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Kanuslalom: Wie Kanutin Ricarda Funk die Olympia-Verschiebung verarbeitet

Kanuslalom

Wie Kanutin Ricarda Funk die Olympia-Verschiebung verarbeitet

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    Hat ihr Ziel nicht aus den Augen verloren: Auch wenn die Olympischen Spiele in Tokio um ein Jahr verschoben sind, will Kanutin Ricarda Funk dort unbedingt starten.
    Hat ihr Ziel nicht aus den Augen verloren: Auch wenn die Olympischen Spiele in Tokio um ein Jahr verschoben sind, will Kanutin Ricarda Funk dort unbedingt starten. Foto: Michaela Oihova, dpa

    Als vor knapp zwei Wochen die Olympischen Spiele auf den Sommer 2021 verschoben wurden, wollte Kanutin Ricarda Funk nur noch nach Hause. Weg aus Augsburg von ihrer Trainingsstrecke am Eiskanal, heim zu den Eltern nach Bad Breisig in Rheinland-Pfalz, wo sie auch die Osterfeiertage verbracht hat. Erst einmal nichts mehr hören, nichts mehr sehen und vor allem den Körper nicht mehr quälen. „Nach der Absage war für alle Kader-Kanuten klar, dass wir erst einmal aus dem Training rausgehen, runterfahren und abschalten“, sagt Funk.

    Kanutin Ricarda Funk: Olympia-Absage kam zu spät

    Immerhin sei damit eine große Ungewissheit beendet gewesen. Denn Japan und das Internationale Olympische Komittee (IOC) hatten sich lange Zeit gelassen, bis sie sich zu einer Verlegung der Spiele durchringen konnten. Zu lang, meint auch Ricarda Funk. „Ich hatte versucht, mein Training, so gut es ging, durchzuführen. Wollte zumindest das Leistungsniveau aufrecht erhalten.“ Trotzdem sei es schwierig gewesen, sich in Isolation fit zu halten und zu konzentrieren.

    Mit der Entscheidung die Spiele zu verschieben, brachen dann sämtliche Planungen, die Ricarda Funk mit ihren Trainern für ihre erste Teilnahme bei den Olympischen Spielen gemacht hatte, endgültig wie ein Kartenhaus in sich zusammen.

    "Natürlich bin ich einerseits sehr traurig, dass verschoben wurde und dass mein Traum von den Olympischen Spielen in diesem Jahr nicht mehr wahr wird. Aber andererseits ist es die richtige Entscheidung und komplett nachvollziehbar und unabdingbar“, sagt die Kanutin, die in ihrer Bootsklasse, dem Kajak Einer der Frauen, derzeit national wie international zur Creme de la Creme gehört.

    Seit einigen Jahren geht es mit der sportlichen Karriere der 26-Jährigen steil nach oben: 2017 wurde sie nicht nur Gesamt-Weltcup-Siegerin, sondern holte bei der Kanuslalom-Weltmeisterschaft in Frankreich Gold mit dem Team und Bronze im Einzel.

    Obwohl Funk nicht aus Augsburg stammt, die meiste Zeit aber in der Fuggerstadt lebt und trainiert, erhielt sie im gleichen Jahr in ihrer Wahlheimat die Auszeichnung „Augsburger Sportlerin des Jahres“. 2018 wurde Funk Vize-Weltmeisterin sowie Europameisterin im Einzel und mit der Mannschaft. Dazu gab es weitere Weltcup-Siege – und im Herbst 2019 klappte es schließlich mit der so sehnsüchtig erhofften Olympia-Qualifikation für Tokio.

    Verpatzte Qualifikation kostet Funk die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Rio

    Schon für die Spiele 2016 in Rio de Janeiro galt Ricarda Funk als große Favoritin im K1, aber ausgerechnet da patzte sie in der Qualifikation und musste ihre Hoffnungen auf Olympia begraben. Doch die Kanutin, die auf nationaler Ebene weiterhin für ihren Heimatverein KSV Bad Kreuznach fährt, gab nicht auf.

    Sie rappelte sich wieder auf und machte in der Olympia-Qualifikation 2019 alles richtig. So sicherte sie sich im vergangenen Herbst bei der Weltmeisterschaft im spanischen La Seul d´Urgell nicht nur den nationalen Startplatz im Kajak-Einer der Frauen, sondern endlich auch ihre eigene Olympia-Teilnahme.

    Nun hängt sie allerdings wieder in der Warteschleife. Erneut wird mehr als ein Jahr vergehen, bis Funk ihren Traum verwirklichen kann. Klar, dass eine Spitzenathletin in dieser Situation auch einmal hadert. „Die Olympischen Spiele haben so oft hintereinander stattgefunden. Nie ist etwas dazwischen gekommen. Und jetzt qualifiziere ich mich einmal und wir haben so eine weltweite Krise, mit der keiner rechnen konnte. Dabei habe ich mich seit Herbst so darauf gefreut, dass es in diesem Sommer so weit ist“, lässt Funk ihrer Enttäuschung freien Lauf.

    Funk hofft, dass ihre Qualifikation für Tokio 2020 auch 2021 Bestand hat

    Umso mehr wäre es für sie und alle anderen Athleten wichtig, dass an der Teilnahme der bisher Qualifikanten nicht gerüttelt wird. „Wir haben uns für die Olympischen Spiele 2020 qualifiziert. Das Internationale Olympische Komitee behält den Namen bei. 2021 werden ganz klar die Olympischen Spiele 2020 stattfinden“, betont Funk.

    Demzufolge sei es weiterhin das Recht der sportlich bereits Qualifizierten, dort auch starten zu dürfen. „Ich bitte unseren Verband, uns das Vertrauen zu schenken, dass wir auch weiterhin alles geben werden und die Möglichkeit bekommen, dort an den Start zu gehen“, richtet Funk einen schon fast flehenden Appell an die Verantwortlichen im Deutschen Kanu Verband.

    Denn das würde den gebeutelten Sportlern wieder ein wenig mehr Ruhe bringen. Für sie und ihre Kollegen sei es nämlich wichtig, sich jetzt zu erholen, physisch und psychisch. Zumal alle Wettkämpfe für die erste Saisonhälfte schon abgesagt sind; die Europameisterschaft ebenso wie die nationale Qualifikation und die ersten Weltcups.

    „Wir haben den ganzen Winter sehr hart trainiert“, gibt Funk zu Bedenken, „deshalb müssen wir nun dringend regenerieren, damit wir einen so harten Aufbau noch einmal durchstehen können“. Von ihrem großen Ziel, der Olympia-Teilnahme in Tokio, lässt sie sich auch durch diese immense Verlängerung der Vorbereitung auf keinen Fall abschrecken.

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