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Fußball: Er hat sein Glück in einer Stadt gefunden, die es angeblich gar nicht gibt

Fußball

Er hat sein Glück in einer Stadt gefunden, die es angeblich gar nicht gibt

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    Überflieger aus Dinkelscherben! Julian Kania von Arminia Bielefeld feiert seinen Treffer per Elfmeter zum 2:0 gegen den SC Freiburg.
    Überflieger aus Dinkelscherben! Julian Kania von Arminia Bielefeld feiert seinen Treffer per Elfmeter zum 2:0 gegen den SC Freiburg. Foto: Friso Gentsch/dpa

    Was dem FC Bayern München nicht vergönnt war, weil man nach einer 0:1-Niederlage gegen Bayer 04 Leverkusen ausgeschieden ist, hat ein junger Fußballer aus Dinkelscherben geschafft: Julian Kania steht im Viertelfinale des DFB-Pokals. Der 23-Jährige war maßgeblich daran beteiligt, dass der Drittligist Armina Bielefeld gegen den Bundesligisten SC Freiburg für die Sensation im Achtelfinale gesorgt hat. Kania hat sogar einen Treffer zum 3:1-Sieg der Ostwestfalen beigetragen.

    Mit diesem Elfmetertor, einem Hakentrick, bei dem der Ball nur knapp am Tor vorbei trudelte, sowie etlichen anderen gelungen Aktionen sorgte der Blondschopf für Aufsehen. „Dabei hat er vor dreieinhalb Jahren noch in der Kreisliga gekickt“, wusste sogar der Kommentator in der spätabendlichen Zusammenfassung.

    Zu diesem Zeitpunkt feierte Julian Kania schon mit seinen Mannschaftskameraden und seiner Familie, die zu diesem Spiel aus dem Dinkelscherbener Ortsteil Anried angereist war. „Das war schon ein besonderer Moment in meiner noch jungen Karriere. Ich setze das gleich mit meinem Profi-Debüt in der 2. Bundesliga gegen Eintracht Braunschweig“, so Julian Kania der das letzte Spiel für seinen Heimatverein TSV Dinkelscherben am 25. Oktober 2020 - also vor rund vier Jahren - am Ende der später abgebrochenen Corona-Saison bestritten hat.

    Zum 5:0-Sieg im Kreisliga-Match bei der SpVgg Westheim steuerte er seinerzeit einen Treffer bei. Zum Team zählte damals auch sein Bruder Lukas, der bei den mittlerweile in die Bezirksliga aufgestiegenen Lila-Weißen vom Kaiserberg das Tor hütet. Auch sein Vater Josef sowie seine Onkel Franz und Georg aus der fußballverrückten Kania-Familie schnürten dort viele Jahre ihre Schuhe.

    Vom TSV Dinkelscherben zu Schwaben Augsburg gewechselt

    Zur Saison 2021/22 wechselte Julian Kania dann zum Bayernligisten Schwaben Augsburg. Dort wurde er ein Jahr später bei der Torjägerehrung unserer Zeitung 2022/23 mit einer Kanone ausgezeichnet. 26 Treffer hatte er in der laufenden Runde erzielt Einen mehr als ein gewisser Sascha Mölders, der Ex-FCA-Profi in Diensten des TSV Landsberg.

    In diesem Jahr sorgte er auch in der Auswahl des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV), die beim UEFA Regions’ Cup in Spanien, der Europameisterschaft der Amateure, um den Titel spielte. Mit vier Treffern wurde der technisch versierte und durchsetzungsstarke Stürmer mit dem Gardemaß von 1,93 Metern Torschützenkönig. Kein Wunder, dass sein Name in aller Munde war. Julian Kania wechselte schließlich zur zweiten Mannschaft des 1. FC Nürnberg und wurde auch dort auf Anhieb Torschützenkönig in der Regionalliga.

    Nachdem er seinen ersten Profivertrag unterschrieben hatte, kam er zu vier Kurzeinsätzen in der Zweitliga-Mannschaft. Zur neuen Saison schienen mit dem neuen Trainer Miroslav Klose auch seine Aktien in der Zweitliga-Truppe zu steigen. Doch der ehemalige Nationalstürmer sortierte den Nachwuchsstürmer eiskalt aus, bezeichnete ihn als faul. „Die Kommunikation nach außen lief anders, als die interne mit mir“, blickt Julian Kania auf diese schwere Zeit zurück.

    Erster Profi-Vertrag beim 1. FC Nürnberg

    Schließlich landete der gelernte Rohrschlosser in der Stadt, die es laut einer satirischen Verschwörungstheorie gar nicht gibt: Bielefeld. „Den Spruch habe ich schon so oft gehört“, lacht Julian Kania, der sich in der Großstadt mit über 300.000 Einwohnern schnell zurecht gefunden hat. „Die Verantwortlichen von Armina haben mir nach dem Abschied vom ’Club’ das Vertrauen geschenkt und sich selbst ein Bild von mir gemacht. Ich konnte sie mit meiner Intensität und Laufstärke überzeugen. Das hat sich für beide Seiten ausgezahlt.“

    Nach einer kurzen Anlaufzeit schlug der Vollblutstürmer voll ein. „Dem Trainer hat gefallen, dass ich immer mit den Hufen gescharrt und mich aber trotzdem nie beschwert habe“, lacht der 23-Jährige, der in seinen bisherigen 13 Spielen sechs Treffer erzielt hat, darunter einen Dreierpack beim 4:1-Sieg bei Hannover 96 II.

    Mittlerweile fühlt er sich in Bielefeld nicht nurim Stadion auf der Alm, wo im Schnitt 25.000 Zuschauer für eine „geile Stimmung“ sorgen, heimisch. Zusammen mit seiner Freundin und seiner 22 Monate alten Romaner Antikdogge hat er schnell eine Wohnung gefunden. „Ich fühle mich hier wohler, als jemals in Nürnberg.“

    Weihnachten in heimischen Gefilden verbringen

    Trotzdem wird er nach dem letzten Spiel am 21. Dezember bei Waldhof Mannheim in heimische Gefilde zurückkehren. „Weihnachten und Silvester wird Zuhause gefeiert“, sagt Julian Kania, der - sofern es der Spielplan zugelassen hat - immer wieder einmal Gast auf dem Kaiserberg war, um seine alten Kumpels vom TSV Dinkelscherben zu unterstützen.

    „Ich wüsste nicht, wen wir nicht schlagen könnten“

    Im neuen Jahr steht dann die nächste Runde im DFB-Pokal an. Julian Kania zeigt sich optimistisch: „Wir haben eine tolle Truppe. Ich wüsste nicht, wen wir nicht schlagen könnten“, sagt er und schränkt ein: „Außer Leverkusen und Stuttgart vielleicht.“ Egal, gegen wen es letztendlich gehen wird, Kanias Träume gehen nicht in Erfüllung. Warum? „Ein Spiel in der Heimat beim FC Augsburg wäre cool gewesen. Aber wir haben als Drittligist ja Heimrecht“, lacht Kania. Als Bayern-Fan hätte er sich auch über ein Spiel gegen die Münchner gefreut:„Aber die sind ja nicht mehr dabei.“ Ganz im Gegensatz zu Julian Kania mit Arminia Bielefeld.

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