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Kanuslalom: Kanute Aigner ist optimistisch: "Gehe davon aus, dass die Olympischen Spiele stattfinden"

Kanuslalom

Kanute Aigner ist optimistisch: "Gehe davon aus, dass die Olympischen Spiele stattfinden"

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    AKV-Kanute Hannes Aigner befindet sich zum zweiten Mal mitten in der Olympia-Vorbereitung. Im vergangenen Jahr wurden die Spiele abgesagt.
    AKV-Kanute Hannes Aigner befindet sich zum zweiten Mal mitten in der Olympia-Vorbereitung. Im vergangenen Jahr wurden die Spiele abgesagt. Foto: Fred Schöllhorn

    Herr Aigner, nach einem knapp dreiwöchigen Trainingslager auf der Vulkaninsel La Réunion im Indischen Ozean sind Sie mit dem deutschen Kanuslalom-Team wieder zurück in Deutschland. Wie haben Sie die Reise in diesen ungewöhnlichen Corona-Zeiten erlebt?

    Aigner: Wir sind seit einer Woche wieder zurück und alles hat sehr gut funktioniert. Im Vorfeld war es ja etwas unklar, ob es auch so bleibt, dass La Réunion kein Risikogebiet ist. Das hätte die Reise problematischer machen können, wenn man dann plötzlich vor einer geschlossenen Grenze gestanden wäre. So aber hat alles gut funktioniert.

    Sie hatten auch keinen Corona-Fall während Ihres Aufenthalts?

    Aigner: Mir ist nichts bekannt. Wir sind vorher alle getestet worden, um überhaupt hinfliegen zu können, denn das kontrollieren die Fluggesellschaften. Auch während des Aufenthalts und bei der Rückreise. Es war wirklich so, dass man das Risiko vertreten konnte. Auf La Réunion war die Inzidenz zu der Zeit auch geringer als beispielsweise in Augsburg.

    Mussten Sie danach in Quarantäne?

    Aigner: Nein.

    Wie froh waren Sie, dass es zu dieser Zeit doch noch mit einem Warmwasser-Training geklappt hat. Das traditionelle Trainingslager in Australien musste aufgrund der langen Quarantänebestimmungen ja ausfallen?

    Aigner: Die Welt wäre nicht untergegangen, wenn es nicht geklappt hätte. Aber so brauchten wir die Kältewelle in Deutschland nicht mitzuerleben, worüber ich schon sehr glücklich bin. Bei ein- bis zweistelligen Minusgraden täglich aufs Wasser zu gehen, ist eine enorme Quälerei. Deswegen war ich schon froh, dass wir das vermeiden konnten. Für uns Augsburger kommt noch hinzu, dass die Olympiastrecke am Eiskanal gerade wegen Umbaus geschlossen ist. Deshalb ist es für uns gerade schwierig, sich aufs Wildwasser vorzubereiten. Denn die Konkurrenz macht genau das. Und es war fast die gesamte Weltspitze da.

    Auch bei Schnee und eisigen Temperaturen musste Hannes Aigner auf der Augsburger Kanustrecke trainieren. Umso mehr freute er sich über die warmen Temperaturen im Trainingslager auf La Réunion.
    Auch bei Schnee und eisigen Temperaturen musste Hannes Aigner auf der Augsburger Kanustrecke trainieren. Umso mehr freute er sich über die warmen Temperaturen im Trainingslager auf La Réunion. Foto: Fred Schöllhorn

    Die Trainingsbedingungen für die Slalomkanuten scheinen auf La Réunion so gut gewesen zu sein, dass der Deutsche Kanuverband sehr zufrieden mit der „Notlösung“ war. Wie haben Sie die Zeit erlebt?

    Aigner: Wir hatten wirklich gute Trainingsbedingungen vor Ort. Klimatisch war es auch in Ordnung. In Australien hatten wir schon manchmal das Problem, dass es über 40 Grad oder schon Richtung 50 Grad hatte. Da kann man draußen fast keinen Sport mehr machen. Auf La Réunion war es auch sehr warm, aber alles im Rahmen des Erträglichen.

    Was halten Sie von der Slalomstrecke vor Ort, die Sie ja völlig neu entdecken mussten?

    Aigner: Die Strecke war wirklich gut, vergleichbar mit der Strecke in Markkleeberg, wo wir auch viel zum Training hinfahren. Deshalb war es ganz gut, im Februar im Warmen auf so einem Kanal zu fahren.

    Heißt das nun, dass die kleine Insel das große Australien künftig als Trainingsort ablöst?

    Aigner: In Australien sind die Trainingsmöglichkeiten schon noch ein bisschen besser, wenngleich man natürlich noch einmal einen halben Tag länger anreist. Wir werden durch das Trainingslager auch keinen Vorteil gegenüber den anderen Nationen haben, denn alle haben das Gleiche gemacht. Aber man hat zumindest auch keinen Nachteil.

    Nach langer Zeit gab es dort ja auch wieder ein richtiges Rennen, das als die „La Réunion Open“ betitelt wurde. Sie kamen auf Platz sieben. Waren Sie zufrieden damit?

    Aigner: Es war gar nicht so einfach für mich, weil ich nicht wusste, ob das nicht nur ein besseres Training oder wirklich ein Rennen ist. Am Ende war es aber ein richtig gut organisierter Wettkampf. Er war erst einmal einfach schön, sich nach so langer Zeit wieder mit anderen messen zu können.

    Wie beurteilen Sie fünf Monate vor den Olympischen Spielen, für die Sie bereits qualifiziert sind, Ihren Leistungsstand?

    Aigner: Zu dem Zeitpunkt des Test-Wettkampfs hatte ich schon noch Probleme, auch wegen der Anreise kurz zuvor. Deshalb waren andere Athleten, die schon einen Trainingsvorsprung hatten, besser. Da gibt es für mich schon noch einiges zu tun. Aber ich denke, das sind keine unüberwindbaren Hindernisse, um den Anschluss zu finden.

    Olympische Spiele: Das Wichtigste in Kürze

    Die Olympischen Spiele finden vom 23. Juli bis zum 8. August 2021 in Japans Hauptstadt Tokio statt. In der Metropolregion leben fast 37,5 Millionen Menschen.

    Für die Sommerspiele waren bei der Bewerbung noch 6,6 Milliarden US-Dollar veranschlagt worden; derzeit werden Kosten von um die 20 Milliarden US-Dollar (knapp 18 Milliarden Euro) erwartet. Einschließlich des Stadions werden acht Wettkampfstätten gebaut, 25 gab es bereits. Zehn weitere werden nur für die Spiele genutzt.

    Neu im Programm sind die Sportarten Karate, Sportklettern, Skateboard und Surfen. Wieder olympisch ist Base- und Softball.

    Wie geht es jetzt für Sie weiter?

    Aigner: Es ist schwierig, langfristig zu planen. Nach wie vor haben wir die Problematik der geschlossenen Grenzen. Da fehlt uns Sportlern die Planungssicherheit. Es gibt Bestrebungen, weiterhin Trainingslager zu machen. Aber die Optionen sind überschaubar und hängen von den aktuellen Regelungen ab. Es macht keinen Sinn, fünf Tage in ein Trainingslager zu fahren, um dann wieder zwei Wochen in Augsburg in Quarantäne zu sitzen. Deshalb reichen die Planungen nicht allzu weit in die Zukunft.

    Wie fühlt man sich als Spitzensportler in diesen schwierigen Zeiten, wenn man sich auf die Olympischen Spiele vorbereiten muss ? Fühlen Sie sich gut informiert und betreut?

    Aigner: Ich denke, jeder gibt sein Bestes. Wir haben ein sehr engagiertes Trainerteam. Es wird ja auch keiner gezwungen, irgendwohin mitzufahren. Alles läuft freiwillig. Unser Verband sieht es als seine Pflicht, das eigene Hygienekonzept überall umzusetzen. Wenn da schlampig gearbeitet würde, könnten wir die Vorbereitung oder die Trainingslager gar nicht so gut umsetzen.

    Wie sehen Sie als Profisportler die Lage der Amateursportler in den Augsburger Kanuvereinen, auch bei Ihnen im AKV, die seit Monaten nicht aufs Wasser dürfen?

    Aigner: Momentan ist es wirklich eine schwierige Situation im Hinblick darauf, wo die Grenze gezogen wird und für wen es Ausnahmeregelungen gibt. Es sind harte Zeiten für den Verein. Vielleicht im Winter jetzt nicht ganz so schlimm wie im Sommer. Trotzdem sehe ich Probleme beim Nachwuchs. Hoffentlich kommen bald wieder bessere Zeiten. Das einzige Gute ist, dass unsere Anlage am Eiskanal aufgrund der Sanierung für die WM sowieso eine Baustelle ist und gesperrt ist. Die Einschränkungen, die wir durch die Umbaumaßnahmen haben, kommen momentan gar nicht so zur Geltung.

    Noch ein kurzer Blick auf die Olympischen Spiele in Tokio in fünf Monaten, bei denen Sie an den Start gehen wollen. Glauben Sie daran, dass die Spiele durchgezogen werden?

    Aigner: Ich trainiere darauf hin, deshalb gehe ich auch davon aus, dass die Spiele stattfinden. Auch wenn ich mir natürlich im Klaren darüber bin, dass das bei der momentanen Situation schwierig ist, in die Zukunft zu schauen. Keiner weiß, was da jetzt kommt. Ich hoffe, dass alles so wie geplant umgesetzt werden kann und bald wieder Normalität einkehrt. Deswegen trainiere ich weiterhin fleißig und hoffe, dass im Sommer alles zu einem positiven Ergebnis führt.

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