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Porträt: Sein Ziel: Olympia 2024

Porträt

Sein Ziel: Olympia 2024

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    Estland, Belgien, Österreich und zuletzt die USA – in all diesen Ländern ist Georg Zimmermann im vergangenen Jahr geradelt. Allerdings nicht als Tourist von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit, sondern als Leistungssportler bei anspruchsvollen Wettkämpfen und Meisterschaften. Der 17-jährige Fahrer der E-Racers Augsburg zählt zu den Hoffnungsträgern im deutschen Radsport. Er hat es ins Team der deutschen Jugend-Nationalmannschaft geschafft und war mit dieser im Mai zur Junioren-WM ins US-amerikanische Richmond gereist. Seinem Traum vom Profi-Radsportler ist er damit einen weiteren Schritt näher gekommen.

    Trophäen, die diesen Weg bisher gesäumt haben, finden sich auf einem eineinhalb Meter langen Regalbrett im Heim der Familie Zimmermann in Neusäß. Allerdings hat der Sohn die Auszeichnungen nicht im Wohnzimmer aufgestellt, sondern in seinem alten Kinderzimmer – im Dachgeschoss. „Eigentlich kommt da ganz selten jemand hin“, sagt seine Mutter Elke. In gewisser Weise ist das typisch für den 17-Jährigen, Stolz ist er schon auf seine Erfolge, aber angeben liegt ihm fern.

    Am Sonntag feiert der Neusässer seinen 18. Geburtstag. Dann muss er sich entscheiden, wie es mit seiner Karriere im Radsport weitergehen soll. Weil sein Verein, die E-Racers, keine passende Nachwuchsmannschaft für das junge Talent haben, startete er bisher für das U-19-Team Auto Eder Bayern. Nach seinem 18. Geburtstag ist das nicht mehr möglich. Deshalb hat er sich bei mehreren U-23-Mannschaften beworben.

    Das Ganze hat nur einen Haken: Im Frühjahr schreibt Zimmermann sein Abitur, gleichzeitig geht die Rennsaison los. „Ich brauche ein Team, das Rücksicht darauf nimmt, dass ich mich zwei Monate mehr auf die Schule als auf den Sport konzentrieren muss“, sagt er. Seine Bemühungen haben aber schon gefruchtet. Mehrere Teams in Deutschland und Österreich sind an ihm interessiert, in der nächsten Woche wird er sich entscheiden.

    Wichtig für ihn ist, dass er seinem großen Traum näher kommt: den Olympischen Spielen 2024. Bisher ist er auf einem guten Weg. Neben der Rad-WM in den USA nahm Zimmermann an der Europameisterschaft in Estland teil, wurde Zweiter beim Worldcup in Belgien und ist deutscher Vizemeister im Straßenrennen. Alleine in diesem Jahr ist er 16000 Kilometer gefahren. Diesen sportlichen Ehrgeiz hat er schon immer gezeigt, erzählt seine Mutter. „Er war immer unter den besten drei Fahrern seiner Altersklasse in Bayern“, sagt sie.

    Die Begeisterung fürs Radfahren scheint der Sohn von seinem Vater übernommen zu haben: „Früher hat er mich im Kindersitz vorne auf seinem Mountainbike mitgenommen“, erinnert sich Zimmermann. Zum achten Geburtstag bekam Georg dann sein eigenes Rennrad.

    Risiko und Geschwindigkeiten hätten ihn schon immer gereizt, sagt seine Mutter. Eine Nachbarin habe ihr erst neulich berichtet, wie ihr Georg als Bub häufig mit dem Bobbycar den Berg hinunter entgegengesaust sei. „Da braucht man einen guten Schutzengel“, ergänzt die Mutter, während Georg mit den Schultern zuckt. Seine aktuelle Spitzengeschwindigkeit auf dem Rad liegt bei 107 Stundenkilometern. So schnell sei er auf der Oberösterreich-Rundfahrt bergab gefahren, erzählt er und grinst.

    2009 fuhr er mit dem Kids-Cup in Berlin sein erstes größeres Rennen – eine bedeutende Veranstaltung für Nachwuchsfahrer. „Dafür eingeladen zu werden, war genauso toll, wie jetzt die Einladung, mit der Nationalmannschaft in die USA zu reisen“, sagt Zimmermann. „Bei der WM haben wir mit den Radprofis in einem Hotel gewohnt und auch zusammen gegessen. In den acht Tagen, die wir dort waren, haben wir uns ziemlich gut kennengelernt.“ Im Wettkampf selbst kam er auf Platz 53 und verfehlte eine bessere Platzierung vor allem deshalb, weil er am Anfang in einen Massensturz geriet und sein Rad reparieren musste.

    In seine sportliche Karriere investiert Georg Zimmermann eine Menge Zeit. Täglich ist er zwischen zwei und vier Stunden mit dem Rad unterwegs. Am Wochenende nimmt er an Rennen teil, reist durch ganz Deutschland. „Das ist toll, man lernt viele Orte und Menschen kennen“, sagt Zimmermann. Der Reiz am Radsport liegt für ihn in der verdeckten Teamleistung. „Anders als beim Fußball gewinnt immer nur einer, aber hinter dem Sieg steckt die ganze Mannschaft. Das ist ein noch viel größerer Teamgeist“, findet Zimmermann.

    Als Radsportler ist der 17-Jährige mittlerweile auch mit dem Thema Doping konfrontiert. „Natürlich musste ich schon durch Kontrollen“, sagt er. Für den Schüler steht aber fest, dass er sein Ziel nur ohne Doping erreicht: „Ich will sauber bleiben.“

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