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Fußball: Warum Linus Baumeister (15) Schiedsrichter werden will

Fußball

Warum Linus Baumeister (15) Schiedsrichter werden will

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    Schiedsrichterneuling Linus Baumeister pfeift sein drittes Spiel, ein C-Jugend-Duell zwischen Neusäß und Bobingen.
    Schiedsrichterneuling Linus Baumeister pfeift sein drittes Spiel, ein C-Jugend-Duell zwischen Neusäß und Bobingen. Foto: Michael Hochgemuth

    Schon am Mittwochmorgen packt Linus Baumeister seine Sporttasche. Zwar ist es noch eine Weile hin, bis für den 15-Jährigen sein drittes Spiel als Schiedsrichter ansteht. Aber schon bei der Vorbereitung achtet der Nachwuchsschiedsrichter darauf, dass alles passt. Linus besucht die neunte Klasse im Gymnasium und spielt selbst Fußball, als Innenverteidiger. Nun aber hat er auch die Schiedsrichterlaufbahn eingeschlagen. Erst steht noch ein Schulausflug an, dann geht es am Abend zum Duell zwischen dem TSV Neusäß und der SG SSV Bobingen, ein C-Junioren-Spiel in der Kreisklasse Augsburg 4. 

    Seine Mutter hat Linus den entscheidenden Schubs gegeben, sich als Unparteiischer zu versuchen. "Ich war selbst nicht immer nett zu den Schiedsrichtern und habe auch ein gewisses Temperament. Da hat meine Mama irgendwann gesagt: Wenn du meckern kannst, mach es erst einmal selbst." Das hat der Fußballer des TSV Dinkelscherben sich zu Herzen genommen. Die Aufnahme in die Schiedsrichtergruppe habe super funktioniert, dort sei er sehr freundlich empfangen worden. Die ersten beiden Spiele in der D-Jugend seien gut gelaufen, erzählt Linus. Im dritten Spiel geht es nun erstmals in die C-Jugend. 

    Als Schiedsrichter muss der 15-Jährige den Platz kontrollieren und die Trikotfarben abklären

    Als die Mutter Linus zum Spiel fährt, geht er ohne Handy noch einmal alles im Kopf durch. Vor Ort stehen gleich die ersten organisatorischen Aufgaben des Schiedsrichters an. "Der Platz muss kontrolliert werden, die Trikotfarben der Mannschaften müssen abgeklärt werden, und auch die Freigabe der Spieler muss ich prüfen", sagt Linus. Ein bisschen aufgeregt sei er schon, gibt er zu. Um die Nervosität zu minimieren, bekommen alle Neulinge anfangs einen erfahrenen Paten an die Seite gestellt. Bei der heutigen Partie ist es Maximilian Riedel. Der 29-Jährige pfeift in der Regionalliga und ist zudem als Assistent in der 3. Liga unterwegs. 

    Riedel übernimmt diese Aufgabe wie alle Paten ehrenamtlich. Er sagt: "Bei mir hat es ähnlich angefangen. Ich bin froh, wenn ich ein bisschen was davon zurückgeben kann, das finde ich wichtig." Riedel bringt Ruhe rein, klärt mit Linus noch vereinzelte Fragen und macht ihm Mut. Um 18.30 Uhr ist es dann so weit: Der junge Schiedsrichter pfeift sein drittes Spiel an. Der Dauerregen lässt mit dem Anpfiff nach, der Ball auf dem Kunstrasenplatz läuft schnell. Riedel positioniert sich als Zuschauer und hält sich zurück. Nur gelegentlich ruft er ein Lob aufs Spielfeld, die Partie verläuft anfangs sehr fair.

    Jung-Schiedsrichter Linus Baumeister bittet die Zuschauer zurückzutreten

    Dennoch zeigt Linus einen mutigen Auftritt. Nach gut 25 Minuten läuft er zu den Zuschauern, die dicht an der Seitenlinie stehen, und bittet sie, etwas mehr zurückzutreten. "Das traut sich noch nicht jeder, gerade im dritten Spiel", sagt Riedel beeindruckt. Mit 0:0 geht es in die Halbzeit, in der sich der Riedel und Baumeister kurz austauschen. Weil es von einer Trainerbank aus unnötig laut wurde, macht sich Riedel danach auf den Weg dorthin. Auch in diesem Bereich setzen sich die Paten für ihre Schützlinge ein. 

    Vor dem Spiel hatte sich Linus vorgenommen, in seinen Entscheidungen noch sicherer zu wirken. Es gehe ihm darum, mit Handzeichen und Lautstärke deutlich zu machen, dass er das Spiel führe, erklärt er. Klare Anweisungen und Gespräche seien wichtig. Der laute Pfiff gehört ebenfalls dazu. "Mir hilft es auch, dass ich selbst spiele. Bei ein paar Bewegungen kann man gut antizipieren."

    Schiedsrichter-Neuling Linus Baumeister bei der Spielanalyse in der Halbzeitpause mit seinem Paten Maximilian Riedel, der bereits in der Regionalliga pfeift.
    Schiedsrichter-Neuling Linus Baumeister bei der Spielanalyse in der Halbzeitpause mit seinem Paten Maximilian Riedel, der bereits in der Regionalliga pfeift. Foto: Michael Hochgemuth

    Pate Maximilian Riedel steht dem jungen Schiedsrichter mit Tipps und Ratschlägen zur Seite

    In der zweiten Spielhälfte zeigt der junge Schiedsrichter, dass er in diesem Bereich Fortschritte gemacht hat. Die souveräne Spielführung ist gefordert, denn es wird unruhiger auf dem Feld. Bobingen geht nach einem Konter mit 1:0 in Führung, auf und neben dem Platz wird es lauter. Dann entscheidet Linus knapp zehn Minuten nach dem ersten Tor auf Elfmeter. Eine knifflige Situation, die der Nachwuchsschiedsrichter aber richtig entscheidet: Ein Angreifer des TSV Neusäß wurde beim Herauslaufen aus dem Strafraum knapp innerhalb gefoult. Der fällige Strafstoß besorgt den Ausgleich für die Hausherren.

    Für Linus steht nun mehr Arbeit an. Er zieht die erste Gelbe Karte nach einem harten Einsteigen, danach hat so mancher Spieler Gesprächsbedarf. Dazu werden die Kommentare von außen lauter. Trotzdem lässt sich der 15-Jährige nicht ablenken. Was ihm gut gelingt, ist laut Riedel ein gutes Maß bei der Zweikampfbewertung. "Wir geben unseren jungen Schiedsrichtern den Tipp, am Anfang sehr kleinlich zu pfeifen und eine klare Körpersprache zu vermitteln", sagt er. Auch eine klare Struktur im Ablauf vor dem Spiel sei gut.

    Beschämende Zwischenrufe an die Schiedsrichter sind auch im C-Juniorenspiel an der Tagesordnung

    Linus beherzigt die Tipps und kommt auch dank der Unterstützung seines Paten bis zum Abpfiff prima zurecht. Es bleibt beim 1:1. Auf dem Platz ist es größtenteils fair geblieben, an der Seitenlinie ist das nicht immer der Fall. Manch beschämende und völlig unberechtigten Zwischenrufe von Trainerseite lassen Zweifel aufkommen, ob sich manche Herren ihrer Vorbildfunktion für die Jugend bewusst sind in Wortwahl und dem Umgangston – wohlgemerkt bei einem Kreisklasse-Spiel der C-Jugend. 

    Eine Entwicklung, die auch Riedel als erfahrenen Referee nervt: "Als Pate nimmt einen das schon mit, wenn ein junger Schiedsrichter trotz einer super Leistung manchmal so angemacht wird." Linus hingegen hatte dennoch viel Spaß und freut sich auf seine kommenden Einsätze. Über Kommentare von draußen höre er hinweg, sagt er. Von den gleichaltrigen Spielern bekommt er im Kabinentrakt Lob. "Ich bin zufrieden und hatte keine Probleme. Mit jeder Spielminute bin ich sicherer geworden", resümiert er. 

    Schiedsrichtergruppe Augsburg unterstützt junge Einsteiger mit guter Vorbereitung

    Durch die Unterstützung der Schiedsrichtergruppe Augsburg ist Linus Baumeister mittlerweile so gut vorbereitet, dass er bei seinem vierten Spiel erstmals ohne Pate unterwegs sein wird. Gibt es doch einen Notfall, haben die jungen Referees immer eine Telefonnummer, die sie anrufen können. Und auch neben dem Platz profitiert der junge Schiedsrichter von vielen Veranstaltungen und einem großen Zusammenhalt in der Schiedsrichtergruppe.

    Vielleicht landet er auch einmal in ähnlichen Bereichen, wie sein Pate Riedel. Der betont: "Als Schiedsrichter lernt man viel für das eigene Auftreten. Etwa, wie man gegenüber Erwachsenen auftritt und wie man sich gut verkauft. Das kann man immer gebrauchen." 

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