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Kanuslalom: Pohlen zum Krieg in der Ukraine: "Niemand kann sich mehr wegducken"

Kanuslalom

Pohlen zum Krieg in der Ukraine: "Niemand kann sich mehr wegducken"

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    Ein Freund der klaren Worte: Kanuslalom-Bundestrainer Klaus Pohlen zum Krieg in der Ukraine.
    Ein Freund der klaren Worte: Kanuslalom-Bundestrainer Klaus Pohlen zum Krieg in der Ukraine. Foto: Fred Schöllhorn

    Der ukrainische Kanuslalom-Präsident hat Europa gebeten, sich um seine Sportler im Ausland zu kümmern, die derzeit nicht heimkehren können. Was wissen Sie über deren Lage?

    Pohlen: Die Ukrainerin Victoriia Us, Achte bei den Olympischen Spielen in Tokio, war mit unseren deutschen Kanuten gerade beim Lehrgang auf La Réunion. Weil die Kreditkarten des Teams von einem Tag auf den anderen eingefroren wurden, kamen sie von dort nicht mehr weg. Der internationale Verband hat die Kosten übernommen und dank Spenden werden sie nun im französischen Pau unterkommen. So ähnlich geht es sicher vielen anderen.

    Wie muss der Sport jetzt reagieren?

    Pohlen: Es kann sich niemand mehr wegducken. Das dumme Gerede von Funktionären, dass der Sport nicht politisch ist, lässt sich nicht mehr halten. Das ist vorbei. Wenn man über Sanktionen nachdenkt und diese durchdrückt, kommt auch der Sport nicht raus. Wir werden von der Bundesregierung mit Steuergeldern rausgeschickt und repräsentieren unser Land, deshalb erwarte ich von dort eine klare Positionierung. Und auch der Sport muss nun Sanktionen ergreifen.

    Wie sehen die aus? Wollen Sie nicht mehr in einen Wettkampf mit russischen Sportlern gehen?

    Pohlen: Wir tun uns leicht, in Russland gibt es für uns keine Slalom-Wettkämpfe. Aber es werden natürlich russische Sportler hier auflaufen wollen. Ich tue mich schwer damit, zur Tagesordnung überzugehen und gemeinsam mit ihnen Sport zu machen. Wenn das so weit kommt, lasse ich es mir offen, persönliche Konsequenzen zu ziehen. Ich möchte, dass sich der Sport klar distanziert.

    Doch Ihre Forderung beschränkt sich nicht nur auf den Sport?

    Pohlen: Nein, ich sehe da nicht nur den Sport, die Bundesregierung und die Verbände, sondern auch die Stadt Augsburg in der Verantwortung. Die Stadt hat für die WM sehr viel Geld aus Steuermitteln in die Hand genommen und muss sich ebenfalls positionieren. Ich kann nur für mich persönlich sagen, die Russen sollen aus der Ukraine schnellstmöglich wieder raus. Bevor das nicht geklärt ist, kann ich mit ihnen keinen friedlichen Sport treiben. Der Sport ist eben keine Insel der Glückseligkeit mehr. Das ist durch. Es gibt Krieg. Und ich kann da im Sport nicht darüber hinweggehen.

    Wie ist die Stimmungslage bei Ihren Aktiven im Leistungszentrum?

    Pohlen: Alle waren geschockt. Für die junge Generation ist das ein komplett neues Thema. Aber das Thema ist präsent. Ich finde es gut, wenn sie unsere Sportler damit befassen und sich dazu äußern. Ich möchte niemandem einen Maulkorb aufdrücken. Aber die Lage ist sehr bedrückend.

    Alle Informationen zur Eskalation erfahren Sie jederzeit in unserem Live-Blog zum Krieg in der Ukraine.

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