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Was macht eigentlich: „Ich leide mit der AEV-Mannschaft“

Was macht eigentlich

„Ich leide mit der AEV-Mannschaft“

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    Meist trug er die Nummer 17: Georg Hetmann mit einem seiner alten Trikots.
    Meist trug er die Nummer 17: Georg Hetmann mit einem seiner alten Trikots. Foto: Ulrich Wagner

    Was macht Eishockey so faszinierend für die Zuschauer?

    Es wird nie langweilig. Wenn ich zuschaue, dann bin ich voll dabei. Dann fiebere ich mit, freue mich und leide mit der AEV-Mannschaft oder schimpfe auf die Schiedsrichter. Nach dem Spiel bin ich oft richtig aufgewühlt. Im Vergleich zum Fußball, wo man doch weit entfernt sitzt, ist man am Eishockey nah dran. Und es kann in einer Minute so viel passieren, man hat während des Spiels keine Sekunde Zeit, mit den Gedanken oder gar den Blicken abzuschweifen. Man muss voll dabei sein.

    Verfolgen Sie andere Sportarten?

    Ich gehe hin und wieder zum FCA, war aber auch bei den Bundesliga-Basketballern von Bayern München und in der ratiopharm-Arena in Ulm. Auch bei der Formel 1 habe ich in Hockenheim zugeschaut oder beim Deutschen Tourenwagen-Masters in Nürnberg. Alles was schnell ist interessiert mich.

    Spüren Sie als als Ex-Spieler die lange Eishockey-Tradition in Augsburg?

    Auf jeden Fall. Wenn ich zu den AEV-Spielen gehe, treffe ich etliche Besucher, die mir als Aktivem noch zugeschaut haben. Wir ratschen und trinken zusammen ein Bier. Oder Fans spielen selbst Eishockey in einer Hobbymannschaft und fragen mich, ob ich nicht mal im Training vorbeikomme. Das mache ich gerne. In meinem Wohnort Bergheim hat sich eine Dorfmannschaft gebildet. Sie haben mich schon gefragt, ob ich ihnen ein paar Übungen zeigen kann. Ich bin also ein wenig als Eishockey-Botschafter unterwegs. Das macht Spaß.

    Schnüren Sie noch die Schlittschuhe?

    Ja. Die Mitspieler in meinem Alter haben zwar längst aufgehört, aber ich brauche das noch. Meine Teamkollegen sind jünger, wie etwa Torsten Fendt, Davide und Tino Conti, Axel Riedelbauch oder seit dieser Saison auch Aleksander Polaczek, der vor kurzem nach Königsbrunn in die Bayernliga gewechselt ist.

    Hat die Profi-Laufbahn körperliche Spuren hinterlassen?

    Ich glaube nicht, dass Profisport gesund ist, zumal die Trainingslehre in meiner Zeit nicht weit fortgeschritten war. Wir haben teilweise zwei Mal am Tag trainiert und im Sommer, kann ich mich erinnern, dass wir mit einem Autoreifen vor der Brust haltend den Berg hinauflaufen mussten. Ich glaube nicht, dass es für den Rücken gut ist. Dehnübungen – größtenteils Fehlanzeige. So etwas hat nur unser Fitnesscoach Egon Gulich damals gekannt. Inzwischen habe ich zwei künstliche Hüftgelenke. Ob man diesen Verschleiß auf Eishockey zurückführen kann, weiß ich nicht.

    Wie sind Sie zum Eishockey gekommen?

    Ich bin als Kind viel zum öffentlichen Lauf gegangen und konnte gut eislaufen. Über den damaligen Trainer Xaver Unsinn bin ich erst spät mit zwölf Jahren zum AEV gekommen. Ich bin mit Armin Veh (Ex-Fußball-Profi und jetzt Manager beim 1. FC Köln, Anm. d. Red.), dem späteren Handballstar Erhard Wunderlich (gestorben 2012) und Mambo Pätzig (AEV-Verteidiger) aufgewachsen. Wir haben zusammen Fußball und Basketball in der Pfarrei St. Martin in Oberhausen gespielt. Armin Veh hat sich im Nachwuchs auch als Eishockeyspieler versucht, aber der Fußball hat ihm doch besser getaugt. Als Veh nach Mönchengladbach gewechselt ist, habe ich den Sprung in die erste AEV-Mannschaft geschafft.

    Welche Trainer haben Sie beeindruckt?

    Als ich in das Bundesligateam aufrückte, hieß der Coach Jack Holmes. Das war ein verrückter Kerl aus Kanada. Er hat vor dem Training das Gebiss herausgenommen und teilweise mit uns gezockt. Jozef Capla war gewissenhaft, Gerd Junghanns fand ich sehr gerecht, Kurt Schloder war eher chaotisch.

    Sie haben wirtschaftlich turbulente Zeiten erlebt ...

    ... das kann man sagen. Ich war bei drei Konkursen dabei. Ich kann mich noch gut an Barauszahlungen erinnern. Da hat man die Einnahmen eines Abends genommen und wir haben nach dem Spiel einen Teil des Gehalts bar auf die Hand bekommen. Um Sozialabgaben oder Krankenkassenbeiträge hat sich keiner gekümmert. Da war schon klar, dass das irgendwann nicht mehr gut geht. Aber als Spieler macht man sich wenig Gedanken.

    Sie haben als Profi nebenbei gearbeitet. Warum?

    Ich wollte nie vom Eishockey abhängig sein. Ich habe Zahntechniker gelernt, mich mit einem Partner bereits 1988 selbstständig gemacht. Mein Tagespensum war schon anstrengend. Morgens in die Arbeit, mittags Training, wieder in die Arbeit, abends Training und danach auch noch mal in die Arbeit und dann schlafen. Zur Auswärtsfahrt am Freitag bin ich in den Bus und habe erst einmal geschlafen.

    Warum haben Sie nach 601 Spielen für den AEV mit erst 33 Jahren Ihre Laufbahn 1991 beendet?

    Ich wollte eigentlich schon ein Jahr vorher aufhören, weil mir die Doppelbelastung mit der Selbstständigkeit und dem Profisport einfach zu viel war. Das ließ sich nicht mehr vereinbaren.

    Welche Zeit ist am besten in Erinnerung geblieben?

    Die Jahre nach dem letzten Konkurs 1987 waren überragend. Wir waren nur gut ein Dutzend Spieler. Aber fast alle stammten aus Augsburg und der Zusammenhalt auch mit den AEV-Fans war grandios. Im Team musste sich einer auf den anderen verlassen, sonst wäre das nie gut gegangen. Wir hatten einige Spiele in Folge ein ausverkauftes Curt-Frenzel-Stadion, obwohl wir nur Oberliga gespielt haben. Und das Geld kam pünktlich wie nie zuvor, sogar mit Gehaltszettel und allen Abgaben.

    In Ihren 14 Spielzeiten beim AEV haben Sie auch schwierige Phasen erlebt, was ist hängen geblieben?

    Unangenehm waren die Wochen vor dem jeweiligen Konkurs. Das hat sich die Mannschaft zur Abfahrt zum Auswärtsspiel getroffen, aber kein Bus stand da, weil die Rechnungen mal wieder nicht bezahlt worden sind. Die Klubführung hat hektisch telefoniert, irgendjemand hat seine Privatschatulle geöffnet und wir sind dann noch irgendwie kurz vor Spielbeginn eingetroffen. Oder: Wir kommen in die Umkleide und die Lichter gehen nicht an, weil der AEV seine Stromrechnung nicht bezahlt hat. Das waren chaotische Zeiten.

    Halten Sie noch Kontakt zu den Ex-Kollegen?

    Ja, die Augsburger wie Mambo Pätzig, Siegfried und Peter Holzheu, Sepp Klaus, Klaus Merk, Armin Birk, Miroslav Nentvich oder Thomas Schön treffe ich immer wieder. Ich habe Dennis May zwei Mal in Nordamerika besucht.

    Haben Sie einen Lieblingsspieler in der aktuellen Panther-Mannschaft?

    Ich besitze seit Jahren eine Dauerkarte und verfolge die Panther aufmerksam. Ich drücke Marco Sternheimer die Daumen, dass er als Augsburger den Sprung in die DEL schafft. Er sollte mehr Eiszeiten bekommen, denn nur mit Training kommt er nicht weit. Das Talent für die DEL hat er. Mittelstürmer Drew LeBlanc in Aktion zu sehen ist eine Augenweide. Was Arvids Rekis mit 40 Jahren spielt, ist sensationell.

    Wo landet das Team in dieser Saison?

    Das Fehlen von Christoph Ullmann, Scott Valentine oder Rekis hat sich sehr negativ bemerkbar gemacht. Die Panther hatten jetzt ein knüppelhartes Programm. Am Ende wird es etwas leichter, und wenn sie von schwerwiegenden Ausfällen verschont bleiben, dann schaffen sie Platz sechs. Das wäre wichtig, dann geht man den großen Kalibern Mannheim und München im Viertelfinale aus dem Weg. Interview:

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