Dass Marco Brenner, 19, bei seinem Debüt als Rennradprofi beim Frühjahrs-Klassiker „Strade bianche“ das Ziel in Siena nicht erreichen würde, hatte sein Team DSM schon vor dem Start in der malerischen Stadt in der Toskana eingeplant. Als dann auch noch kurzfristig DSM-Kapitän Romain Bardet ausfiel, war klar: Zu einem Spitzenplatz im Gesamtklassement reicht es nicht, also ließen die DSM-Verantwortlichen ihren jungen Wilden und Strade-Debütanten, den erst 19-jährigen Marco Brenner und den drei Jahre älteren Neo-Profi Leon Heinschke, ohne Teamzwänge von der Leine.
Und vor allem Marco Brenner mischte von Beginn an das Feld auf der 184 Kilometer langen Strecke mit den vielen Schotterstraßen-Passagen in der Toskana gehörig auf. Über 100 Kilometer attackierte der Augsburger immer wieder, war mit Heinschke in der ersten Ausreißergruppe und gehörte auch dann zu dem Quartett, das 50 Kilometer vor dem Ziel vom Feld eingeholt wurde. Die heftigen Windböen hatten zu einigen Stürzen geführt und das Feld hektisch bei hohem Tempo fahren lassen.
Tour-Sieger Tadej Pogacar fliegt an Marco Brenner vorbei
Wenige Minuten nach der Vereinigung trat Top-Favorit Tadej Pogacar (UAE Emirates) an, den Tour-Sieger konnte niemand mehr halten und am Ende hatte der Slowene 37 Sekunden Vorsprung auf Alejandro Valverde (Movistar).
Brenner war da schon durchgereicht worden. Über vier Stunden hatte er im Feld der besten Radrennfahrer das Tempo vorgegeben, um am Ende nicht einmal mehr ins Klassement zu kommen. „Ich habe alles probiert, aber am Ende habe ich die Pedale gar nicht mehr rum bekommen. Ich hatte Rückenbeschwerden, weil ich so eine Belastung noch nicht wirklich gewohnt bin. Darum habe ich am Ende auch aufgegeben, um mich nicht zu erkälten“, erzählte der Augsburger.
Das Team DSM war mit Marco Brenner sehr zufrieden
Trotzdem war er mit seiner Leistung sehr glücklich, auch wenn er bei diesem prestigeträchtigen Klassiker gerne ins Ziel gekommen wäre. Aber auch so machte er auf sich aufmerksam. „Das Team war sehr zufrieden mit mir. Wir sollten so lange wie möglich vorne im Renngeschehen mit dabei sein. Zu warten, bis wir abgehängt werden, war auch keine Option“, erzählte Brenner von den kaum vorhandenen Vorgaben. Normalerweise in ein strenges Konzept gepresst, zeigte das Rennrad-Talent keine Scheu vor großen Namen. Solange er konnte. „Es ist fast schon vorprogrammiert, wenn man in die erste Fluchtgruppe geht, dass man am Ende keine Kraft mehr hat“, sagt Brenner, der in seiner zweiten Profi-Saison wieder einen Schritt nach vorne gespürt hat: „Voriges Jahr wollte ich einfach nur dabei sein bei solchen Rennen. In dieser Saison erwarte ich schon mehr von mir. Ich habe gesehen, dass ich mithalten kann“, erzählte er am Sonntag am Flughafen von Bologna kurz vor seinem Rückflug nach München. Jetzt wird er sich zu Hause auf das nächste Rennen am 16. März vorbereiten: Mailand – Turin. Da will er das Ziel auf jeden Fall erreichen.