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Vorbild: Bringt Kerber uns den Tennis-Boom?

Vorbild

Bringt Kerber uns den Tennis-Boom?

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    19 Jahre musste die Nation warten, bis wieder eine deutsche Spielerin für Furore im Frauentennis sorgt und die Nummer eins der Weltrangliste erklimmt. Angelique Kerber ist das jetzt gelungen – und durch ihren Sieg bei den US Open steht sie ab sofort noch stärker im Fokus der Öffentlichkeit als bisher.

    Trotzdem ist alles doch ein wenig anders als damals. Als Steffi Graf 1987 mit einem Sieg bei den French Open ihre formidable Karriere startete und in ihrem Heimatland gemeinsam mit Boris Becker einen bisher einzigartigen Tennis-Boom auslöste. Das ist heute so nicht mehr möglich, meint der Großteil der Verantwortlichen in den Tennisclubs der Region – auch wenn sie der Erfolgslauf von Angelique Kerber durchwegs begeistert.

    „Es wird deshalb keinen Hype geben, weil diese Tenniserfolge nicht in den öffentlich-rechtlichen Sendern ARD und ZDF gezeigt werden, sondern in Spartenprogrammen wie beispielsweise die US Open auf Eurosport oder der Davis Cup auf Sat1 Gold“, ist Klaus Langer, Tennis-Abteilungsleiter bei der DJK Lechhausen, überzeugt. „Ich finde es absolut schade, dass niemand in der Lage ist, für unsere Fernsehgebühren ein Endspiel zu übertragen. Das war genauso, als Kerber vor einem halben Jahr die Australien Open gewonnen hat“, ärgert sich Langer, dass der „Kerber-Effekt“ wohl auch diesmal wieder ungenutzt verpuffen wird. Zu wenige Leute würden am Bildschirm mitfiebern, wenn solche Sportereignisse in Spartenprogrammen versteckt sind, meint er.

    Er findet für seine Tennis-Abteilung andere Wege, um zu neuen Mitgliedern zu kommen – etwa über Tennis-Camps für Kinder und Jugendliche oder Schnupperstunden. „Mund-zu-Mund-Werbung ist das Beste“, sagt er und ist froh, dass er seine rund 190 Mitglieder in der Abteilung halten und die jährlichen Abgänge kompensieren kann. In Augsburg profitiert er ebenso wie andere Vereine davon, dass mit Provino und Dachs vor einiger Zeit zwei Tennis-Anbieter aufgehört haben und die neun Plätze bei der DJK Lechhausen gut gebucht sind.

    Doch seit Jahren kämpfen die meisten Tennisclubs gegen drohende Überalterung, denn für die Jugend sind die Sport- und Freizeitangebote groß und vielfältig. Für dieses Problem könnte Kerbers Erfolg eine Initialzündung sein, dass der ein oder andere Jugendliche sich vielleicht doch für den Tennissport entscheidet. Andreas Katzer, Präsident des TSV Haunstetten und stellvertretender Abteilungsleiter Tennis im TSV/TC Haunstetten, sieht den US-Open-Sieg der Deutschen deshalb als glückliche Fügung.

    Denn erst im Sommer habe der TSV Haunstetten seine Tennis-Base mit der ehemaligen deutschen Spitzenspielerin Julia Schruff gestartet. „Ich glaube, das geht bei uns jetzt Hand in Hand. Wir konnten viele junge Leute durch unsere Jugendarbeit auch dank unseres engagierten Jugendwarts Alfons Hohm mit unserer Arbeit vor Ort begeistern. Aber ich hoffe schon, dass das Interesse am Tennissport durch den Erfolg von Kerber noch steigt. Dank der Tennisbase sind wir mit vier Trainern gut aufgestellt und haben unser Konzept vor allem auch auf Familien angepasst“, erzählt Katzer von den Maßnahmen, die beim TSV/TC Haunstetten bereits ergriffen wurden. Das Ergebnis ist eine Tennisabteilung mit rund 370 Mitgliedern, darunter 110 Kinder und Jugendliche.

    Wer sich wirklich in die Fußspuren von US-Open-Siegerin Angelique Kerber begeben will, wird in Augsburg in nahezu jedem Stadtteil fündig. Tennisstunden oder Tennisplätze zum Anmieten werden derzeit in 23 Vereinen der Stadt angeboten. Eine Übersicht bietet die Homepage der Stadt Augsburg unter www.augsburg.de/freizeit/sport

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