Gehofft und gebangt hat Paul Verhaegh in den vergangenen Wochen immer. Der Kapitän des Fußball-Bundesligisten FC Augsburg gab sich aber jedes mal kämpferisch. „Mein Ziel ist die Weltmeisterschaft in Brasilien“, wiederholte er auch ständig in der Endphase der Bundesliga. Jetzt hat es „Paule“, wie ihn seine Fans rufen, endlich geschafft. Im 23-köpfigen Aufgebot von Oranje-Trainer Louis van Gaal ist Ver-haegh neben Arjen Robben (FC Bayern München) und Klass-Jan Huntelaar der dritte Spieler, der aus der höchsten deutschen Spielklasse in Brasilien für die Niederlande mit dabei ist. Die Trainer aller WM-Teilnehmer müssen bis zum heutigen Montagvormittag ihr Aufgebot bekannt geben. Es ist aber fast schon sicher, dass auch die beiden FCA-Spieler Jeong-Ho Hong und Dong-Won Ji im Aufgebot für Südkorea stehen.
Reuter und Bircks sind stolz auf ihren WM-Fahrer
Während Verhaegh, den der damalige FCA-Trainer Jos Luhukay im Jahr 2010 von Vitesse Arnheim nach Augsburg lockte, für den FCA zum Glücksfall wurde, kam die niederländische Nationalmannschaft lange ohne ihn zurecht. Verhaegh ist ein Spätberufener. Erst mit 30 Jahren wurde er von van Gaal im Jahr 2013 für sein erstes Länderspiel gegen Portugal nominiert. Zuvor wurde er des Öfteren von Hollands Co-Trainer Danny Blind bei FCA-Spielen beobachtet. Stefan Reuter, der Manager vom FC Augsburg, kann am besten nachempfinden, was solch eine Nominierung für einen Spieler bedeutet. Am Wochenende war Reuter, der 1990 mit Deutschland Weltmeister wurde, nach Düsseldorf zum „Fest der Weltmeister“ und anschließendem Spielbesuch Deutschland gegen Kamerun eingeladen.
„Das ist eine Riesenauszeichnung für Paul und eine tolle Bestätigung. Für unseren Verein ist das natürlich auch eine super Werbung“, sagt Reuter. Kürzlich beim 1:0-Sieg der Niederlande über Deutschlands Gruppengegner Ghana kam der rechte Verteidiger zwar nicht zum Einsatz, aber dass van Gaal in Brasilien auf den Augsburger setzt, kann sich Reuter durchaus vorstellen: „Paul hat jetzt sicher noch mehr Selbstvertrauen. Außerdem ist er ein sehr stabiler Spieler. Ich drücke ihm jedenfalls die Daumen.“ Die Beziehung zwischen dem FC Augsburg und Verhaegh hat schon immer gepasst. Reuter macht dies an einem Beispiel fest: „Als wir am Ende der vergangenen Saison noch nicht einmal wussten, ob wir weiterhin in der Bundesliga spielen oder in die 2. Liga müssen, hat Paul ein Zeichen gesetzt und seinen Vertrag bis 2016 verlängert. Er hat damals die richtige Entscheidung getroffen und dadurch seine Verbundenheit zum FCA ausgedrückt“, meint Reuter.
Auch für FCA-Finanzchef Peter Bircks ist die WM-Nominierung von Verhaegh eine Riesensache. Bircks war am Wochenende in Ofterschwang auf Einladung des FCA-Prokuristen Michael Ströll, der dort seinen 30. Geburtstag feierte. „Auch da war das schon ein großes Thema bei uns“, erzählt Bircks. „Das zeigt das man nicht bei Borussia Mönchengladbach spielen muss, um im Fokus zu stehen“, meint Bircks mit einem Seitenhieb auf André Hahn, der nach dieser Saison vom FCA nach Gladbach wechselte. Für Bircks ist die WM eine gelungene Abrundung für eine tolle Saison. „Verhaegh – Ji und Hong bei Südkorea – Das ist eine tolle Geschichte und bringt uns viel Aufmerksamkeit.“ WM-Fahrer, die für einen Augsburger Klub spielen, sind bisher rar gesät. Helmut Haller war der letzte Spieler dem diese Ehre zuteil wurde. Als er von Trainer Sepp Herberger für die WM 1962 in Chile nominiert wurde, spielte er noch für den BC Augsburg. Später bei den Weltmeisterschaften 1966 in England und 1970 in Mexico war Haller, der im Oktober 2011 gestorben ist, dann in Italien aktiv.
Ernst Lehner (gestorben 1986) dagegen, der für den TSV Schwaben Augsburg spielte, war bei der Weltmeisterschaft 1934 in Italien und bei der WM 1938 in Frankreich dabei. Schließlich noch der 2011 verstorbene Uli Biesinger, der zum Kader der Weltmeisterelf von 1954 zählt. Biesinger spielte damals für den BC Augsburg.