So paradox es angesichts der Corona-Epidemie und den Einschränkungen des öffentlichen Lebens ist: Auf den Tennisplätzen der beiden größten Augsburger Vereine, dem TC Schießgraben (rund 600 Mitglieder) und dem TC Augsburg (knapp 900 Mitglieder), wird gearbeitet. Zwar sind die Tennishallen seit Dienstag, vier Wochen vor dem ursprünglichen Termin, wie vom bayerischen Staatsministerium gefordert, geschlossen. Doch auf den Außenplätzen bereiten Spezialfirmen die Sandplätze für den Sommerspielbetrieb vor. Nur wann der beginnen soll, weiß keiner.
TC Schießgraben Vorstand Roland Odörfer sieht die Schließung in Sachen Finanzen relativ gelassen: „Natürlich hätte ich die nächsten Wochen die eine oder andere Belegung gerne noch mitgenommen, aber bei den Einnahmen liegen wir sonst sogar über dem Plan.“ Der TC Schießgraben hatte seine neu gebaute Vierfeldhalle rechtzeitig zur Wintersaison Ende Oktober öffnen können, die Abo-Gebühren sind sicher. Wie es jetzt in der Freiluftsaison weitergehen soll, weiß Roland Odörfer aber noch nicht. „Wenn die Witterung mitspielt, werden unsere 15 Außenplätze so um den 10. April, ein paar Tage hin oder her, fertig sein“, sagt Odörfer. Wann seine rund 630 Mitglieder aber darauf spielen können, ist völlig unklar. „Da fahren wir auf Sicht.“
Unsicher ist auch, ob der Punktspielbetrieb wie geplant Anfang Mai aufgenommen werden kann. „Ich denke, da muss in den nächsten ein, zwei Wochen eine Entscheidung fallen“, sagt Odörfer. Beim TC Schießgraben spielen zum Beispiel die Männer und die Frauen in der Bayernliga. Da fallen teilweise, wie bei anderen Vereinen auch, Aufwandsentschädigungen an. Sollte der Punktspielbetrieb ausfallen, würde Odörfer die „frei werdenden finanziellen Ressourcen anderweitig verwenden“.
TC Augsburg Auch beim TC Augsburg ist die neue Halle und das Vereinsgelände für sportliche Aktivitäten seit Dienstag geschlossen. „Wir haben an alle Mitglieder eine Mail verschickt, dass die Anlage geschlossen ist“, erklärt TCA-Chef Jakob Schweyer. Dennoch herrscht auf seiner Anlage viel Betrieb. Denn nicht nur die 19 Freiplätze werden spielfertig gemacht, sondern auch die Außenanlagen um die neu gebaute Sechsfeldhalle werden fertiggestellt. Auch im Verbindungsbau zwischen Halle und dem Umkleidegebäude wird noch gearbeitet. Mit dem Neubau seiner Halle hatte der TCA bisher kein Glück. Nach vielen Verzögerungen konnte der Spielbetrieb in der Halle erst am 3. Januar aufgenommen werden, dann stiegen die Baukosten von geplanten 2,8 Millionen Euro (netto) auf rund drei Millionen Euro. Und jetzt musste Schweyer die Halle vier Wochen früher als geplant schließen. „Die Gesundheit geht einfach vor“, hat er für die Maßnahmen der Staatsregierung vollstes Verständnis. Allerdings sagt er auch: „Wir haben 15 Wochen verloren. Die Halle hat dieses Jahr nicht die Einnahmen gebracht wie vorgestellt.“ Schweyer stellt sich auf nervenaufreibende Wochen ein. Dabei hätte er gerne in Ruhe den 120. Geburtstag des TC Augsburg gefeiert. Ein Höhepunkt soll dabei die schwäbische Meisterschaft werden, die Anfang Mai auf der TCA-Anlage ausgetragen werden soll. „Noch ist sie nicht abgesagt“, sagt Schweyer. Erst Mitte Juli startet sein Männerteam als Aufsteiger in der 2. Bundesliga. Noch später ist der Saisonhöhepunkt terminiert. Vom 3. bis zum 9. August sollen die 2. Schwaben Open, das ATP-Challenger-Turnier, auf der TCA-Anlage stattfinden. Bis dahin hofft Schweyer, dass längst wieder Normalität eingekehrt ist. Diesen Wunsch haben wohl alle.
Bayerischer Tennisverband Viele Tennisvereine richten ihre Freiplätze in Eigenregie her. Dies ist aber laut BTV aufgrund der Corona-Epidemie nicht erlaubt. Auf seiner Website schreibt er, dass Mitgliederversammlungen, Platzinstandsetzungen und Abbau von Traglufthallen als Arbeitsdienst der Mitglieder derzeit nicht gestattet sind.
Dies gilt nicht für beauftragte Firmen wie beim TCA oder beim TC Schießgraben.