Blindentorball

SV Reha ist deutscher Meister

    • |
    „Anfang Mai will das Team das Training aus- fallen lassen, um den Titel feiern zu können.“Die Freude ist groß: Nach einer mitreißenden Saison dürfen die Torballer des SV Reha um Ulich Eggenberger, Wilhelm Brem, Trainerin Bärbel Maier, Werner Maier und Friedrich Maier (v. li.) ihre erste Meisterschaft bejubeln
    „Anfang Mai will das Team das Training aus- fallen lassen, um den Titel feiern zu können.“Die Freude ist groß: Nach einer mitreißenden Saison dürfen die Torballer des SV Reha um Ulich Eggenberger, Wilhelm Brem, Trainerin Bärbel Maier, Werner Maier und Friedrich Maier (v. li.) ihre erste Meisterschaft bejubeln Foto: Bärbel Maier

    Gespannt warten die Torballer des SV Reha Augsburg auf den Ausgang der letzten Partie des Tages. Titelkonkurrent SG Mühldorf-Altötting-Landshut trifft im entscheidenden Spiel auf den BVB Borussia Dortmund – und verliert 4:6. Danach kennt der Jubel der Fuggerstädter keine Grenzen mehr. Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte sicherten sie sich die deutsche Meisterschaft. Entsprechend stolz ist Vereinsfunktionärin Gabriele Pelz, als sie sagt: „Die Meisterschaft kam mehr als überraschend, eigentlich haben wir nur von der überragenden Vorrunde profitiert.“

    Letztendlich entschied die bessere Tordifferenz zugunsten des SV Reha. Nach lediglich zwei Siegen, bei ebenso vielen Niederlagen und einem Unentschieden, musste die Mannschaft noch bis zum letzten Spiel des Tages zittern. Zur Erklärung: Der deutsche Meister im Blindentorball wird an nur zwei Spieltagen in einer Hin- und Rückrunde ausgespielt.

    Seit 1964 gibt es hierfür in Augsburg beim SV Reha eine eigene Abteilung, initiiert von Gabriele Pelz. 83 Jahre ist die Augsburgerin inzwischen alt. Sie selbst hat einen blinden Bruder, über den sie zum Blindensport fand. Besonders betont sie aber das Engagement der Spieler. Sie nehmen weite Anfahrtswege in Kauf, um einmal wöchentlich zusammen trainieren zu können. Friedrich und Werner Maier, Wilhelm Brem und Ulrich Eggenberger kommen dafür aus Donauwörth, Ketterschwang nahe Kaufbeuren und sogar aus Buchs in der Schweiz nach Augsburg.

    Eggenberger ist dabei der einzige Sehende in der Mannschaft. „Das ist mit einer neuen Regelung möglich geworden, die die Inklusion fördern und fordern soll“, erklärt Pelz.

    Wie viele andere Beteiligte hat Ulrich Eggenberger einen persönlichen Bezug zur Sportart. Er selbst wohnt in der Schweiz, ist aber mit einer Blindensportlerin aus Augsburg befreundet. Mittlerweile ist er auch Trainer des Vorarlberger Blindensportclubs, einer österreichischen Mannschaft nahe seines Wohnortes Buchs. „Er ist nach Augsburg gekommen, weil er deutscher Meister werden wollte“, erzählt Gabriele Pelz und lacht. „Das hat ja jetzt funktioniert.“

    Jüngster Spieler des Teams ist der gebürtige Buchloer Wilhelm Brem mit 41 Jahren, der mittlerweile in Ketterschwang wohnt. Brem ist sechsfacher Teilnehmer und mehrfacher Medaillen-Gewinner bei Paralympischen Spielen, absolvierte zuletzt 2014 in Sotschi Wettkämpfe im Biathlon und im Langlauf. 2010 wurde ihm für seine Leistungen das Silberne Lorbeerblatt verliehen. „Nach seiner Laufbahn im nordischen Skisport wollte er sich weiterhin körperlich betätigen und hat sich für den Blindentorball interessiert. Er ist dann auf den SV Reha Augsburg gekommen, weil wir die einzige Mannschaft im größeren Umkreis stellen“, erwähnt die ehemalige Postbeamtin Pelz.

    Eine kleine Kuriosität: Das Team fand bisher noch keine Gelegenheit, seinen Meistertitel entsprechend zu feiern. Gleich nach der Siegerehrung mussten die Augsburger zum Bahnhof nach Landshut. „Um uns eine Übernachtung zu sparen, sind wir direkt im Anschluss mit dem Zug abgereist“, erzählt Pelz. Sie verspricht aber: „Anfang Mai will das Team das Training ausfallen lassen, um den Titel gebührend feiern zu können.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden