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Interview: Hindernisläufer Brian Weisheit: „Im ganzen Rennen muss man hellwach sein“

Interview

Hindernisläufer Brian Weisheit: „Im ganzen Rennen muss man hellwach sein“

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    Hindernisläufer Brian Weisheit hat neben seinem Mathematikstudium auch große Pläne für die Leichtathletik-Saison 2022.
    Hindernisläufer Brian Weisheit hat neben seinem Mathematikstudium auch große Pläne für die Leichtathletik-Saison 2022. Foto: Annette Zoepf

    Herr Weisheit, wie lief das Jahr 2021 für Sie?

    Weisheit: Anfang Dezember habe ich die Saison als Mittelstrecken-Dritter bei der deutschen Crosslauf-Meisterschaft abgeschlossen. Dies war ein Höhepunkt meiner bisherigen Karriere. Ebenfalls zufrieden gewesen bin ich als Sechster über die 3000-Meter-Hindernis bei den deutschen Leichtathletik-Meisterschaften im Juni. In meiner Spezialdisziplin konnte ich mich 2021 erneut steigern, diesmal um zehn Sekunden. Meine Bestzeit im 3000-Meter-Hindernislauf steht nun bei 8:43 Minuten.

    Was sind die Ziele für 2022?

    Weisheit: Ich möchte zum Saisonbeginn beim 3000-Meter-Hindernislauf unter 8:35 Minuten bleiben. Das bedeutet voraussichtlich die Qualifikationsnorm für die Universiade im chinesischen Chengdu im Juni und für die Leichtathletik-Europameisterschaften in München im August.

    Warum ist der Hindernislauf besonders?

    Weisheit: Vier normale Hindernisse und ein Hindernis mit Wassergraben sind auf jeder der siebeneinhalb Stadionrunden zu absolvieren. Bei den Flachstrecken erreicht man seine besten Zeiten, wenn man zwischendrin abschalten kann und einfach den Körper arbeiten lässt. Auf der Hindernisstrecke geht das jedoch nicht. Man muss das ganze Rennen hellwach sein und sich auf jedes einzelne Hindernis extrem konzentrieren. Da braucht man eine enorme mentale Härte.

    Wie ist der Trainingsaufwand?

    Weisheit: Der Hindernislauf ist sehr trainingsintensiv. Ich trainiere zehn bis zwölf Mal in der Woche, natürlich auch Kraft, Technik und Koordination. Wenn ich zu Hause in Stadtbergen bin, findet man mich oft bei meinem Heimatverein TG Viktoria Augsburg im Ernst-Lehner-Stadion oder im Siebentischwald. Im Frühjahr steht ein zweiwöchiges Trainingslager in Kroatien auf dem Programm. Dort werde ich vom Grundlagentraining in das wettkampfspezifische und belastungsintensive Training wechseln.

    Wie klappt die Verbindung zwischen Sport und Studium?

    Weisheit: Man muss sich sehr gut organisieren. Im vergangenen Jahr profitierte ich etwas von der Corona-Pandemie. Durch die Onlineveranstaltungen meiner Universität ließ sich der Spagat zwischen Leistungssport und Studium besser bewältigen.

    Zehn bis zwölf Mal die Woche Training, dazu die Wettkämpfe wie hier bei den deutschen Meisterschaften: die Karriere als Hindernisläufer erfordert von Brian Weisheit ein hohes Maß an Ausdauer und Disziplin.
    Zehn bis zwölf Mal die Woche Training, dazu die Wettkämpfe wie hier bei den deutschen Meisterschaften: die Karriere als Hindernisläufer erfordert von Brian Weisheit ein hohes Maß an Ausdauer und Disziplin. Foto: Petra Weisheit

    Warum ein fränkischer Verein?

    Weisheit: Der LSC Höchstadt-Aisch nahe meinem Studienort Erlangen gilt als fränkische Läuferhochburg. Da habe ich tolle Trainingspartner. Das Laufen ist für uns ein Teamsport. In der Gruppe absolvieren wir härtere Trainingseinheiten, als wir allein schaffen würden. Außerdem haben wir uns am Erlanger Leichtathletik-Stützpunkt zu einer vereinsübergreifenden Läufer-Crew zusammengeschlossen, den „Running Gags“. Wir wollen dem Laufsport auch über unseren Youtube-Kanal mehr Aufmerksamkeit verschaffen.

    Wie läuft das Sponsoring?

    Weisheit: Leider schlecht. Ich erhalte kaum finanzielle Unterstützung, obwohl weltweit keine Sportart häufiger betrieben wird als das Laufen. Aber wir als „Running Gags“ versuchen, unseren Sport für Werbende interessanter zu machen.

    Was kommt nach dem Studium?

    Weisheit: Mein Masterstudium in Mathematik mit den Schwerpunkten Algebra und Geometrie werde ich wohl 2023 abschließen. Bis dahin wird sich zeigen, ob es beim Sport auf internationaler Ebene klappt. Eine berufliche Karriere lässt sich für ein paar Jahre nach hinten verschieben. Aber um das zu rechtfertigen, müssen die Leistungen passen. Ich schätze mich glücklich, diese Option dank meiner Eltern und eines Nebenjobs an der Uni zu haben.

    Zur Person: Brian Weisheit strebt in diesem Jahr die Europameisterschaften in München an. Bereits im Alter von zehn Jahren absolvierte er die fünf Kilometer in 21:38 Minuten. Seit vier Jahren bevorzugt der 24-jährige Hindernisläufer aus Stadtbergen den kräftezehrenden und technisch anspruchsvollen Hindernislauf über 3000 Meter. Der Mathematik-Student hat seinen Startpass beim fränkischen LSC Höchstadt-Aisch, trainiert jedoch auch bei der TG Viktoria Augsburg, seinem Heimatverein.

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