Als Heinz Krötz Mitte 2016 seinen Förderantrag für eines der größten Bauprojekte eines Augsburger Sportvereines beim Bayerischen Landessportverband (BLSV) und der Stadt Augsburg einreichte, da dachte der Vorsitzende des Post SV, er hätte sich bestmöglich vorbereitet. Die Kosten für das ambitionierte Neubau-Projekt waren mit 13,9 Millionen Euro angesetzt worden. Eine wichtige Position in der Finanzierung – den Vorsteuerabzug bei den Baumaßnahmen – war im Vorfeld durch eine renommierte Rechtsanwaltskanzlei mit dem Finanzamt Augsburg abgestimmt worden. Wie hoch dieser war, darüber schweigt sich der Post SV aus.
Der Förderantrag wurde vom BLSV genehmigt und auch die Stadt zog nach. Wie bei allen anderen Vereinen auch, die dieses langwierige, bürokratische Prozedere auf sich nehmen. Über die Jahre verteilt erhält der Post SV also vom BLSV und der Stadt jeweils Zuschüsse in Höhe von rund 2,16 Millionen Euro und ein einmaliges Darlehen über rund 990000 Euro. So weit, so gut.
Etwas mehr als drei Jahre später steht der hypermoderne „myPSA Sportcampus“, wie er auf der vereinseigenen Homepage genannt wird. Er bietet den Sporttreibenden ein exquisites Umfeld. Nicht wenige Sportvereine blicken mit Argusaugen und auch ein wenig neidvoll auf den eindrucksvollen Neubau auf dem Gelände der ehemaligen Sheridan-Kaserne.
Doch es ist nicht alles Gold, was beim Post SV glänzt. Denn im Frühsommer 2019 bröckelte die eigentlich solide Finanzierung auseinander wie ein mürber Keks. So heftig, dass Heinz Krötz im Juni den BLSV und die Stadt um eine Nachförderung bitten musste. „Wir hatten zwei Probleme, die so nicht vorauszusehen waren“, erklärt Post-Chef Heinz Krötz. „Eine Steigerung der Baukosten und eine vom Finanzamt signalisierte Umsatzsteuererstattung, die im Nachgang infrage gestellt wurde.“
Die Baukosten hatten sich um drei Millionen Euro auf 16,9 Millionen erhöht. Übernommen hat sich sein Verein mit dem Bau nicht, versichert Krötz. Durch den Verkauf des vereinseigenen Geländes an der Ackermannstraße betrug das Eigenkapital mehr als fünf Millionen Euro. Krötz: „Wenn wir die eingetretene Baukostensteigerung betrachten, haben wir zwar auch Mehrausgaben, wie die meisten anderen Bauträger, sind aber im Verhältnis zu anderen Großprojekten noch völlig moderat unterwegs.“
Kehrtwende der Finanzbehörde
Wesentlich mehr Sorgen macht ihm die Kehrtwende der Finanzbehörden in Sachen Umsatzsteuererstattung. Es ist ein heikles Thema für den Vereinsvorsitzenden. Krötz wägt seine Worte genau ab. Er darf es sich mit den Finanzbehörden nicht verscherzen, will aber auch klarstellen, dass sein Verein alles getan hat, um dieses komplizierte Thema in den Griff zu bekommen. Er sagt: „ Der Post SV hat speziell zu diesem Thema schon während der Planung rechtlichen Rat eingeholt und alles versucht, um die Vorsteuerangelegenheiten mit den Finanzbehörden zu regeln.“
Es gab zahlreiche Gespräche und Telefonate zwischen den Rechtsanwälten und der Behörde. Nur eine rechtsverbindliche Zusage gab es von den Mitarbeitern des Finanzamtes keine, was aber durchaus üblich ist und was zunächst auch keine Rolle spielte. Bis zum Oktober 2018 lief alles reibungslos, doch dann änderte das Finanzamt plötzlich seine Meinung. Zuerst wurde gar keine Umsatzsteuererstattung mehr geleistet, dann nur noch ein Teil. Langwierige Verhandlungen waren an der Tagesordnung.
Die Finanzierung des Bauprojektes geriet ins Schwanken. Krötz stellte einen Nachförderantrag beim BLSV. Und er bekam Hilfe. Im Juni 2019 genehmigte der BLSV auf Grundlage neuer Sportförderungsmöglichkeiten die Nachförderung in Höhe von rund 600000 Euro. Die Stadt Augsburg schloss sich der BLSV-Nachförderung an.
Im Juni 2019 beschloss der Stadtrat die Nachförderung. Der Post SV sollte zusätzlich 400000 Euro Zuschuss und 200000 Euro Darlehen, wie üblich auf mehrere Jahre verteilt, erhalten. Da die Zeit drängte, bewilligte Oberbürgermeister Kurt Gribl am 11. Oktober die Nachförderung mittels eines Dringlichkeitsbeschlusses. Nicht einmal 14 Tage vor der planmäßigen Stadtratssitzung.
Es wurden Stimmen laut, dass hier die Nachförderung des Post SV im Stillen durchgewunken werden sollte. „Das täuscht“, sagt Sportreferent Dirk Wurm. „Einzig und allein, weil Rechte Dritter, in diesem Fall des Post SV, betroffen sind, wurde der Grundsatzbeschluss zur Nachförderung im nicht-öffentlichen Teil der entsprechenden Stadtratssitzung behandelt“, erklärt Wurm und fügt an: „In der Novembersitzung des Sportbeirats erfolgte eine Information durch das Sport- und Bäderamt verbunden mit dem Hinweis, dass diese Nachförderung nicht zulasten der anderen Antragssteller auf Investitionskostenzuschüsse geht.“
Heinz Krötz kann durchatmen: „Dank den Zuschüssen der Stadt und den hoffentlich in Kürze eintreffenden Zuwendungen des BLSV haben wir einen plausiblen Businessplan mit den entsprechenden Einrichtungen entwickelt, der eine Liquidität beinhaltet.“ Seinen Verein sieht er auf dem richtigen Weg: „Der Post SV hat enorme Zuwachsraten und ist seit der Eröffnung des Neubaus von 620 Mitgliedern auf heute 1400 Mitglieder angewachsen. Darunter sind allein 580 Sonderbeiträge für Fitness, was eine gute finanzielle Basis darstellt.“
Auch bei der Stadt Augsburg ist man guter Dinge: „Der Verein hat es nach eigener Aussage geschafft, die Mitgliederzahlen seit der Eröffnung von mypsa deutlich zu erhöhen, die Kursangebote treffen auf eine starke Nachfrage und die neue Sport-Kita ist meines Wissens ausgebucht. Das Konzept passt und die Weiterentwicklung im Sheridan-Park wird sich ebenfalls positiv auf den Verein auswirken. Alles kein Grund für Pessimums“, sagt Sportreferent Wurm.
Zudem behält sich die Stadt vor, sobald es eine endgültige Festsetzung des Vorsteuersatzes durch das Finanzamt geben wird, anteilige Fördermittel vom Post SV zurückzufordern.