Belma Konakovic wirkt trotz ihres jugendlichen Alters gefasst. „Es ist nicht leicht, aber dann muss man sich vielleicht auch entscheiden, mit dem Fußball ganz aufzuhören.“ Diesen Satz auszusprechen, fällt der 18-Jährigen dennoch schwer. Dabei war für sie eigentlich ein ganz anderer Weg vorgezeichnet. Der Weg, der jetzt beim ruhmreichen FC Bayern München endete. Der Grund: Im Winter dieses Jahres zog sich die Stürmerin bereits den dritten Kreuzbandriss zu.
Schon als kleines Mädchen galt Belma als überaus talentiert im Fußballbereich. Das lag vielleicht auch daran, dass sie in eine fußballverrückte Familie hineingeboren wurde. Ihr Vater Dino hat es immerhin bis in die Bayernliga geschafft (früher FC Enikon) und ist heute noch Trainer beim Kreisklassisten Suryoye Assyrer Augsburg. Belmas Bruder Safet hatte sich in der Region als Spieler beim TSV Schwaben Augsburg und TSV Gersthofen einen Namen in der Amateurszene gemacht. Mit elf Jahren kickte Belma in der Bubenmannschaft der Schwaben und ging dort den Weg bis in die U-15 des Vereins.
FCA-Profi Halil Altintop empfiehlt Bema Konakovic dem FC Bayern
Dann kam der Anruf des FC Bayern. Der ehemalige FCA-Profi Halil Altintop hatte den Bayern damals Belma Konakovic empfohlen. Das einzige Problem war: Bei den Schwaben hatte sich Belma ein paar Wochen zuvor einen Kreuzbandriss zugezogen. Bereits den zweiten in ihrer jungen Laufbahn. Aber die lange Sommerpause und die Ärzte machten das Mädchen wieder fit. Fußballerinnen sind statistisch sechsmal häufiger von Kreuzbandrissen betroffen, als ihre männlichen Kollegen. In einem Interview der ARD-Sportschau erklärte Professorin Kirsten Legerlotz von der Humboldt-Universität in Berlin den Unterschied: „Die Häufung hat eine geschlechtsspezifische Ursache und hängt mit dem Körperbau zusammen. Das breitere Becken erhöht das Risiko für einen Kreuzbandriss.“
Belma Konakovic spielt sich in die Nationalmannschaft
Belmas Traum schien dennoch wahr zu werden. Die Münchner, deren 1. Mannschaft im Mai deutscher Meister in der Bundesliga wurde, wollten sie vorerst für ihre U-17-Mannschaft. Aber nicht nur die Bayern fanden Gefallen an den Auftritten von Konakovic. Aufgrund ihres bosnischen Migrationshintergrundes wurde sie auch eingeladen ins Trainingslager der Nationalmannschaft von Bosnien-Herzegowina. Für Bosnien war sie gegen Deutschland, Finnland und Portugal im Einsatz. Es lief fantastisch. Im ersten Testspiel für die Bayern erzielte sie zwei Tore. In den ersten Punktspielen gegen Eintracht Frankfurt, Hoffenheim oder Donzdorf stand sie auf dem Rasen. „Vielleicht war ich dann zu ehrgeizig und vielleicht hätte ich mir nach meinen ersten beiden Kreuzbandrissen mehr Zeit geben soll“, zuckt die 18-Jährige mit den Schultern.
Im Testspiel für den FC Bayern München erfolgt der dritte Kreuzbandriss
Denn nach der Winterpause kam erneut der Schock. Bayern München absolvierte ein Testspiel gegen die Nationalmannschaft aus Österreich und Belma Konakovic lag nach 20 Minuten mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden. „Als kurz nach Spielbeginn bei mir das Telefon klingelte, wusste ich schon, was los ist“, sagt ihr Vater. Im Mai hat Belma Konakovic ihr Abitur bestanden und will jetzt internationales Wirtschaftsingenieurwesen studieren. Und der Fußball? Eine Hintertür lässt sie sich offen. Seit sie zurück von den Bayern ist, hält sie sich bei der Mannschaft ihres Vaters in der Kreisklasse fit. Sowohl die Frauen-Abteilungen des TSV Schwaben Augsburg wie auch die des FC Augsburg haben Kontakt zu ihr aufgenommen. Bei beiden Klubs wäre sie gern gesehen. Tendenziell würde sie es gern noch einmal wagen: „Es ist schwer, nur zuzuschauen. Ich glaube, ich werde es noch einmal versuchen und werde mich auch bis spätestens Mitte September entscheiden.“
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