Kaum ein Wettbewerb stellt Sportler vor solche Herausforderungen wie der Ironman auf Hawaii. 3,86 Kilometer Schwimmen im Ozean, 180,2 Kilometer Radfahren gegen unberechenbare Winde, 42,195 Kilometer Laufen durch Lavafelder bei großer Hitze – der Ausdauer-Klassiker treibt die Teilnehmer an ihre Grenzen. Dennoch ist das Rennen für viele Triathleten das Ziel ihrer Träume, an diesem Wochenende ist es wieder so weit (siehe überregionaler Sportteil). Immer wieder sind auch Augsburger Sportler am Start. Drei erzählen hier, wie es ihnen auf Hawaii ergangen ist.
Katja Mayer
1992, 1993, 1994, 1995, 1996, 1997, 1998, 2000
Siegerin der Altersklasse 18-24 im Jahr 1992. Startete ab 1994 als Profi und kam dort 1995 auf Platz 12.
„Hawaii ist die Geburtsstätte unserer Sports. Die Insel ist auch deshalb ein Mythos, weil sie traumhaft schön ist. Wer es dorthin zum Ironman geschafft hat, gehört zu den Besten, denn nur die haben sich qualifiziert. Für die meisten ist der Start auf Hawaii eine Belohnung. Bei keinem anderen Wettkampf sind so viele verschiedene Nationen am Start. Der Wettkampf selbst ist aber grauenhaft. Heute würde dort kein Mensch mehr einen Ironman machen. Das Schwimmen im Meer ist fürchterlich, die Dünung extrem. Viele bekommen da schon Probleme mit dem Magen und müssen sich übergeben. Das Radfahren über die endlosen Lavafelder findet dann weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Auch bei der Laufstrecke, die einem Highway folgt, steht oft kein Mensch. Nach etwa 30 Kilometer geht es in eine Senke, die Energy Lab. Dort staut sich die Hitze. Viele Rennen wurden dort entschieden, denn du hast schon einige Stunden hinter dir und es geht keinem mehr gut. Wenn ich das heute im Fernsehen anschaue, denke ich mir: Gott sei dank bin ich da nicht mehr dabei. Als Profi hat sich mir aber nie die Frage gestellt, ob die Quälerei Spaß macht. Meine Konzentration war darauf ausgerichtet, über so viele Stunden immer 100 Prozent zu geben. Irgendwas tut dir ja immer weh, aber du musst versuchen, das auszublenden.“
Franco Schilling
Hawaii am Start 1992, 1993, 1995, 1996, 1998, 1999, 2002
Sieger der Altersklasse 55 im Jahr 2002
„Die Bedingungen auf Hawaii sind extrem schwer. Wenn du bei Sonnenaufgang am Start stehst, sind alle blass um die Nase. Da wird nicht mehr viel geredet oder gescherzt. Es fängt dann mit dem Schwimmen im offenen Meer an. Als guter Schwimmer habe ich immer auf unruhiges Wasser gehofft. Als ich 2002 meine Altersklasse gewonnen habe, waren es im Wasser sehr schwierige Bedingungen und ich hatte nach dem Schwimmen 22 Minuten Vorsprung. Am Schluss waren davon noch zwei Minuten übrig. Auf dem Rad ist das Problem, dass es auf Hawaii sehr viel Wind hat. Außerdem radelst und läufst du auf Asphalt, der sich in der Sonne brutal erhitzt. Der Wettkampf ist ein einziger Kampf mit dir selbst. Irgendwann willst du einfach nicht mehr. Das ist vor allem beim Laufen an den Trinkstationen gefährlich, wenn du ein bisschen langsamer laufen musst. Sobald du aber im Ziel bist, vergisst du sehr vieles sehr schnell. Sonst würdest du das kein zweites Mal machen.“
Gabi Pelz
1988, 1989, 1990, 1991, 1992, 1993
Zweite der Altersklasse 50 im Jahr 1988
„Ich war sechsmal für Hawaii qualifiziert, habe aber nur dreimal gefinished. Die anderen Male hatte ich Pech. Einmal hatte ich eine Nagelbettentzündung und der Nagel ist beim Schwimmen abgegangen. Ich kam nicht mehr in die engen Radschuhe hinein. Die anderen beide Mal hatte ich Radpannen. Das war sehr ärgerlich, denn es ist ja extrem aufwendig, sich überhaupt zu qualifizieren. Bei meinem ersten Start ist alles gut gegangen. Ich bin völlig unbedarft in das Rennen rein und habe nicht gewusst, was mich erwartet. Ich habe gleich meine beste Platzierung geschafft. Mich hat immer angetrieben, es nicht nur beim Probieren zu belassen, sondern die Sache auch durchzuziehen. Für einen Ironman ist man ja nie optimal vorbereitet. Man darf es aber nicht aufs nächste Jahr verschieben, denn auch da wird es nicht anders sein. 70 Prozent werden im Kopf entschieden. Ich habe auf der Strecke immer in der Kategorie „schon/noch“ gedacht. Wenn das „Schon“ größer wurde als das „Noch“, ist das ein gutes Gefühl. Richtig Spaß macht aber erst das Gefühl danach.“