Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten
Lokalsport
Icon Pfeil nach unten

Kanu: Tasiadis und Aigner - die Augsburger WM-Hoffnungen

Kanu

Tasiadis und Aigner - die Augsburger WM-Hoffnungen

    • |
    Sideris Tasiadis von Kanu Schwaben Augsburg zählt zu den WM-Hoffnungen.
    Sideris Tasiadis von Kanu Schwaben Augsburg zählt zu den WM-Hoffnungen. Foto: Marianne Stenglein

    Am Freitag wird es ernst für zwei Augsburger bei der Weltmeisterschaft im Kanuslalom in Rio de Janeiro. Auf der Olympiastrecke von 2016 gehört Sideris Tasiadis, 28 Jahre, von den Kanu Schwaben Augsburg im Canadier Einer als Dritter des Gesamt-Weltcups zu den Favoriten auf eine Medaille. Ebenso einen Platz unter den ersten Drei im Kajak Einer der Männer peilt Hannes Aigner, 29, vom Augsburger Kajak Verein an. Über ihre WM-Vorbereitungen, ihre Hoffnungen und ihre Ziele haben sie vor der Abreise nach Brasilien gesprochen. Das sagten sie ...

    Über den Saisonverlauf

    Sideris Tasiadis: „Bisher lief es für mich sehr gut. Ich habe drei von sechs Wettkämpfen gewonnen und bin zufrieden mit meiner Leistung. Klar hätte ich beim Weltcupfinale mehr zeigen wollen, um den Gesamtweltcup zu gewinnen, aber das lief etwas unglücklich. Mein Saisonziel ist ganz klar die WM. Auch für den Verband zählt nur die WM, denn daran bemisst sich die Förderung. Bei uns ist es leider so, dass der Weltcup und die Europameisterschaft einen geringeren Stellenwert haben als die Weltmeisterschaft und vor allem Olympische Spiele. Das ist hart, denn als Sportler hast du dort dann richtig Druck. Aber ich weiß mittlerweile, wie ich damit umgehen muss. Bei der WM ist die Vorgabe auch klar: In den vier Disziplinen sollen zwei Medaillen her.“

    Hannes Aigner: „Ich denke, bisher läuft es ganz gut. Für mich gibt es drei Jahreshöhepunkte – die nationale Qualifikation, die Europameisterschaft und die Weltmeisterschaft. Die Quali hat geklappt und bei der EM bin ich nur ganz knapp an einer Medaille vorbeigefahren. Dazwischen habe ich nicht ganz so viel Wert auf die Weltcups gelegt, sondern versucht, mich mit intensivem Training möglichst gut auf die WM vorzubereiten. Deshalb bin ich mit meinem sechsten Platz im Gesamt-Weltcup auch sehr zufrieden. Im Finale haben mir nur ein paar Hundertstel gefehlt, sonst hätte es sogar noch fürs Podest gereicht. Ich hoffe, dass ich das bei der WM noch zu einem guten Abschluss bringe.“

    Über den WM-Ort

    Sideris Tasiadis: „Meine Erinnerungen an die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro 2016 sind eher schlecht. Überall standen damals Soldaten, um die Sicherheit der Sportler zu gewährleisten. Das hat sich mir eingeprägt. Und die Armut der Menschen dort. Während Olympia sind wir oft durch die ärmeren Viertel gefahren und haben das Leben dort gesehen.“

    Hannes Aigner: „Mein vierter Platz damals bei den Olympischen Spielen in Rio war ja an sich ganz gut, aber mein minimaler Rückstand auf die Bronzemedaille war schon ärgerlich. Ich weiß aber zumindest, dass ich hier gut fahren kann und versuche, es dieses Mal besser zu machen. Die Stadt ist sauberer als erwartet und auch die Strecke ist in einem guten Zustand. Die Verkehrssituation hat sich verbessert, wir sind deutlich schneller an der Strecke. Alles ist etwas angenehmer. Ich bin positiv überrascht und denke, dass es ein guter Wettkampf wird.“

    Über ihre Ziele für die WM

    Sideris Tasiadis: „Ich will eine Medaille und meine Leistung bestätigen. Körperlich bin ich fit. Aber du musst auch vom Kopf her frei sein. Die Strecke liegt mir, ich kenne sie von den Olympischen Sommerspielen 2016. Sie ist nicht allzu schwer, aber auch nicht zu leicht. Ich brauche etwa drei, vier Tage, bis ich mich an eine Strecke gewöhnt habe. Dann habe ich den Rhythmus drauf. Deshalb war ich nach dem Weltcup-Finale auch erst noch eine Woche zu Hause, um mich zu erholen. Ich mache inzwischen ganz bewusst mein eigenes Ding. Wenn du zu viele Einzelsportler zusammenpackst, funktioniert das irgendwann nicht mehr. Jeder hat sein eigenes Konzept und will das umsetzen. Mein Weg muss aber nicht für andere funktionieren.“

    Hannes Aigner: „Die WM-Strecke in Rio ist ein bisschen unscheinbar, aber trotzdem sehr anspruchsvoll. Die Trainingseinheiten liefen recht gut. Wir sind ja schon seit über einer Woche da und hatten fast jeden Tag mindestens eine Trainingseinheit. Es läuft alles nach Plan. Und mein Ziel ist schon, mindestens ins Finale zu fahren. Dort ist dann viel Risiko notwendig, um aufs Treppchen zu kommen. Deshalb bin ich froh, wenn ich das Finale erreiche und dann vielleicht noch um die Medaillen fahren kann.

    Über ihre Trainings-Motivation

    Sideris Tasiadis: „Das machst du nicht fürs Geld. Ich bekomme mein ganz normales Polizeigehalt. Dazu kommen ein paar Sponsorengelder, wenn man gut ist. Ich motiviere mich selbst. Ich will einfach gewinnen. Mir macht es unheimlich Spaß, Boot zu fahren. Im Sommer kann man sich natürlich leichter motivieren, weil es warm ist. Im Winter ist das schwieriger. Doch das zahlt sich aus. Wenn du im Winter ein bisschen mehr machst, kannst du die Form im Sommer länger halten.“

    Hannes Aigner: „Ich finde das Leben als Sportler sehr schön. Wenn man versucht, das Beste aus sich herauszuholen. Es macht mir Spaß, dass ich viel herumkomme. Ich war als Kind schon immer derjenige, der draußen war und Sport gemacht hat. Das war schon immer so und wird hoffentlich noch eine Zeit lang so bleiben. Natürlich versucht man, dass Training immer weiter zu verbessern. Ich trainiere bei Bundestrainer Thomas Apel in meiner Trainingsgruppe mit den Teamkollegen Sebastian Schubert und Ricarda Funk. Der macht uns im Dialog die Trainingspläne und das funktioniert ganz gut.“

    Über Nervosität

    Sideris Tasiadis: „Ich gehe in jedes Rennen und sage mir in den Sekunden vor dem Start selbst: Pack mer’s – und dann gehts los. Vollgas. Dann musst du liefern, du hast keine zweite Chance. Ein bisschen Anspannung brauche ich schon, das Adrenalin ist wichtig. Zu viel Anspannung ist aber auch nichts, dann fehlt dir das Feingefühl. Es gibt eine gesunde Nervosität und irgendwann lernt man, damit umzugehen.“

    Hannes Aigner: „Rituale habe ich keine, aber im Vorfeld der Wettkämpfe steigt natürlich die Anspannung. Spätestens, wenn die Strecke hängt und man beginnt, darüber nachzudenken, wie man die Torkombinationen fährt. Oder wenn die Konkurrenten schon unten sind und die erste Zeit vorgegeben haben. Dann steigt die Spannung enorm. Da muss ich schauen, wie ich das in den Griff bekomme. Ich bin aber keiner, der sich von außen Druck machen lässt.“

    Über das Fernziel Tokio 2020

    Sideris Tasiadis: „Darauf arbeitet man schon hin. Es spielt jetzt schon eine Rolle, wie man sich vorbereitet. Du musst aufpassen, dass du nicht zu viel machst und ins Übertraining abrutscht. Dann ist der Körper grundmüde und es dauert mehrere Monate, bis man da wieder raus kommt. Ich habe das schon erlebt. Man muss sich an die Grenze herantasten. Früher habe ich auch ein hartes Training locker weggesteckt. Jetzt merke ich es am nächsten Tag schon deutlich. Die 20-Jährigen können am Abend auch noch feiern und sind trotzdem am nächsten Tag topfit. Ich lass’ das Feiern mittlerweile weg. Das mache ich erst, wenn ich was erreicht habe.“

    Hannes Aigner: „Ich denke natürlich an die Olympischen Spiele 2020, aber das ist jetzt unabhängig von dieser WM. Die spielt dabei eine untergeordnete Rolle und hat keinen Einfluss auf die Olympia-Qualifikation. Auch wenn es natürlich schön wäre, Weltmeister zu werden. Die Quali steht dann nächstes Jahr an. Natürlich ist Olympia das große Ziel, aber jetzt blicke ich erst mal nur auf die WM.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden