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FC Augsburg: Das große Trainer-Interview: Der Nichtabstieg bleibt das Ziel

FC Augsburg

Das große Trainer-Interview: Der Nichtabstieg bleibt das Ziel

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    "Das Ziel für Augsburg bleibt, die Liga zu halten", sagt Trainer Markus Weinzierl
    "Das Ziel für Augsburg bleibt, die Liga zu halten", sagt Trainer Markus Weinzierl Foto: Ulrich Wagner

    Sie stehen gerade in der leeren SGL-Arena. Sind die Bilder vom vergangenen Samstag noch präsent, als Sie mit den Fans Platz acht gefeiert haben, oder ist das schon abgehakt?

    Natürlich sind sie noch präsent. Wir haben ja schon oft erlebt, wie toll unsere Fans sind. Das haben sie am Samstag wieder bestätigt.

    Welche Feier war emotionaler? Die in diesem Jahr oder die Nichtabstiegsfeier im vergangenen Jahr?

    Letztes Jahr war Existenzkampf. Diesen erfolgreich zu bestehen, war eine Riesen-Erleichterung. Das war noch einmal eine andere Intensität als am Samstag. Dieses Jahr war es einfach nur schön und die Krönung einer hervorragenden Saison.

    War es aus Ihrer Sicht mehr Wert, damals die Liga zu halten, als jetzt Platz acht zu erreichen?

    Das kann man nicht vergleichen. Das eine basiert auf dem anderen. Der Klassenerhalt war die Basis. Das Selbstvertrauen, das wir uns dadurch geholt haben, haben wir in die neue Saison mitgenommen. Von da an hat sich die Mannschaft kontinuierlich entwickelt.

    Was waren die Gründe für den Höhenflug?

    Das beginnt beim Beitrag jedes einzelnen Spielers. Das Umfeld, das immer ruhig geblieben ist, war genauso wichtig, wie die Unterstützung der Fans, und das Trainerteam, das sehr gut zusammengearbeitet hat. So haben wir uns gesteigert von 2013 bis heute. Ich glaube, wir haben viele Spiele gespielt, bei denen wir aus meiner Sicht an unser Optimum herangekommen sind.

    Verraten Sie uns Ihre Spielphilosophie…

    Natürlich. Es ist kein Geheimnis. Es geht darum, aktiv und mutig zu verteidigen und den Gegner frühzeitig unter Druck zu setzen, um dann bei Balleroberung schnell zu Torchancen zu kommen.

    Ihr Spiel wurde in dieser Saison einmal so charakterisiert: Das offensive Verteidigen haben Sie mit Pep Guardiola gemein; wenn es nach vorne geht, halten Sie es eher mit Jürgen Klopp. Trifft es das?

    Ja, das kann man so sehen.

    Wie lautet Ihr Erfolgsrezept, dieses System mit Spielern, die laut FAZ nur über den „zweiten Bildungsweg“ in die Bundesliga gekommen sind, so erfolgreich umzusetzen?

    Bis zu einem gewissen Punkt funktioniert sehr viel über die Leistungsbereitschaft und den Willen einer Mannschaft. Die Mentalität aller war überragend. Hinzu kommt, dass wir die richtigen Erkenntnisse aus dem ersten halben Jahr der vergangenen Saison gezogen haben, und die passenden Spieler für alle Positionen gefunden haben.

    Hätten Sie zum Beispiel Tobias Werner oder auch einem Halil Altintop so eine Leistung zugetraut?

    Diese Spieler kann man nicht vergleichen. Tobi wurde immer kritisch gesehen. Er hat so viele Tore erzielt, weil er sehr hart gearbeitet hat, weil er das Vertrauen gespürt hat und weil er in einer funktionierenden Mannschaft immer wieder in Szene gesetzt wurde. Bei Halil ist es eher andersherum. Er war jetzt zwei, drei Jahre in der Türkei, wo es nicht so gelaufen ist. Aber er hat es in der Bundesliga schon bewiesen. Wir waren uns alle nicht sicher, ob es für zehn Tore reichen würde, da würde ich lügen. Aber wir haben das Potenzial gesehen und dass er in unser Spielsystem passt. Er ist spielintelligent, laufstark und war immer wieder das Bindeglied zwischen Daniel Baier und der Offensive.

    Wenn man Platz acht als Basis nimmt, werden die Ansprüche in der kommenden Saison bestimmt steigen. Was sind Ihre Erwartungen?

    Das Ziel für Augsburg bleibt, die Liga zu halten.

    Kann man so bescheiden bleiben?

    Ja, denn was haben wir bisher geschafft? Es ist uns gelungen, eine Mannschaft zu entwickeln, die in der Bundesliga erfolgreich Fußball spielt, und an dieser Aufgabe müssen wir auch in den kommenden Jahren kontinuierlich arbeiten. Bei der aktuellen Konkurrenzsituation in dieser Liga werden wir immer wieder Spieler verlieren, Beispiel André Hahn, die es dann zu ersetzen gilt.

    Wie die neue Saison läuft, hängt maßgeblich davon ab, wie die Mannschaft aussehen wird. Beginnen wir bei den Abgängen. Hahn und Ji sind fix. Wie stehen denn die Möglichkeiten, dass Ji zurückgeliehen wird?

    Das wird in den Medien spekuliert. Wir wissen davon nichts.

    Wären Sie froh, wenn es so kommen würde?

    Damit beschäftige ich mich nicht, weil er einen Vertrag in Dortmund hat.

    Wie sieht es mit Ostrzolek und Vogt aus?

    Beide haben einen Vertrag bis 2015.

    Beide scheinen sich aber mit Hertha beziehungsweise Köln einig zu sein. Ist es sinnvoll, solche Spieler dann zu halten?

    Die Entscheidung müssen die sportlich Verantwortlichen des FC Augsburg treffen, da die beiden Spieler, wie gesagt, einen Vertrag bis 2015 haben. Dann werden wir sehen, wie es mit ihnen weitergeht.

    Ist es eine Frage der Höhe der Ablösesumme?

    Es ist einfach eine bisher noch nicht beantwortete Frage. Wir kommen gemeinsam aber sicher zu einer Lösung.

    Zwei Rückkehrer stehen schon fest. Aristide Bancé und Matthias Fetsch. Haben die beiden eine reelle Chance?

    Das ist jetzt noch nicht zu beurteilen.

    Wann hätten Sie den Kader gerne vollständig? Zum ersten Training am 1. Juli?

    Ja, das ist natürlich die Idealvorstellung. Aber da ist man als kleinerer Verein oft gezwungen, geduldig zu sein. Stefan Reuter beobachtet bis zuletzt den Markt. Dadurch haben wir im letzten Jahr gute Transfers getätigt. So werden wir es auch diese Saison handhaben...

    Auf Ihrer Liste sollen ein linker Verteidiger, ein Rechtsaußen und ein offensiver zentraler Spieler stehen, der kopfballstark und schnell ist.

    Es liegt in der Natur der Sache, wir müssen die Mannschaft wieder ergänzen.

    Positionen wollen Sie keine nennen?

    Nein, wir haben unsere Vorstellung und die werden wir gemeinsam umsetzen.

    Wenn Sie eine Stellenanzeige aufgeben müssten: Wie sähe das Anforderungsprofil an den kommenden FCA-Spieler aus?

    Die sportliche Qualität muss stimmen. An unserer Vorgehensweise hat sich nichts geändert. Wir suchen motivierte Spieler, die bereit sind, sich ein- und unterzuordnen. Das heißt, dass sie ihre Einzelinteressen dem Mannschaftserfolg unterordnen können und wollen. Für uns ist dabei wichtig, dass das in jedem Training und jedem Spiel sichtbar ist und auch im Umgang miteinander so gelebt wird.

    Wie laufen die Vorstellungsgespräche denn ab?

    Die sportliche Qualität ist im Vorfeld begutachtet. Im ersten Gespräch geht es darum, ob man einen Draht zueinander hat und die grundsätzlichen Vorstellungen zusammenpassen. Dazu gehört ein bisschen Menschenkenntnis, aber das haben wir bisher zusammen mit Stefan Reuter gut hinbekommen Und wie in jedem guten Team müssen alle von der Entscheidung überzeugt sein.

    Ist es schwieriger geworden, Spieler zu finden, die Ihren jetzigen Anforderungen genügen?

    Ja. Wir stehen in der sportlichen Tabelle auf Platz acht, in der Fernseh- und Etatwertung auf Platz 17. Dadurch ist es schwierig, die sportlichen Erwartungen mit den finanziellen Voraussetzungen zu vereinbaren.

    Wie gleichen Sie das aus?

    André Hahn ist sicher ein positives Beispiel, dass es sich für jeden Spieler lohnt, nach Augsburg zu gehen.

    Gibt es noch Nischen, in denen der FCA fündig wird, die andere Vereine aber übersehen?

    Na ja, alle Vereine suchen gute Spieler, deshalb gibt es keine Nische, aber uns hilft sicher, dass wir in den letzten beiden Jahren eine klare Spielidee entwickelt haben und genau wissen, wonach wir suchen. Beispiel ist wieder André Hahn, den wir von einem Drittligisten verpflichtet haben und der perfekt auf die Außenbahn gepasst hat und dann mit dem Mannschaftserfolg auch persönlich gewonnen hat.

    Bei welchen Drittligisten gibt es solche Spieler?

    Die eine Adresse gibt es nicht. Unsere Aufgabe ist es, Spieler aus der 2. Liga oder auch einmal aus Nachwuchsmannschaften zu verpflichten, die einen ähnlichen Werdegang einschlagen.

    Spieler vom FCA sind begehrt, aber auch der Trainer war begehrt. Wie konkret waren die Kontakte zu anderen Vereinen, bevor Sie bis 2017 verlängert haben?

    Andere Vereine sind für mich momentan kein Thema. Ich habe beim FCA gute Voraussetzungen, fühle mich hier sehr wohl und freue mich auf die Herausforderung Bundesliga. Deswegen habe ich auch meinen Vertrag verlängert.

    Trainer Thomas Tuchel hat sich beim FSV Mainz 05 einfach geweigert, seinen Vertrag zu erfüllen. Warum kann dem FC Augsburg so etwas nicht passieren?

    Ich freue mich natürlich jetzt auch auf meinen Urlaub, wie immer nach der Saison, aber wir planen ja jetzt schon die neue Saison und ich weiß, dass ich nach zwei Wochen Erholung wieder mit Energie und Begeisterung dabei sein werde.

    Mit dem Erfolg kam die mediale Aufmerksamkeit. Sie waren im Sportstudio, in Blickpunkt Sport. Sie meistern dies souverän. Wie gelingt Ihnen das?

    Wenn ich sagen würde, es ist die Erfahrung, würde ich lügen, weil ich erst 39 bin. Wenn es um Fußball geht, wenn es um das geht, womit ich mich täglich beschäftige, dann fällt es mir auch nicht schwer, darüber zu sprechen. Natürlich gibt es trotzdem einfachere und schwierigere Gespräche oder Fragen, die unangenehmer zu beantworten sind. Aber man lernt das alles.

    Woher kommt diese Bodenhaftung?

    Ich denke, das ist eine Charakterfrage. Ich bin vom Naturell her keiner, der abhebt oder die große Bühne braucht. Klar, tun Siege und Punkte gut und geben Selbstvertrauen. Trotzdem will ich mich in dieser Hinsicht nicht verändern.

    Ihre Heimatstadt Straubing ist aber tabu für die Medien?

    Ja, das eine ist privat, das andere ist der Beruf. Es ist mir wichtig, das klar zu trennen.

    Ihre Eltern wohnen in Salching, einer kleinen Nachbargemeinde, Sie direkt in Straubing...

    Meine Eltern haben dort gebaut, als ich 15 war. Ich bin in Straubing groß geworden und war dann nur noch drei, vier Jahre in Salching, bis ich zum FC Bayern gegangen bin.

    Stichwort Bayern. Sie hatten ein Angebot des FC Bayern, die A-Junioren zu trainieren, haben sich aber für den FCA entschieden.

    Weil der FCA die reizvollere Herausforderung für mich war. Nach dem Zweitliga-Aufstieg mit Regensburg war es eine großartige Chance, einen weiteren Schritt zu gehen und mich als Bundesliga-Trainer zu versuchen.

    Wären nicht beim FC Bayern München junge, erfolgshungrige deutsche Spieler, die dem FCA weiterhelfen könnten. Ein Mitchell Weiser zum Beispiel oder ein Pierre Emile Højbjerg?

    Beide sind unter Vertrag.

    In Salching gibt es einen eingetragenen Fanklub des TSV 1860 München. Wann wird dort der erste FCA-Fanklub gegründet?

    Die FCA-Fans werden auch ohne Fanklub immer mehr. Bei unserem letzten Saisonspiel waren zum Beispiel 100 Kinder und Betreuer vom FC Alburg in der SGL-Arena. Das ist der Ortsteil von Straubing, in dem wir wohnen und wo meine Kinder in der E-Jugend spielen. Das Interview führte Robert Götz.

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