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Sportgespräch: Michael Thurk sieht seine Zukunft in Augsburg

Sportgespräch

Michael Thurk sieht seine Zukunft in Augsburg

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    Michael Thurk war beim FSV Mainz 05 und beim FC Augsburg der Garant für Tore. In seinem letzten Spiel für den 1. FC Heidenheim verletzt er sich schwer.
    Michael Thurk war beim FSV Mainz 05 und beim FC Augsburg der Garant für Tore. In seinem letzten Spiel für den 1. FC Heidenheim verletzt er sich schwer. Foto: Ulrich Wagner

    FSV Mainz 05 und der FC Augsburg – für Michael Thurk, 38, sind das die wichtigsten Stationen in seiner Fußball-Karriere. Bei beiden Klubs ist er Rekordtorschütze, doch derzeit ist der vereinslose und verletzte Fußballprofi zum Nichtstun verurteilt. Warum er das Spiel am Samstag trotzdem nicht sehen wird, erklärt er in unserer Serie Sportgespräch.

    Hallo Herr Thurk, was machen Sie denn gerade?

    Wir haben hier in Kissing eine Riesenbaustelle. Wir haben das Haus, das wir bis jetzt gemietet hatten, gekauft und renovieren es komplett. Wir reißen die Böden, Fenster und Türen raus, durchbrechen gerade eine Wand.

    Das heißt also, Sie bleiben dauerhaft hier in Augsburg?

    Genau.

    Was passiert dann mit Ihrem Haus bei Frankfurt, das Sie gebaut haben?

    Wir sind derzeit dabei, es zu verkaufen.

    Was gefällt Ihnen hier so gut?

    Wir haben hier so viele wirklich tolle Leute kennengelernt, die wir inzwischen zu unseren engsten Freunden zählen dürfen. Der wichtigste Grund ist aber, dass unser Sohn hier groß geworden ist. Leon-David ist jetzt sieben und das hier ist seine Heimat. Er spielt hier Fußball und Eishockey. Wenn wir in Frankfurt sind, fragt er nach einer Woche: Wann fahren wir wieder heim?

    Wo spielt er Fußball?

    Er war beim TSV Friedberg und ist jetzt bei der Münchner Fußballschule, die eine Kooperation mit RW Birkenhof betreibt.

    Und Eishockey?

    Da spielt er beim AEV bei den Kleinstschülern B. Ich bin mittlerweile auch einer der Eltern-Betreuer. Ich darf ihnen die Schuhe zumachen, die Getränke reichen und ich hab es sogar aufs Mannschaftsfoto geschafft. (lacht)

    Wo hat er mehr Talent?

    Er kann beides gut.

    Wie geht es Ihnen gesundheitlich? Sie haben sich ja Anfang Mai bei Ihrem letzten Spiel für den 1. FC Heidenheim bei einem Foul das Syndesmoseband am linken Sprunggelenk gerissen und die Kapsel verletzt...

    Eigentlich hätte ich am Montag noch einmal operiert werden sollen, doch da ich gerade krank bin, haben wir die OP verschieben müssen auf den 30. Oktober.

    Und was wird dann gemacht?

    Es hat sich Narbengewebe an der Kapsel gebildet, das meine Beweglichkeit am Sprunggelenk einschränkt. Das wird entfernt und eventuell ein freier Gelenkkörper.

    Sie sind jetzt 38, Ihr Vertrag in Heidenheim ist im Sommer ausgelaufen. Bedeutet die weitere Operation Ihr Karriereende?

    Nein, dann hätte ich mir das mit der bisherigen Reha ja alles sparen können. So ticke ich noch nicht. Ich bin schon noch auf der Suche und es gibt auch Anfragen. Aber derzeit kann ich nirgends zusagen, weil ich einfach nicht fit bin. Manuel Friedrich, mit dem ich in Mainz zusammengespielt habe, hat mich zum Beispiel angerufen und gefragt, ob ich nicht Lust hätte, nach Indien zu kommen. Sie würden noch Spieler für die neue Liga suchen. Das wäre schon interessant gewesen, sich das mal drei Monate anzuschauen, länger dauert die Saison da ja nicht. Aber ich habe dann abgesagt, denn ich wollte keine Versprechungen machen, die ich im Endeffekt nicht einhalten kann.

    Wann wollen Sie wieder fit sein?

    Ich hoffe, dass ich dann zur Rückrunde wieder komplett fit bin.

    Am Samstag spielt der FSV Mainz 05 gegen den FCA. Für beide Vereine haben Sie gespielt. Für wen drücken Sie mehr die Daumen?

    Ich bin da vollkommen neutral. Ich habe bei beiden Vereinen eine super Zeit gehabt. Zu beiden Vereinen habe ich eine besondere Beziehung. Aber ich möchte mich jetzt nicht auf eine Seite schlagen. Ich hoffe, dass beide Vereine ihre Ziele erreichen.

    Was tippen Sie?

    Uuuuu. Ich glaube, es geht 1:1 aus.

    Wo werden Sie das Spiel am Samstag sehen?

    Wahrscheinlich gar nicht. Am Samstag sehe ich mir das Spiel von meinem Sohn an. Darauf musste ich während meiner aktiven Zeit schon zu oft verzichten.

    Wo waren Sie fußballerisch erfolgreicher?

    In Mainz habe ich Bundesliga gespielt, in Augsburg nur zweite Liga. Aber gibt es beim FCA einen erfolgreicheren Schützen im Profibereich als mich? Ich glaube nicht. In 104 Spielen habe ich 51 Tore für den FCA erzielt. Bei Mainz bin ich immer noch Rekordschütze mit 60 Treffern. Ich kann also schon sagen, dass ich bei beiden Klubs sehr erfolgreich war.

    Welche Spiele im Mainzer Trikot sind Ihnen in Erinnerung geblieben?

    Da gibt es viele Sachen. Der Aufstieg war etwas ganz Besonderes. Aber auch mein erstes Profitor im Pokal gegen Hertha BSC. Mein erstes Profispiel habe ich noch im alten Stadion am Bruchweg gegen den 1. FC Nürnberg gemacht. Ich war jetzt bei den Aufstiegsspielen der Amateurmannschaft zur dritten Liga wieder im alten Bruchweg. Da kamen viele schöne Erinnerungen an meinen FSV hoch.

    Und was waren für Sie die emotionalsten Momente beim FCA?

    Da erinnere ich mich am liebsten an den Aufstieg. Dann gibt es da mein erstes Spiel für den FCA, als ich im Februar 2008 gegen die Löwen gleich zwei Tore erzielt habe. Da habe ich vor kurzem beim Ausräumen wieder das Trikot von meinem guten Freund Greg Berhalter gefunden, das wir nach diesem Spiel getauscht hatten. Ich habe es angezogen und ihm per Whatsapp ein Foto geschickt. Er antwortete mir sofort, dass er eine schöne Zeit bei 60 hatte, aber auch, dass ich in diesem Spiel zwei Tore gegen ihn gemacht habe. Das fand er nicht so toll.

    Sie wären in dieser Saison beinahe bei ihm als Spieler in der amerikanischen Profiliga gelandet?

    Ja. Er ist Trainer in Columbus. Ich hatte den Flug schon gebucht, um bei ihm eine Woche mitzutrainieren. Dann kam die Verletzung dazwischen und ich musste alles canceln.

    Ihr Abschied vom FCA war ja nicht besonders schön. Sie wurden nach dem Bundesliga-Aufstieg von Trainer Jos Luhukay und Manager Andreas Rettig suspendiert, saßen ein halbes Jahr auf der Tribüne, ehe Sie im Winter 2011 nach Heidenheim wechselten? Sie haben danach Herrn Rettig einmal als nicht ehrlich bezeichnet.

    Das stimmt. Ich war vor kurzem bei der Feier zu 40 Jahre zweite Liga nach Berlin eingeladen. Da habe ich Andreas Rettig getroffen. Wir haben uns ein bisschen unterhalten. Es war ganz angenehm.

    Haben Sie sich ausgesprochen?

    Wir haben nicht über die alten Zeiten gesprochen, aber ich denke, es weiß jeder, warum es damals so gelaufen ist.

    Warum?

    Weil es mir Herr Luhukay und Herr Rettig nicht zugetraut haben, dass ich mich ruhig auf die Bank setze, wenn ich nicht von Anfang an spiele und ich das nicht akzeptiere. Ich glaube, ich hätte das geschafft, ich habe das ja in Heidenheim auch gemacht. Alles andere, was man immer wieder hört, waren nur Gerüchte, an denen nichts dran war. Es gibt leider immer wieder Leute, die so etwas in die Welt setzen, aber es gibt leider noch mehr Leute, die so etwas glauben.

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