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Sport in Augsburg: Seit Monaten geschlossen: Sportvereine kommen an ihre Grenzen

Sport in Augsburg

Seit Monaten geschlossen: Sportvereine kommen an ihre Grenzen

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    Die Augsburger Sportvereine, wie hier die Halle des TSV 1871 Augsburg in Oberhausen, ist seit nunmehr drei Monaten für seine Mitglieder geschlossen.
    Die Augsburger Sportvereine, wie hier die Halle des TSV 1871 Augsburg in Oberhausen, ist seit nunmehr drei Monaten für seine Mitglieder geschlossen. Foto: Michael Hochgemuth

    Seit über drei Monaten befinden sich Sportvereine und Sportstätten nun schon wieder im Lockdown und es werden wohl noch einige Wochen dazukommen. So steigt bei den Verantwortlichen angesichts der schwierigen finanziellen Lage die Verzweiflung. Das Drängen nach Öffnungsperspektiven wird größer. Zumal die Sportvereine bisher nur geringfügig von den Geldern aus den November/Dezember-Hilfen profitieren.

    Nachdem die jährliche Mitgliedermeldung an den Bayerischen Landessportverband (BLSV) abgeschlossen ist, haben viele Vereine jetzt den Beleg dafür, dass das Corona-Jahr 2020 für einen deutlichen Anstieg der Austritte gesorgt hat. Mitgliederrückgänge zwischen 30 und 40 Prozent hat der Dachverband BLSV ermittelt. Mit gravierenden finanziellen Auswirkungen für die Sportvereine. Denn zum einen fehlen ihnen die Jahresbeiträge, zum anderen orientieren sich auch die staatlichen und städtischen Förderzuschüsse an den Mitgliederzahlen. Ein doppelter Ausfall also.

    TV Augsburg verzeichnet 900 Austritte und keinen Neuzugang

    Das wird auch vom Turnverein Augsburg (TVA) bestätigt, einem der größten Sportvereine der Stadt. „Wir haben jedes Jahr eine normale Fluktuation von etwa 800 Mitgliedern. Doch dieses Jahr haben wir 900 Austritte zu verzeichnen – dazu aber so gut wie keine Neuzugänge“, berichtet Christian Butz, Leiter Organisation beim TVA.

    Hinweise auf die staatlichen Corona-Hilfen entlocken ihm nur ein sarkastisches Lachen. „Die meisten Breitensportvereine fallen doch komplett durchs Raster, denn die Hilfen können nur auf den wirtschaftlichen Bereich bezogen werden. Beispielsweise auf Einnahmen aus Vermietungen oder auf die AGs bei den Profivereinen. Bei den Breitensportvereinen aber ist der größte Teil gemeinnützig. Der darf nicht angesetzt werden.“ Kostenpunkte wie Fitnessbereiche oder das Kurzarbeitergeld zählen da nicht. „Dabei haben wir 60 Leute auf der Gehaltsliste“, ärgert sich Butz über die hohen Hürden.

    Positionspapier von 14 bayerischen Breitensportvereinen soll Politik wachrütteln

    Deshalb hat sich der TVA einem Positionspapier von 14 bayerischen Großvereinen angeschlossen, die die Politik wachrütteln wollen. Darin fordern sie sinnvolle, auf Breitensportvereine zugeschnittene finanzielle Unterstützung und die schrittweise Rückkehr zum Sportbetrieb, um ihrer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe der Bewegungssicherung gerecht zu werden.

    Weil viele der rund 200 Augsburger Vereine mit der komplizierten Antragsstellung für die Hilfsgelder kämpfen, ist auch die Stadtverwaltung tätig geworden. Drei Online-Beratungen wurden angeboten, in denen sich Sportvereine austauschen und über Hilfsgelder informieren konnten. Rund 60 nahmen das Angebot an. „Wir hatten einen sehr großen Zuspruch und einen regen Austausch“, berichtete Monique Felicetti, Juristin im Referat 5 in der letzten Sportausschusssitzung. Sie musste allerdings einräumen, dass „die Unverständlichkeit der Hilfen“ immer wieder ein Hindernis für die Vereine darstelle.

    Unterstützung für die Sportvereine von Seiten der Stadt Augsburg

    Entsprechend hätten sich auch im Nachgang der Online-Beratungen noch viele konkrete und spezifischen Fragestellungen ergeben. Auf die Nachfrage von Hans Wengenmeir (FV Bürgerliche Mitte), wie viele Sportvereine in Augsburg auch wirklich einen Antrag auf die Hilfen gestellt und wie viele davon Gelder erhalten haben, hatte Felicetti keine Informationen. Umso mehr ist Hans Wengenmeir als Stadtrat und Vorsitzender des Polizei SV Augsburg überzeugt davon, dass die Sportvereine von städtischer Seite weitere Unterstützung bekommen müssen.

    Im Sportbeirat hatte er deshalb schon einen Antrag vorgelegt, die städtische Vereinspauschale des Jahres 2020 einzufrieren und 2021 den gleichen Betrag an die Vereine auszuschütten, um die Folgen des coronabedingten Mitgliederschwunds abzufedern. Auch nach seinen Informationen gebe es bei einigen Vereinen heftige Einbrüche, weil Sportanlagen und Kurse über Monate hinweg nicht genutzt werden konnten. Nach Absprache mit dem Sport- und Bäderamt der Stadt sollen nun erst einmal die konkreten Zahlen abgewartet und im April neu über den Vorschlag entschieden werden.

    In Corona-Zeiten brauchen Sportvereine finanzielle Planungssicherheit

    Kurz darauf reichten auch die Fraktionen von CSU und Bündnis 90/Die Grünen gemeinsam einen ähnlich gearteten Antrag ein. Auch hier geht es laut Fraktionschef Peter Rauscher darum, „dass die im Doppelhaushalt vorgesehene Summe zur Sportförderung voll ausgeschöpft wird“ und „dass die Förderung dort ankommt, wo sie am dringendsten benötigt wird.“ Gerade in Corona-Zeiten sollen die Förderbeträge in voller Höhe fließen und den Vereinen Planungssicherheit bieten.

    Das machte im Antrag auch CSU-Fraktionsvorsitzender Leo Dietz deutlich, gab aber auch zu bedenken: „Es gibt auch Vereine, die gerade während der Corona-Pandemie Mitglieder gewinnen konnten. Deshalb beantragen wir, aus den finanziellen Mitteln des Doppelhaushalts 2021/22 ein ausgewogenes und faires Sonderverteilverfahren zu erarbeiten. Davon sollen alle profitieren.“

    Hier erhalten Sportvereine weitere Auskünfte:

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