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Sportnachwuchs: Bereit für die Reise nach Rio

Sportnachwuchs

Bereit für die Reise nach Rio

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    Wenn die Augsburger Degenfechterin Denise Brachert erzählt, dass sie zu den Olympischen Spielen nach Rio de Janeiro fährt, erntet sie oft erstaunte Blicke. „Das ist ganz lustig. Viele denken, dass ich Teilnehmerin bin. Dabei repräsentiere ich dort den deutschen Sport-Nachwuchs“, berichtet sie.

    Die 19-jährige Schülerin des Augsburger Maria-Stern-Gymnasiums ist eine von 50 Jugendlichen aus 14 Bundesländern, die am Deutschen Olympischen Jugendlager (DOJL) in Brasilien teilnehmen werden. Am 4. August startet der Flieger Richtung Rio. „Wenn ich ehrlich bin, habe ich es noch gar nicht realisiert, dass ich wirklich dabei sein werde. Ich bin auf jeden Fall sehr aufgeregt“, sagt Denise Brachert. Die Teilnehmer im Alter von 16 bis 19 Jahren repräsentieren 33 verschiedene Sommer-und Wintersportarten und wurden aus 150 Bewerbungen ausgewählt. Vor Ort erwartet die Auserwählten ein attraktives umfangreiches zweiwöchiges Programm: darunter Besuche von olympischen Wettkämpfen, sportliche Aktivitäten, Diskussionsrunden, Workshops und kulturelle Veranstaltungen.

    Ganz allein hat Denise Brachert die Initiative ergriffen und sich vergangenes Jahr bei der Deutschen Sportjugend (dsj) für das Jugendlager beworben. Sie hatte zuvor eine junge Fechterin aus München kennengelernt, die 2012 in London mit dabei war. „Ich habe niemandem davon erzählt, außer meiner Mutter, meinem Bruder und meiner besten Freundin. Aber ich habe mir wirklich Mühe gegeben mit der Bewerbung. Ich saß nicht nur eine Woche, sondern einen ganzen Monat daran, bis ich mich getraut habe, sie abzuschicken.“

    Nach langem Warten traf einen Tag vor Weihnachten endlich die Zusage ein. „Ich war in der Schule und meine Mutter musste mir den Brief am Telefon vorlesen. Ich habe mich so gefreut“, erzählt die TVA-Fechterin, die im vergangenen Jahr schwäbische und bayerische Junioren-Meisterin war. Weil sie jetzt 19 Jahre alt ist, wird sie sich 2017 auf der Planche in der Aktiven-Konkurrenz messen müssen.

    Auch beim Olympischen Jugendlager hat sie die Altersgrenze erreicht: „Das war meine einzige und letzte Chance.“ Dass sie wirklich ausgewählt wurde, hänge wohl von mehreren Faktoren ab, glaubt die Schülerin. „Ich habe einen Trainerassistenten-Schein. Dazu spreche ich fließend Englisch, weil meine Mutter Amerikanerin ist“, nennt Brachert Gründe, die sich für sie wohl positiv ausgewirkt hätten. Zudem wolle sie auf ihrer eigenen Facebook-Seite regelmäßig von ihren Erlebnissen im Olympischen Jugendlager berichten und es so bekannter machen. „Ich möchte mein Wissen weitergeben. Es gibt ja dazu nicht nur die positiven Seiten von Olympia, sondern auch die negativen Aspekte, die man mit einem kritischen Auge sehen sollte.“

    Schon in den Pfingstferien hat Denise Brachert ihre Mitstreiter kennengelernt. Die jungen Athletinnen und Athleten bereiteten sich in einem dreitägigen Seminar in Rios Partnerstadt Köln auf ihren Aufenthalt vor. „Ich habe mich auf Anhieb mit allen gut verstanden. Man konnte mit ihnen besonders gut über Leistungssport reden“, erzählt Brachert. All diese jungen Athleten teilen die gleichen Erfahrungen.

    Dass beispielsweise die Freizeit an Wochenenden immer knapp bemessen ist, wenn Turniere oder Lehrgänge anstehen, dass es schwer ist, Schule und Leistungssport miteinander zu verbinden. Der Sport ist der gemeinsame Nenner der jungen deutschen Athleten, die in Rio die Gelegenheit bekommen werden, sich olympische Wettkämpfe live vor Ort anzusehen. Ein Angebot, dem Denise Brachert schon entgegenfiebert. „Man durfte sich sechs Sportarten aussuchen, die man anschauen möchte. Bei mir ist es natürlich Fechten. Dazu Turnen, Schwimmen mit Michael Phelps oder Leichtathletik mit Usain Bolt. Das wäre einfach nur toll.“

    Mit Spannung erwartet sie nun den Koffer des Deutschen Olympischen Sport-Bundes. Jenen Koffer, den auch alle aktiven Sportler erhalten und der mit der kompletten Kleidung der offiziellen deutschen Olympia-Mannschaft gefüllt ist. „Wir dürfen genau dasselbe tragen“, freut sich Brachert.

    Angst oder Bedenken hat sie nicht. Vor dem Zika-Virus seien sie gewarnt worden und auch Verhaltensregeln für die Stadt Rio hätten sie bekommen. Durch mögliche Gefahren will sie sich ihre Vorfreude aber nicht nehmen lassen – zumal ihr mit den Abiturvorbereitungen ein schweres nächstes Jahr bevorsteht.

    Ihre eigenen sportlichen Aktivitäten wird sie deshalb wohl demnächst zurückstellen müssen. „Ein ganzes Jahr mit dem Fechten aufzuhören, kommt für mich aber nicht infrage. Auch habe ich noch nicht beschlossen, was ich nach dem Abitur machen soll“, sagt sie. Solche Entscheidungen sind in den nächsten Wochen erst einmal auf Eis gelegt. Sie will nun nur noch die Reise nach Rio genießen.

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