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Augsburg: Stadtwerke Augsburg setzen Vereine unter Strom

Augsburg

Stadtwerke Augsburg setzen Vereine unter Strom

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    Die Stadtwerke betreiben beim TC Augsburg (im Bild Luca Wiedenmann) auch Sport-Sponsoring.
    Die Stadtwerke betreiben beim TC Augsburg (im Bild Luca Wiedenmann) auch Sport-Sponsoring. Foto: Michael Hochgemuth

    Als Jakob Schweyer Mitte Februar 2023 einen sogenannten Tranchenvertrag mit den Stadtwerken Augsburg bis Ende 2025 unterschrieb, da atmete der 1. Vorsitzende des TC Augsburg erst einmal durch. Er hoffte dadurch, den enormen Steigerungen seiner Stromkosten der letzten Jahre zu entkommen. Rund 180.000 Kilowattstunden (kWh) verbraucht der Tennisverein auf seiner Anlage am Siebentischwald. Schweyer fühlte sich in guten Händen. In den Händen des lokalen Branchenriesen, von dem der TCA seit Jahrzehnten Strom abnimmt. Schweyer vertraute darauf, dass er durch dieses Konstrukt, das ihm zusammen mit zwölf anderen Augsburger Vereinen angeboten wurde, einen günstigeren Strompreis als ein Einzelkämpfer bekommen würde. 

    Die Vereine zahlen 34,7 Cent pro Kilowattstunde Strom

    Etwas mehr als ein Jahr später ist der TCA-Vorstand ernüchtert. Er zahlt in diesem Jahr 34,7 Cent pro Kilowattstunde, der aktuelle Marktpreis liegt zwischen 26 und 29 Cent. Schweyer ist frustriert. „Vertrag ist Vertrag, ich habe unterschrieben. Aber wir als TCA fühlen uns einfach nicht vollumfänglich beraten durch die Stadtwerke Augsburg“, sagt er. 

    Trotz  allem Ärger mit den Stadtwerken kann  TCA-Vorstand Jakob Schweyer noch lächeln.
    Trotz allem Ärger mit den Stadtwerken kann TCA-Vorstand Jakob Schweyer noch lächeln. Foto: Ulrich Wagner

    „Wir haben darauf vertraut, dass der Tranchenvertrag, der mit dem Sportbeirat, dem Sport- und Bäderamt und zusammen mit den Stadtwerken ausgearbeitet wurde, ein optimales Konstrukt in dieser schweren Zeit für uns ist. Dem ist aus meiner Sicht heute nicht so.“ Er moniert unter anderem, dass ihm keine Alternativen aufgezeigt worden wären, die es wohl gibt. 

    Strom wird in Tranchen eingekauft

    Bei dem sogenannten Flex-Power-Partner-Vertrag haben die Stadtwerke für die Vereine von März bis Dezember 2023 in regelmäßigen Abständen Strom eingekauft. Etwas vereinfacht gesprochen, wird dann über eine Formel ein Durchschnittspreis errechnet – in diesem Fall kommen am Ende 34,7 Cent heraus – der nun für das ganze Jahr 2024 für den TCA und die übrigen zwölf Vereine gilt. 

    Stadtwerke kauft jetzt den Strom und errechnet den Preis für 2025

    Von den derzeit tieferen Strompreisen profitieren sie momentan nicht. Die würden ihnen erst zeitversetzt 2025 zugutekommen, wenn der Strompreis so niedrig bleibt. Denn derzeit kaufen die Stadtwerke tranchenweise den Strom für das nächste Jahr. Sollte der Preis im Laufe des Jahres wieder steigen, würde auch der Tranchenpreis ein wenig nach oben gehen. Sollte der Preis weiter fallen, würde der Preis weiter sinken. In beiden Fällen nicht so stark, aber immerhin. Was gewöhnungsbedürftig ist: Der Strompreis-Verlauf 2025 spielt keine Rolle. 

    Tranchenvertrag nivelliert Preisspitzen

    Die Stärke des Tranchenvertrages: Er nivelliert Spitzen, nach oben, aber eben auch nach unten. Die Schwäche aus Sicht der Vereine: Tiefpreise können nicht genützt werden, ein Sonderkündigungsrecht gibt es nicht. Die Kündigungsfrist beträgt ein Jahr. 

    Dieses Modell stellten Matthias Bulbuk und Daniel Lesser von den Stadtwerken jetzt im Sportausschuss vor. Der Tranchenvertrag, der als Rettungsanker für die betroffenen Vereine dienen sollte, hat sich aus deren Sicht als ein schwerer Mühlstein entpuppt, der sie in die finanzielle Tiefe ziehen könnte. Denn, so argumentiert Schweyer, am freien Markt könnte er den Strom um etwa sechs Cent billiger einkaufen. Ersparnis bei 180.000 kWh: über 10.000 Euro. 

    TV Augsburg, Post SV und TC Augsburg sind dabei

    Betroffen ist unter anderem auch der TV Augsburg, aber auch der Post SV Augsburg. Die drei Vereine haben zusammen rund 7000 Mitglieder. Der Post SV ist nicht mit seinem Hauptanschluss, dem Hauptgebäude mit rund 300.000 Kilowattstunden Verbrauch, den Tranchenvertrag eingegangen, sondern nur mit einem Zweitanschluss, der rund 55.000 Kilowattstunden benötigt. Gott sei Dank, meint der Post-SV-Vorsitzende Heinz Peter Krötz. Auch er fühlt sich im Vorfeld unzureichend beraten. „So würde ich den Tranchenvertrag für unseren Zweitanschluss wohl nicht mehr unterschreiben. Die lange Bindungsfrist von einem Jahr wirkt wie ein Knebelvertrag. Normalerweise hast du ein Sonderkündigungsrecht, wenn die Strompreise steigen. Mit dem Tranchenvertrag kann man einfach nicht reagieren.“ 

    Heinz Krötz vom Post SV Augsburg ärgert sich über den Tranchenvertrag mit den Stadtwerken.
    Heinz Krötz vom Post SV Augsburg ärgert sich über den Tranchenvertrag mit den Stadtwerken. Foto: Michael Hochgemuth

    Die 13 Vereine, deren Stromaufkommen grob eine Million kWh beträgt, fühlen sich wieder einmal benachteiligt. Sie mussten im Gegensatz zu den Vereinen, die sich in städtischen Anlagen nur einmieten, den starken Strom- und Heizkostenanstieg der letzten Jahre selbst stemmen. Und während sie den Augsburger Stadtwerken die Treue hielten, hätten sich andere Vereine von anderen Unternehmen bessere Preise gesichert. 

    Die betroffenen Vereine haben für sich in diesem Jahr Mehrkosten von rund 60.000 Euro errechnet aus dem für sie ungünstigen Vertrag. Die Stadtwerke, so war im Sportausschuss zu hören, erkennen sehr wohl das Dilemma, sehen aber kaum Spielraum. Einzig beim sogenannten Dienstleistungsentgelt, das 2,5 Cent beträgt, könnte man sich eine Minderung vorstellen. Oder eine teilweise Kompensierung über Sport-Sponsoring. „Die swa spricht von einem sehr eingeschränkten Handlungsspielraum. Wir warten aktuell auf ein neues Angebot. Wahrscheinlich kann uns nur noch eine politische Lösung helfen“, hoffen Schweyer und Co nicht nur auf die Hilfe von Sportreferent Jürgen K. Enninger, sondern auch von Oberbürgermeisterin Eva Weber, die auch Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke Augsburg Holding GmbH ist. Das Sport- und Bäderamt sieht sich aber eher als Vermittler zwischen den Vertragspartner, als Retter in der Not.

    Vereine hoffen auf Hilfe, auch von Oberbürgermeisterin Eva Weber

    Heinz Krötz würde sich wünschen, „wenn wir betroffenen Vereine in dieser Situation durch eine einmalige Sonderzahlung in Höhe der Differenz zwischen dem aktuellen Strompreis und dem uns verrechneten Preis unterstützt würden. Denn wir als Augsburger Vereine halten der swa als städtischer Betrieb die Treue und werden jetzt eigentlich dafür bestraft. Aber das funktioniert wohl nur über eine politische Lösung.“ 

    Vereins-Chefs überlegen, der swa den Rücken zu kehren

    Sollte sich die nicht finden, werden Schweyer und Krötz wohl den Stadtwerken den Rücken kehren. „Wenn sich nichts ändert, bleibt mir als jahrzehntelanger Stammkunde nur die Kündigung dieses missglückten Konstrukts „Tranchenvertrag“ zum 31. Dezember 2024“, sagt Schweyer.

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