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Moutainbike: Spektakuläre Bilder auf Kosten der Mountainbike-Fahrer?

Moutainbike

Spektakuläre Bilder auf Kosten der Mountainbike-Fahrer?

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    Auch Mountainbike-Profi Leonie Daubermann aus Gessertshausen beschwert sich über die aus ihrer Sicht „unverhältnismäßig“ schwere Strecke in der Schweiz. Damit ist ihr Traum von Olympia endgültig ausgeträumt.
    Auch Mountainbike-Profi Leonie Daubermann aus Gessertshausen beschwert sich über die aus ihrer Sicht „unverhältnismäßig“ schwere Strecke in der Schweiz. Damit ist ihr Traum von Olympia endgültig ausgeträumt. Foto: Staron-Photo

    Das hat sich Leonie Daubermann alles ganz anders vorgestellt. Natürlich war der Mountainbike-Fahrerin aus Gessertshausen (Lkr. Augsburg) klar, dass der Traum von den Olympischen Spiele in nach ihren schlechten Saisonergebnissen schon länger geplatzt war. Nur eine deutsche Fahrerin wird Ende Juli beim Cross-Country-Wettbewerb rund um den Elancourt Hügel auf einem ehemaligen Sandsteinbruch-Gelände in der Nähe von Paris an den Start gehen und das ist nicht Daubermann. Am Mittwoch gab der Bund deutscher Radfahrer (BDR) bekannt, dass es Nina Benz sein wird. Bei der Worldcup-Premiere im schweizerischen Crans-Montana wollte die vierfache deutsche Meisterin aber noch einmal zeigen, dass sie besser ist als Platz 35 beim Weltcup im brasilianischen Mairipora oder Rang 44 in Val di Sole oder Platz 17 bei der EM.

    Leonie Daubermann verletzt sich schwer am Knie

    Doch nach einem Sturz trägt die 24-Jährige seit rund zehn Tagen eine orthopädische Schiene. Die Bewegungen, die sie mit dem lädierten Knie ausführen kann, sind auf 60 Grad limitiert. Der Befund nach dem MRT tut beim Lesen weh. „Innenband angerissen, tief reichender Knorpeleinriss, Knochenödem, erhebliches Weichteilödem und Gelenkerguss.“ Und das alles in dem Knie, in dem sich Daubermann erst vor zwei Jahren das Kreuzband riss. „Bei mir ist diese Saison wirklich der Wurm drin. Ich weiß nicht, was ich noch alles durchmachen muss, bis es wieder bergauf geht“, sagt Daubermann niedergeschlagen.

    Sie war aber nur eines von vielen Sturzopfern an diesem denkwürdigen Rennwochenende in der vor allem als Skiresort bekannten 10.000–Einwohner-Gemeinde im Kanton Wallis. Doch wie überall versuchen die Bergregionen auch im Sommer attraktiver zu werden. Crans-Montana mit einer neuen Mountainbike-Strecke, die im vergangenen Jahr mit der Schweizer Meisterschaft eingeweiht wurde.

    Mountainbike-Weltcup erstmals in Crans-Montana

    Nun machte der Weltcup das erste Mal Station in der Ferienregion. Doch in den ursprünglichen Kurs wurden bewusst noch einmal künstliche Hindernisse eingebaut. Ein Abschnitt mit einer Geländestufe in einem großen Steinfeld etwa und eine lange Passage über abgesägte Baumstämme. Schwierige Passagen, die den anspruchsvollen Kurs noch selektiver und vor allem spektakulärer machen sollte.

    MTB-Online-Fachzeitschrift titelt: „War die Strecke in Crans-Montana zu gefährlich?“

    Das soll auf Drängen der US-amerikanischen Film- und Fernsehgiganten Warner Bros. passiert sein, der sich 2023 die Übertragungsrechte der Trendsportart für seinen Streamingkanal Disney++ gesichert hat. Dies behauptet auf jeden Fall die MTB-News, eine in der Szene anerkannte Online-Fachzeitschrift. „Spektakel sollte geliefert werden!“, wird dort vermutet. Wurde da für spektakuläre TV-Bilder mit der Gesundheit gespielt? Geht der Trend zu immer gefährlicheren Strecken, um spektakuläre TV-Bilder zu bekommen? Ja, sagt Leonie Daubermann. „Das kann man schon auf jeden Fall so sagen.“ Auch die MTB-News stellte diese Frage: „War die Strecke in Crans-Montana zu gefährlich?“ Ja, war sie, sagt Daubermann. Seit zwei Jahren fährt sie jetzt im Weltcup. Sie weiß, dass ihre Sportart Risiken trägt, aber die müssen kalkulierbar bleiben. Und das waren sie in Crans-Montana nicht, aus ihrer Sicht. „Die Strecke war unverhältnismäßig schwer und gefährlich gebaut. Ich bin ja nur eine von vielen Sportlerinnen, die es erwischt hat.“ Und das genau bei der neu errichteten Baumstamm-Passage. Eine andere Fahrerin verlor die Kontrolle, Daubermann konnte in der schwierigen Abfahrt nicht mehr ausweichen und kam selbst zu Fall.

    Harsche Kritik aus dem Fahrerlager

    Schon beim Training gab es zahlreiche Stürze. Harsche Kritik aus dem Fahrerlager war die Folge, die Veranstalter versuchten die Strecke während des Trainings mit massiven Anpassungen und Veränderungen zu entschärfen. Ein unüblicher Vorgang bei einem Rennen. Die Strecke sollte bis zum Training fix arrangiert sein. Man habe die Fahrerinnen und Fahrer in den ersten Trainingseinheiten zum Testen benutzt, schimpfte Athletensprecherin Rebecca Henderson aus Australien.

    Aber auch während der Rennen gab es ein wahres Sturzfestival, der Dauerregen hatte die Strecke noch unberechenbarer gemacht. Selbst die Top-Fahrer Tom Pidcock (England) oder Nino Schurter (Schweiz) gingen mehrfach zu Boden. Ohne größere Blessuren.

    Deutscher Meister Max Brandl bricht sich den Unterkiefer

    Das kann man beim deutschen Meister Max Brandl nicht sagen. Er stürzte im großen Steinfeld, landete mit seinem Gesicht auf einem Stein und zog sich einen mehrfachen Bruch des Unterkiefers zu, der operiert werden musste. „Es darf meiner Meinung nach durchaus Schwierigkeiten auf einer Strecke geben, aber sie sollten nicht so gefährlich sein wie in Crans-Montana. Die fahrtechnische Klasse sollte entscheiden und nicht der Mut“, äußerte sich Brandl später, der jetzt wochenlang ausfällt.

    Reha während den Olympischen Spielen

    Wie Leonie Daubermann. „Die zwei letzten Weltcups in Übersee will ich auf jeden Fall fahren“, gibt sie sich aber schon wieder optimistisch. Die sind Ende September und Anfang Oktober. Ob es für die WM in Andorra reicht, wird sich erst zeigen. Die Rennpause während der Olympischen Spiele nützt sie jetzt erst einmal für ihre Rehamaßnahmen.

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