie es weitergehen soll. Ob die Saison wieder komplett abgebrochen wird oder ob im Frühjahr doch noch zu Ende gespielt werden kann.

    Augsburger Stadtmeisterschaft wird ab Montag in Kriegshaber gespielt

    Deshalb hat Eckhardt Frank alles daran gesetzt, zumindest das Weihnachts-Open des SK Kriegshaber, das als Augsburger Stadtmeisterschaft gewertet wird, wie geplant von diesem Montag an bis zum 31. Dezember durchzuführen. Das Turnier findet im großen Saal des Pfarrheims Kriegshaber statt.

    Bei der Jahreshauptversammlung seien viele Mitglieder der Überzeugung gewesen, dass man nicht verschieben dürfe, weil sie endlich wieder vor Ort spielen wollen. „Jetzt sind es aber doch relativ wenige, die teilnehmen“, berichtet Frank enttäuscht. Verglichen mit den Jahren vor der Pandemie, als sich bis zu 120 Spielerinnen und Spieler im Saal des Pfarrheims Kriegshaber drängten, sogar eine rekordverdächtig niedrige Anzahl. „35 wären zugelassen, aber es werden wohl weniger sein“, sagt Frank. Dabei hat der Verein neben einem umfangreichen Hygienekonzept auf der Basis von 2G-Plus auch einen Arzt vor Ort, der die Nachweise überprüft und Tests durchführen kann.

    So weit ist Johannes Pitl gar nicht gekommen. Als Vorsitzender des SK 1908 Göggingen peilt er in zwei bis drei Jahren seinen Rückzug an. Deshalb klingt angesichts der zweiten Absage in Folge ein wenig Wehmut mit: „Es ist schon traurig. Ich habe mir aber gesagt, dass ich mich so nicht in den Ruhestand versetzen lasse.“ Zumindest hat er fest vor, als Organisator noch ein letztes Mal das Internationale Meisterturnier zu Ehren des Sportmäzens Max Gutmann als Präsenzveranstaltung auszurichten.

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