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Corona: Wie 2G Plus den Augsburger Breitensport herausfordert

Corona

Wie 2G Plus den Augsburger Breitensport herausfordert

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    Laut der neuen Infektionsschutzverordnung braucht auch jedes Kanuvereinsmitglied, das allein auf den Strecken am Eiskanal trainiert, neben einem Impf- oder Genesenennachweis noch einen tagesaktuellen negativen Test. Für die Vereine ist es schwer zu kontrollieren, wer dort wann mit welchen Nachweisen paddelt.
    Laut der neuen Infektionsschutzverordnung braucht auch jedes Kanuvereinsmitglied, das allein auf den Strecken am Eiskanal trainiert, neben einem Impf- oder Genesenennachweis noch einen tagesaktuellen negativen Test. Für die Vereine ist es schwer zu kontrollieren, wer dort wann mit welchen Nachweisen paddelt. Foto: Marianne Stenglein

    Vor einer Woche hat die Bayerische Staatsregierung die 2G-Plus-Regelung für Sportvereine und -veranstaltungen einführt, mittlerweile können die Verantwortlichen ein erstes Fazit ziehen. Zutritt zu ihren Einrichtungen dürfen seitdem nur noch diejenigen Personen erhalten, die gegen Covid-19 geimpft oder genesen sind und noch zusätzlich einen tagesaktuellen negativen Testnachweis vorlegen können. Für die Augsburger Sportvereine hieß das, ihre Corona-Regeln schnellstmöglich auf die aktuelle Lage anzupassen.

    Erleichterung bei den Sportvereinen trotz großem 2G-Plus-Aufwand

    Auch wenn die meisten den immensen Aufwand beklagen, ist die Erleichterung groß, dass zumindest noch trainiert werden darf. Und nach den ersten Anlaufschwierigkeiten scheinen sich die Abläufe einzupendeln.

    Während der Trainingsbetrieb unter den gebotenen Regeln weiterläuft, wurde das Wettkampfgeschehen im Amateursport aber nahezu komplett eingestellt. Vor allem die Mannschaftssportarten unterziehen sich einer teils freiwilligen, teils verordneten Corona-Zwangspause. So setzten der bayerische Fußball- und der Tischtennisverband als erstes den Spielbetrieb für ihre Nicht-Profi-Ligen bis zum neuen Jahr aus, der bayerische Volleyballverband folgte und pausiert vorläufig bis zum 6. Januar. Basketball und Handball stecken noch in mitten in der Entscheidungsfindung.

    Es gab und gibt Unsicherheit, wie die 2G-Plus-Regel umgesetzt werden muss

    Zumindest das Training lassen alle Verbände noch zu, solange es keinen kompletten Lockdown für den Sport gibt. Wie sooft allerdings steckt auch bei der 2G-Plus-Regel der Teufel im Detail. So gab und gibt es immer noch Unsicherheiten, wie man den Anforderungen gerecht werden kann. Hier stellvertretend Reaktionen aus drei in Augsburg sehr beliebten Sportarten.

    Die Anlage am Eiskanal unterscheidet sich von klassischen Sportstätten schon durch ihre Lage und ihre Zugänglichkeit. Während die ansässigen Kanuvereine ihre Gruppentrainingseinheiten in der Halle und meist auch die auf dem Wasser trotz gestiegenem Aufwands zügig auf die 2G-Plus-Regel umstellen konnten, fällt ihnen die Kontrolle von Individualsportlern und -sportlerinnen, die zu jeder beliebigen Tageszeit auf den Kanälen trainieren können, schwer. „Wir tüfteln an einem System, wie wir auch diese Mitglieder bestmöglich erfassen können“, sagt Melanie Martin, Vorsitzende beim Augsburger Kajak-Verein (AKV). Denn eigentlich seien diese Aktiven gerade in den Wintermonaten ziemlich einsam auf den Paddel-Strecken unterwegs.

    Kontrollen am Augsburger Eiskanal sind schwierig

    Weil aber die komplette Kanuanlage als Sportstätte gilt, sind auch dort beim Training die 2G-Plus-Nachweise erforderlich. Die Kontrolle durch die Vereine erweist sich als nicht gerade leicht. „Ich kann bei diesem Temperaturen doch niemanden den ganzen Tag abstellen. Deswegen suchen wir da nach einer Lösung“, sagt Martin. Das bloße Auslegen von Listen zur Anwesenheitserfassung sei wiederum aufgrund des Datenschutzes nicht möglich.

    Glücklich und dankbar ist Melanie Martin ebenso wie ihr Kollege von Kanu Schwaben Augsburg, Hans Koppold, dass das Kanusport-Training unter 2G Plus überhaupt weiterlaufen kann. Vor allem bei den Kinder- und Schülergruppen herrsche unverminderter Zuspruch, sagen beide unisono.

    Die Übungsleiter allein sind mit der Kontrolle von 2G Plus überfordert

    Die Übungseinheiten beim Zirkeltraining in der Schwaben-Halle oder beim Rollentraining im Plärrerbad seien gut besucht und auch gut zu kontrollieren, berichtet etwa Hans Koppold. „Das lässt sich dank des Engagements unserer Eltern mittlerweile gut machen. Da kümmert sich immer jemand um die Dokumentation und die Nachweise“, berichtet Koppold. „Ein Übungsleiter allein ist aber fast überfordert, er braucht die Unterstützung von anderen, dann ist es leistbar. Schwieriger ist es draußen im Freien. Da sind unsere Übungsleiter dann schon verstärkt gefragt“, räumt der Schwaben-Abteilungsleiter ein.

    Sportverein mit Vereinsgaststätte muss zwischen 2G und 2G Plus unterscheiden

    Auch im Tennisclub hat man die neuen Regeln schnell umgesetzt, die Vereinsgaststätte wurde auch schon vom Ordnungsamt der Stadt Augsburg kontrolliert. „Wir sind gut gewappnet“, berichtet der 2. TCS-Vorsitzende Manfred Schabert. „Unser Wirt ist sehr streng mit der Überprüfung. Das funktioniert alles. Aber der Aufwand ist natürlich riesig“, berichtet auch Schabert. Denn wie bei vielen anderen Sportstätten muss der TC Schießgraben wegen seines Vereinsheims zweigleisig fahren und seine Gäste einteilen. In jene, die nur ins Restaurant gehen und unter die 2G-Regel fallen, und jene, die Sport treiben und unter 2G plus fallen."

    TC Schießgraben diskutiert nicht über die "Sinnhaftigkeit der Maßnahmen"

    Aber auch hier habe sich die Überprüfung durch die Vorstandsmitglieder langsam eingespielt. Auf große Diskussionen lässt man sich im Club ohnehin nicht mehr ein. Das kommuniziert der TC Schießgraben in deutlichen Worten auf seiner Homepage: „Wir möchten darum bitten, nicht mit Beschwerden über die Sinnhaftigkeit der Maßnahmen und unserer Umsetzung an uns heranzutreten, diese werden wir nicht mehr beantworten. Die Maßnahmen werden nicht durch uns beschlossen, wir versuchen immer, einen praktikablen Weg zu finden, die Verordnungen einzuhalten und gleichzeitig den Spielbetrieb am Laufen zu halten“, schreibt der Verein.

    Schwimmverein Augsburg hatte Trainingsbetrieb aus Unsicherheit kurzfristig sogar eingestellt

    Wie schwer die neuen Regeln durch die kurzfristige Kommunikation und die komplizierten Vorgaben durch den Freistaat die ehrenamtlich Tätigen in den Sportvereinen belasten, bestätigt auch Taylan Toprak vom Schwimmverein Augsburg (SVA). Vor allem weil dem Verein lange Zeit nicht klar war, ob nun auch Trainer und Trainerinnen jeden Tag einen aktuellen Negativtest brauchen. Erst nach knapp einer Woche habe er offiziell bestätigt bekommen, dass für die ehrenamtlich Tätigen im Verein weiterhin 2G (also nur getestet oder genesen) ausreicht.

    „Am Dienstagnacht kam die Verordnung und am Mittwoch war totales Chaos, denn die Interpretation der Vorgaben war nicht ganz einfach. Deshalb haben wir erst einmal einen Teil des Trainingsbetriebs abgesagt, weil wir zu unsicher waren“, verweist Toprak auf den holprigen Start in die 2G-Plus-Abläufe. „Alle Mitglieder waren natürlich verärgert, wir haben ganz schön was abbekommen.“

    Ehrenamtlich Tätige im Sportverein kommen an ihre Grenzen

    Seit Anfang dieser Woche seien nun die regulären Trainingseinheiten auf Basis des neuen Hygienekonzepts beim SVA wieder angelaufen und habe sich eingespielt, doch auch Toprak bestätigt wir alle anderen ehrenamtlich Tätigen, dass man am Ende der Kräfte angelangt sei. „Der Aufwand und die Verunsicherung sind an der Grenze. Ich kann mir echt vorstellen, dass Vereine aufgegeben haben. Das bringt uns alle an die Grenze des Ehrenamts.“

    Man sei engagiert und bemüht, die Sportangebote für die Mitglieder und besonders für die Kinder und Jugendlichen in Gang zu halten. „Aber unser Vorstand geht am Zahnfleisch. Und der haftet schließlich ja auch. Wenn irgendwas nicht passt, hängen wir drin“, wirbt er um Verständnis, wenn aus Vorsicht bestimmte Angebote derzeit nicht umgesetzt werden können.

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