Elena Apel lächelt noch ein wenig scheu. So ein Auftritt im 34. Stock des Dorint-Hotels ist neu für die 15-jährige Schülerin des Maria-Theresia-Gymnasiums. „Ich bin schon etwas nervös“, gibt die Schwaben-Kanutin auf der Pressekonferenz für das Slalom-Weltcupfinale nächste Woche (14. bis 17. August) auf dem Eiskanal zu.
Neben ihr stehen Weltklassepaddler wie Olympiasieger Alexander Grimm, die Medaillengewinner Sideris Tasiadis und Hannes Aigner, Vize-Europameisterin Melanie Pfeifer oder der olympiaerfahrene Grieche Christos Tsakmakis. Sie sind mit allen Wassern gewaschen, Elena Apel tastet sich erst in die Elite vor und gibt vor heimischer Kulisse ihr Debüt im A-Team.
Bei der Junioren-Europameisterschaft gewann Apel mit dem deutschen Nachwuchs-Team Silber, kürzlich wurde sie deutsche Jugendmeisterin – allerdings im Kajak. Die junge Frau ist ein vielversprechendes Wildwasser-Talent, findet ihr Vater Thomas Apel. Der Kajak-Bundestrainer hat Alexander Grimm 2008 zu Olympiagold geführt und ist beeindruckt, wie es seine Tochter schafft, Schule und das umfangreiche Trainingsprogramm in Kajak und Canadier unter einen Hut zu bringen. „Sie hat sich den Weltcup-Einsatz verdient“, meint Apel. Elena profitiert davon, dass Birgit Ohmayer (ebenfalls Schwaben) wie Selina Jones für die Olympischen Jugendspiele nominiert wurde. „Es wäre schön, wenn ich das Halbfinale erreichen würde“, hat sich Apel junior vorgenommen.
Ihre Kollegen gehen anspruchsvoller an die Sache heran. Für Hannes Aigner (Augsburger Kajakverein) könnte das Weltcupfinale nach verpasster WM-Qualifikation zum Saisonhöhepunkt werden. Der Olympiadritte im Kajak-Einer führt nach vier Rennen die Wertung an und will den Spitzenplatz im Endspurt verteidigen. „Am schönsten wäre natürlich ein Sieg im Slalom und im Boatercross.“ So heißt das spektakuläre Preisgeldrennen, bei dem sich vier Fahrer gleichzeitig von einer Rampe aus auf einen Parcours stürzen. „Wir waren immer Vorreiter im Kanusport“, will Marketingspezialist Karl Heinz Englet vom Ausrichter Kanu Schwaben der Branche neue Reize geben.
Der Eiskanal hat weiterhin eine anziehende Wirkung auf die Kanuwelt. Die ersten Slalomfahrer trainieren bereits auf der Olympiastrecke von 1972, „für die Rennen haben 265 Kanuten aus 42 Ländern gemeldet“, verrät Organisationsleiter Horst Woppowa. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir bei einem Weltcup jemals so eine Beteiligung hatten.“
Das Entwicklungsprogramm des Kanu-Weltverbands ICF greift. „Vier Wochen vor der Weltmeisterschaft in den USA nutzen die Nationen das Finale zum Formtest“, weiß Kajak-Bundestrainer Thomas Apel. Das Training seines Teams ist auf die Titelkämpfe ausgerichtet, aber Augsburg hat für die deutschen Kanuten immer besonderen Reiz. „Für mich ist das der schönste Weltcup, wenn alle Freunde und viele Zuschauer da sind“, freut sich Melanie Pfeifer auf die Tage am Eiskanal.
Sogar der Sportreferent der Stadt, Dirk Wurm, will demnächst ins Boot steigen – gemeinsam mit seinem Schwiegervater. Bernhard Dichtl war 1972 im deutschen Olympiateam.