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Sieger von morgenTeil 9: „Ohne Spannung kann es wehtun“

Sieger von morgenTeil 9

„Ohne Spannung kann es wehtun“

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    Volle Konzentration auf dem Fünf-Meter-Turm im Bobinger Freibad.
    Volle Konzentration auf dem Fünf-Meter-Turm im Bobinger Freibad.

    Mit acht Jahren hat es bei Niklas Vollmayr Klick gemacht. Im Jahr 2013 saß er nach der Schule tagelang gebannt vor dem Fernseher und verfolgte die Weltmeisterschaft der Wasserspringer in Barcelona. „Das wollte ich auch können“, sagt der heute 14-Jährige und lacht. Denn dass er wirklich in dieser Randsportart Karriere machen und als Mitglied der bayerischen Kaderspringer zu deutschen Meisterschaften fahren würde, hatten damals weder er noch seine Eltern gedacht.

    „Aber Niklas kann sehr penetrant sein, wenn er etwas möchte. Er bat mich, einen Verein zu suchen, wo er die Sportart machen kann, und ich bin glücklicherweise beim SB Delphin 03 Augsburg fündig geworden. In Bayern gibt es ja nur vier Vereine, die Wasserspringen anbieten. Seitdem macht er das“, erzählt seine Mutter.

    Die Familie wohnt in Bobingen, wo es im städtischen Schwimmbad zwar einen Sprungturm gibt, doch für seine Trainingseinheiten fährt Niklas einmal in der Woche zum SB Delphin-Training ins Haunstetter Bad nach Augsburg und zweimal zum bayerischen Kadertraining nach München auf die Olympiaanlage. Schon seit fünf Jahren ist Vollmayr Mitglied im Landeskader. Und dafür braucht es Disziplin. So muss er am Wochenende richtig früh aus dem Bett. Samstags und sonntags beginnt das Training in München schon um acht Uhr morgens. „Aber dort gibt es einfach bessere Möglichkeiten als in Augsburg, wo ich leider nur einmal die Woche ein Wassertraining habe“, begründet Niklas Vollmayr den Aufwand.

    Schließlich gibt es in der Stadt Augsburg überhaupt nur die Sprunganlage in Haunstetten, die sich als Wettkampfvorbereitung eignet.

    Doch wegen der knappen Wasserflächen kann auch hier das Training nicht ausgeweitet werden. „Manchmal teilen wir uns das Becken mit den Synchronschwimmerinnen“, sagt Vollmayr. Ergänzend zum Sprungtraining absolviert er Trainingseinheiten auf dem Trampolin und macht regelmäßig Kraft-, Athletik- und Dehnungsübungen. Ein volles Programm für den Bobinger Realschüler, der aufgrund von Wettkämpfen immer wieder Fehltage hat und den Stoff nachlernen muss. Wird ihm das nicht irgendwann zu anstrengend?

    Niklas gesteht, dass er schon einige Tiefpunkte hatte, sich aber immer wieder aufgerappelt hat. Besonders im vergangenen Jahr, als der 14-Jährige mit dem Wachstum und seiner körperlichen Entwicklung zu kämpfen hatte. „Ich habe einen enormen Schub gemacht und musste mich komplett neu einstellen“, gesteht Niklas, „das hat am Anfang nicht ganz so gut geklappt.“

    In dieser Zeit spielte er mit dem Gedanken, mit dem Wasserspringen aufzuhören. Doch dann habe ihm sein Vater gut zugeredet und ihn motiviert, weiterzumachen. „Heute bin ich froh darüber. Es ist schon cool, dass daraus jetzt eine wirkliche Karriere geworden ist und ich dabeigeblieben bin. Auch wenn es Höhen und Tiefen gab, beispielsweise wenn es Blockaden im Kopf gibt und man sich die Sprünge nicht mehr traut“, erzählt Niklas. Seine Mutter lobt dabei vor allem die Geduld der Trainer vor Ort, die ihrem Sohn zu dieser Zeit immer mit Rat und Tat zur Seite standen.

    Was sich gelohnt hat, denn nun ist Niklas wieder mit Feuereifer bei der Sache und will seinen eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen. „Auch die Landestrainer möchten mich pushen und wollen, dass ich noch schwierigere Sprünge im Wettkampf zeige. Ich verspüre da aber keinen großen Druck. Ich will es ja auch lernen und es freut mich, dass sie so mit mir arbeiten und das Potenzial in mir sehen.“

    Besonders spornt ihn an, dass er mittlerweile nicht nur in seiner eigenen Altersklasse, der B-Jugend, Spitzenplatzierungen holt, sondern auch in der offenen Männerklasse mithalten kann. So belegte er in diesem Jahr bei den süddeutschen Meisterschaften in Frankfurt neben zweiten und dritten Plätzen in der B-Jugend auch in der Männerkonkurrenz jeweils einen zweiten Platz vom Ein-Meter-Brett und in der Kombination (Ein Meter, Drei Meter und Fünf Meter).

    Ganz ungefährlich ist das Wasserspringen auf diesem Niveau allerdings nicht mehr. Die Basics wie Fußsprünge und Eintauchübungen hat Vollmayr schon lange abgehakt, mittlerweile geht es für ihn darum, das Niveau der Sprungserien zu erhöhen und Einzelsprünge wie Saltos und Schrauben miteinander zu kombinieren. „Wenn man da keine Spannung hält, kann man sich schon wehtun. Auch ein Rückenklatscher tut weh.

    Man kann auch Abrutschen am Turm“, sagt Vollmayr. Doch daran verschwendet er keine Gedanken, sondern hat fürs nächste Jahr ein ganz klares Ziel: seine „Wunschserie“ aus sechs Sprüngen bei den Männern und zehn bei der Jugend bei den Wettkämpfen möglichst oft fehlerfrei ins Wasser zu bringen.

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