Eigentlich hatte Ioannis Gelios, 20, seinen griechischen Landsleuten bei der Europameisterschaft nicht allzu viel zugetraut. „Ich hatte nach den ersten Vorrundenspielen keine große Hoffnung mehr“, sagt der Nachwuchstorhüter des FC Augsburg. Hinter Routinier Simon Jentzsch, 36, und Mohamed Amsif ist Gelios seit zwei Jahren die Nummer drei im Bundesliga-Kader.
Doch nach dem Sieg gegen Russland ist er richtig stolz auf die Spieler seines Heimatlandes. „Das war wichtig, auch um unser Land in dieser Phase einfach gut zu präsentieren.“ Dass Griechenland aber auch nach dem heutigen Viertelfinale gegen Deutschland noch im Wettbewerb ist, glaubt er eher nicht: „Ich tippe zwar, dass Griechenland mit 2:1 gewinnt, aber ich denke eher, dass es vorbei ist.“
Verfolgen wird Gelios das Spiel im griechischen Tanzlokal „Filion“ gegenüber dem Plärrer. „Da habe ich bisher alle Spiele gesehen, da geht es richtig ab.“ Auch im Hause Gelios ist das EM-Fieber mit dem ersten Anpfiff ausgebrochen. „Bei uns zu Hause hängen, glaube ich, drei Griechenlandfahnen aus den Fenstern.“ Gelios wohnt noch zu Hause, zusammen mit Mama Milia, 40, und Vater Evangelos, 41, und Schwester Sevastia, 14, mitten in der Augsburger Altstadt. Anfang der 90er Jahre zog es die Familie Gelios von der griechischen Stadt Serres (60000 Einwohner) in Zentralmakedonien nach Augsburg. Kurz danach kam Ioannis in Augsburg zur Welt. Er hat allerdings einen griechischen Pass und wuchs auch hier mit der griechischen Sprache auf. „Ich bin auf griechische Schulen gegangen“, erzählt Gelios. Unterrichtet wurde hauptsächlich nach dem griechischen Lehrplan und in Griechisch, Deutsch ist Fremdsprache (fünf bis sechs Stunden in der Woche). An der Schule „Privates Lyzeum der Republik Griechenland“ in der Philippine-Welser-Straße legte er dann auch das griechische Abitur ab.
Sportliche Reifeprüfung gegen
Seine sportliche Reifeprüfung bestand Gelios am 1. Juni. Da spielte er zum ersten Mal in der griechischen U-21-Nationalmannschaft. Am Ende hieß es 0:0 gegen San Marino. „Das war ein besonderes Gefühl, fürs Vaterland zu spielen“, sagt Gelios. Fast noch größer war seine Freude, als er mit dem FCA II in der Relegation den Aufstieg in die Regionalliga feiern konnte. „Das war ein großer Schritt für den FCA. In der Regionalliga sind doch ganz andere Gegner“, sagt Gelios. Trainieren wird er weiter bei den Profis, Spielpraxis holt er sich dann in der Regionalliga. Gelios ist übrigens der dienstälteste Spieler beim FCA. Mit sieben Jahren begann er bei der MBB-SG Augsburg als Feldspieler, dann wechselte er in der E-Jugend zum FCA. Seitdem steht er im Tor.