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Serie "Sieger von morgen" (Teil 1): Für Olympia fühlt sich Wolf zu alt

Serie "Sieger von morgen" (Teil 1)

Für Olympia fühlt sich Wolf zu alt

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    Turner Lorenz Wolf beim Training am Pferd in der Arberhalle, der Heimat der Turner des TSV Schwaben Augsburg. Er muss bald seine Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker mit seinem Sport koordinieren.
    Turner Lorenz Wolf beim Training am Pferd in der Arberhalle, der Heimat der Turner des TSV Schwaben Augsburg. Er muss bald seine Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker mit seinem Sport koordinieren. Foto: Siegfried Kerpf

    Die Hände mit Magnesia eingerieben, zweimal kurz geklopft, die Turnriemchen festgezurrt, einmal tief durchgeatmet – und als wäre es das Einfachste der Welt, hängt sich Lorenz Wolf ans Reck. Ein- oder zweimal nimmt er Schwung, dann fängt er an, seine 1,76 Meter um die Stange zu drehen, zu wirbeln, umzugreifen, und kommt nach einem formvollendeten Salto auf der Matte zum Stehen. Reck, Matte – beides steht mit anderen Turngerätschaften in der Arberhalle Haunstetten, der sportlichen Heimat der Turner des TSV Schwaben Augsburg.

    Lorenz Wolf ist 18 Jahre alt, lebt in Mering, ist Abiturient an der Fachoberschule in Friedberg. Turnen ist seine Leidenschaft. „Es ist ein sehr harter Sport, der einen schon immer wieder sehr frustrieren kann. Und trotzdem ist es jedes Mal wieder ein schönes Gefühl, diese Phasen zu überstehen. Man kann einfach auch sehr gut abschalten“, schwärmt Wolf.

    Das Durch-die-Luft-Wirbeln wurde ihm quasi in die Wiege gelegt. Seine Mutter ist Turnerin, trainierte ihn auch vor seinem Wechsel zu Schwaben Augsburg beim TV Mering. Auch seine um zwei Jahre ältere Schwester war Turnerin, lediglich der Vater ist nur ein „Unterstützer“, wie Wolf erklärt. „Sein Sport ist das Radfahren“, sagt der Nachwuchs-Turner mit einem Lächeln. Wolfs große Vorbilder sind Fabian Hambüchen oder der Japaner Kohei Uchimura. „Und Flo“, betont der junge Mann schmunzelnd.

    „Flo“, das ist Florian Schreiber. Seit Wolfs Wechsel zum TSV Schwaben vor zehn Jahren ist Schreiber steter Begleiter. Auch heute noch ist Schreiber als Trainer für Wolf zuständig, trotz des Altersunterschieds von über zehn Jahren ist eine Freundschaft entstanden. Er fördert und fordert seinen Schützling. Im Jugendbereich hatte Wolf bereits am Deutschland Cup teilgenommen, diesmal zeigte er erstmals in der Altersklasse der Männer sein Können. In Hösbach (Kreis Aschaffenburg) schaffte Wolf bei den deutschen Meisterschaften trotz eines Handicaps einen beachtlichen 16. Rang unter 26 Teilnehmern. Eine Knieverletzung verhinderte wohl eine noch bessere Platzierung.

    Gutes Durchhaltevermögen

    Eben dieses Durchhaltevermögen zeichne Wolf aus, wie sein Trainer beschreibt. „Das ist seine Sportart. Das ist, was er machen will. Wir hatten unsere Höhen und Tiefen, aber Lorenz ist immer drangeblieben, war immer im Training.“ Wenn mancher Jugendliche in der Pubertät seine eigenen Wege geht – auch Lorenz hatte diese Phasen – ist er dem Turnen treu und fokussiert geblieben. Schreiber betont: „Das ist schon beeindruckend, das ist sein Markenzeichen.“ Wolf lauscht den Worten. Sitzt daneben, dehnt sich und muss grinsen. Müsste er sich selbst beschreiben, würde er zusammenfassen: „Verplant, aber auch zuverlässig auf eine andere Art und Weise, treu, gutes Durchhaltevermögen. Und ich bin sozial eingestellt.“ Deshalb verbringt der 18-Jährige viel Zeit in seinem Freundeskreis und mit Freundin Mona. Das lässt sich manchmal schwer vereinbaren. In der Schule hatte er an vier Tagen Nachmittagsunterricht, dazu kommt vier- bis fünfmal pro Woche das Turntraining. „Da kommt es ganz gelegen, dass die Freundin auch Turnerin bei Schwaben Augsburg ist“, sagt Schreiber. Wolf nickt und lacht.

    Wie sich sein Sport mit seiner beruflichen Zukunft unter einen Hut bringen lässt, wird sich zeigen. Der Abiturient beginnt nach seinem Schulabschluss eine Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker bei BMW in München. Er will pendeln und weiter zum Turnen in die Arberhalle kommen.

    Mit welchem Ziel? „Für Olympia bin ich ohnehin schon zu alt“, sagt er und schmunzelt. Aber auf nationaler Ebene stellt ihm Trainer Schreiber Erfolge in Aussicht. Irgendwann könnte er mit der TG Allgäu in der 2. Bundesliga Süd turnen. Und außerdem lockt der nächste Deutschland Cup. Dann hoffentlich ohne Verletzung.

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