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Integration: So helfen Flüchtlinge den Sportvereinen

Integration

So helfen Flüchtlinge den Sportvereinen

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    Für Siegfried Stindl von der DJK Göggingen heißt das Zauberwort: Cricket. Diese in Europa eher unbekannte Sportart hat der Verein vor knapp einem Jahr ins Leben gerufen, um Flüchtlingen und Migranten ein Sportangebot zu bieten, das sie aus ihrer Heimat kennen. Der Verein hat in entsprechende Sportausrüstung investiert, nach Übungsleitern gesucht und mittlerweile drei Mannschaften im Spielbetrieb angemeldet. Nun liegen Zahlen auf dem Tisch, wie sehr sich dieses Engagement für die DJK gelohnt hat.

    283 neue Mitglieder konnte der Verein im Jahr 2016 vorwiegend über das Programm „Integration durch Sport“ gewinnen. Die Asylbewerber, Migranten und Flüchtlinge begeisterten sich zwar auch für Fußball, Kegeln und Tischtennis, vor allem aber für Cricket. Alle sind im Laufe des Jahres dem Verein beigetreten. Eine ähnliche Entwicklung, wenn auch in kleinerem Ausmaß, lässt sich beim SV Gold-Blau Augsburg beobachten. Von 45 neuen Mitgliedern fanden 35 über das Programm „Integration durch Sport“ den Weg in den Verein.

    Augsburger Ansprechpartner für alle Sportvereine, die sich um Integration bemühen, ist seit Mai 2016 Plamen Nikolov, der Bildungsreferent des Bayerischen Landessportverbandes (BLSV). Er betont bei seinem Vortrag vor Vereinsvertretern im Augsburger Sportbeirat, wie hilfreich und gegenseitig bereichernd der Sport zum einen für Migranten und Flüchtlinge, zum anderen für die Augsburger Vereine selbst sein kann. Zumal eine millionenstarke Förderung des Bundesinnenministeriums hinter dem Programm „Integration durch Sport“ steht. Geld, das je nach Bedarf an sogenannte Stützpunktvereine ausgezahlt wird, die ihre Integrationsbemühungen nachweisen können.

    Diesen Titel tragen in Augsburg bereits der SV Gold-Blau (seit 2012) die DJK Göggingen und der Assyrische Mesopotamien SV (beide seit 2016). „Finanziert werden Sport- und Spielgeräte, Übungsleiter, Hallenmieten, Schulungen und Verwaltungskosten“, beschreibt Nikolov das breite Spektrum der Leistungen.

    In Augsburg stehen die Sportvereine mittlerweile Schlange, um sich 2017 als Stützpunktverein eintragen zu lassen: dazu gehören die DJK Lechhausen, die DJK Pfersee, die TSG Augsburg, der TSV Schwaben Augsburg und der TSV 1871 Augsburg. „Es reicht uns nicht, wenn die Neuankömmlinge einfach nur mitspielen, sondern wir schauen, was wir noch besser machen können für eine interkulturelle Vielfalt“, sagt Plamen Nikolov. Er leistet den Vereinen zudem Unterstützung bei den Formalitäten wie den Einzug von Mitgliedsbeiträgen, die über die Sozialleistungen und Hilfsprojekte wie „Kinderchancen“ abgerechnet werden können, oder das Abschließen von Unfallversicherungen.

    Ergänzt wird Nikolovs Arbeit durch Wolfgang Taubert, der parallel dazu das städtische Programm „Sport und Integration“ betreut. „Fast 400 Flüchtlinge haben wir in diesem Jahr an Vereine vermittelt“, berichtet Taubert. Und verhehlt auch nicht die Probleme, die aufgrund der kulturellen Unterschiede schon auftreten können. Wie etwa jener Afghane, der sich nicht damit abfinden wollte, dass er in seinem Verein mit einer weiblichen Abteilungsleiterin zu tun hatte. Taubert muss dann vermitteln. Gerade ist er dabei, eine Webseite zu erstellen, auf der Kontakte und Informationen zu finden sind. Ihm ist wichtig, dass das städtische Programm auch für bedürftige Augsburger Bürger gilt. „Die Flüchtlinge haben einen Anschub geleistet, uns zu zeigen, welche Aufgaben wir in dieser Stadt haben“, betont Taubert.

    Viel ist bereits vorangegangen, doch mit dem Cricket-Zulauf kommen Sportverein und Stadt Augsburg langsam an ihre Grenzen. Denn trotz großer Suche konnte bisher kein Ort für ein regelgerechtes Spielfeld mit Abmessungen zwischen 130 und 150 Metern gefunden werden. Dabei wäre das dringend nötig, denn die Cricket-Abteilung der DJK Göggingen wächst und wächst – und steht mittlerweile bei 100 Mitgliedern. „Das ist eine hervorragende Entwicklung“, freut sich Siegfried Stindl, der mittlerweile Geschäftsführer des Bayerischen Cricket-Verbandes geworden ist.

    Und schon die nächste Idee für die DJK Göggingen geboren hat: „Ab Januar wollen wir in Kooperation mit dem SK 1908 Göggingen Schach für Syrer anbieten. Für Syrer hat Schach wohl eine ähnliche Bedeutung wie Cricket für die Afghanen“. Eine Sorge hat Stindl bei dieser Sportart zumindest nicht: Passende Räumlichkeiten für die Schachspieler dürften sich finden lassen.

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