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Basketball: Der Augsburger Basketball will zurück in den Rhythmus

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Der Augsburger Basketball will zurück in den Rhythmus

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    TVA-Trainer Markus Mosig (Mitte) will in der beginnenden Regionalliga-Saison vor allem eines: regelmäßig Basketball spielen.
    TVA-Trainer Markus Mosig (Mitte) will in der beginnenden Regionalliga-Saison vor allem eines: regelmäßig Basketball spielen. Foto: Annette Zoepf (Archiv)

    Basketball lebt vom Rhythmus. Im Spiel. Während einer Saison. Teams laufen heiß, Teams werden kaltgestellt. Spricht Markus Mosig über die abgelaufene Spielzeit seiner Mannschaft, dann von harten Rhythmusstörungen: fünf Spiele, neun Wochen Pause, zwei Spiele, vier Wochen Pause, zwei Spiele, sechs Wochen Pause. Immer wieder mussten die Männer des TV Augsburg wegen Corona-Fällen ihre Partien verschieben. Schnell rutschten sie an das Tabellenende der 2. Regionalliga Süd. Mosig forderte bei einem Liga-Meeting den Saisonabbruch – vergeblich. Ein Spieler, Krankenpfleger, setzte aus Rücksicht vor seinem Arbeitgeber aus. „Es war“, sagt Mosig, „das schwerste Jahr, das wir je hatten.“

    Dank eines Schlussspurts schaffte der TVA noch den Klassenerhalt. Mit elf Spielen in fünf Wochen, was für ein Rhythmus. Mosig musste seinen Leuten einen Monat Pause geben. „Sie waren einfach überlastet“, sagt er. Jetzt ist die Pause vorbei. Am 25. September startet Augsburg in Wolnzach in die neue Saison.

    In Leitershofen ist die Basketball-Euphorie groß. Aber ist sie das auch in Augsburg?

    Der Ball in den großen Arenen von Köln und Berlin, wo die Nationalmannschaft sich gerade EM-Bronze erkämpft hat, steht noch nicht wirklich still, da beginnt unter dem Korb schon wieder die neue Spielzeit, von der Bundesliga bis in die Basketballprovinz. Zu Letzterer zählt die BG Leitershofen nicht mehr. Mit dem Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga ProB - die dritthöchste Liga in der Republik - spielt nun wieder ein Verein aus der Region hochklassig. Über 1000 Menschen sahen die entscheidende Partie im Mai. Die Euphorie ist riesig. Wie aber geht es – im langen Schatten von Leitershofen – den Klubs darunter? Dem TVA und dem TSV Schwaben?

    Mosig hat ein eher untypisches Saisonziel: „Regelmäßig Basketball spielen. Dann werden wir auch nichts mit dem Abstieg zu tun haben“, sagt der TVA-Trainer. Die 2. Regionalliga wurde zur neuen Saison in drei statt zwei Staffeln gegliedert, von einer 16er- in eine Zehner-Liga. Der neue Rhythmus: zwei Wochen Spiel, eine Woche Pause. Weniger Belastung, mehr Luft. Der Kern der Mannschaft ist erhalten geblieben, ein Mix aus Nachwuchstalenten und ehemaligen Profispielern wie Kapitän Sebastian Woelki, Nico Breuer und Alexander Chalusiak, der nach einem Knorpelschaden im Knie wohl erst wieder ab Dezember trainieren kann.

    Der TVA hat Verstärkung aus der Ukraine bekommen

    Die meisten seiner Schützlinge kennt Mosig, erst 28 und bereits seit drei Jahren Trainer der Augsburger, noch aus der Jugendzeit. Für den TVA spielte er in der U19-Bundesliga, bevor eine Schulterverletzung ihn ausbremste und er fürs Studium nach Mannheim ging. Mit einem neuen Spieler aber fällt die Kommunikation eher schwer: Seit Juni steht ein 18-jähriger ukrainischer Kriegsflüchtling in den Reihen des TVA. "Er kann kaum Englisch und kein Deutsch. Aber wir haben auch einen serbischen Spieler, der etwas hilft“, sagt Mosig.

    Auch die Frauen des TVA setzen zu ihrem Saisonstart im Oktober auf eine Kombination aus Jung und Alt, allerdings in einer Extremform: „Die eine Hälfte ist U18, die andere Ü30“, sagt Spielertrainerin und Ex-Bundesligaspielerin Mirijam Unger, selbst 34. Insgesamt habe sich ihr Team aber „um einiges verjüngt“, viele Spielerinnen hätten noch nie auf drittklassigem Niveau in der Regionalliga gespielt. Ziel sind dennoch die Play-offs, so wie im letzten Jahr, als Ungers Team in der ersten Runde scheiterte.

    Nachwuchsprobleme gibt es beim TSV Schwaben nicht. Sorgen machen eher andere Dinge

    Für die Männer und Frauen des TSV Schwaben geht es zunächst einmal darum, „in ihren Ligen zu bleiben“, wie es Matthias Benning, Abteilungsleiter Basketball, formuliert. Beide Teams sind in die Bayernliga aufgestiegen. Doch der Fokus im Verein, der in den 1960er Jahren einst die Basketball-Bundesliga mitgründete, liegt weiter auf der Nachwuchsarbeit.

    2018 stampfte der TSV eine Basketball-Grundschulliga aus dem Boden. Seither rekrutiert der Verein junge Talente am laufenden Band. Jedes Jahr kämen laut Benning zwei ganze Mannschaften hinzu – obwohl Corona den Jugend-Spielbetrieb weitgehend stilllegte. Mit der erfolgreichen EM ist die Nachfrage nochmals gestiegen. „Wir haben im ganzen Land das stärkste Wachstum zu verzeichnen, noch vor den Bundesligaklubs. Es gibt hier keine Nachwuchsprobleme, wir haben eher zu wenige Trainer und Hallenkapazitäten“, sagt Benning.

    Und weil dem so ist, stehen die U16-Mädchen seiner Abteilung ab dieser Saison auch unter den Fittichen von TVA-Spielertrainerin Unger. Gleichzeitig wirft eine Schwaben-Spielerin mit Doppellizenz in der Damenmannschaft von Unger. „Zusammen kann man mehr erreichen, als wenn man sich irgendwelche Kinder abwirbt“, sagt sie.

    Der Aufstieg der BG Leitershofen soll auch die Konkurrenz nach oben ziehen

    Gleiches Prinzip beim TSV Schwaben: Dort kooperiert man schon seit 2017 zusammen mit der BG Leitershofen im Jugendleistungsprojekt Baramundi-Basketball-Akademie. Die U14 spielt Bayernliga, die U16 Bundesliga – und einige der Talente bald schon im Herrenteam des TSV, wo Jugendspieler integriert werden sollen, die beim Jetzt-Drittligisten Leitershofen keinen Platz finden.

    Der Aufstieg der BG sei „generell gut für den Basketballstandort Augsburg. Das zieht auch uns nach oben“, sagt TSV-Abteilungsleiter Benning. Auch Markus Mosig findet die hochklassige Konkurrenz „einfach klasse“. Was soll er auch anderes sagen: Lewis Londene, der einst für den TVA und jetzt für die BG aufs Parkett geht, lud Mosigs Team erst kürzlich zu sich nach Hause ein: zum EM-Public-Viewing. Da saßen sie dann alle gemeinsam, die Regionalligisten vom TV Augsburg, die ProBler aus Leitershofen, und schauten gebannt den ganz Großen zu. Deutschland gewann gegen Griechenland im Viertelfinale. Und für einen kurzen Moment war die Basketballwelt voll im Rhythmus.

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