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Geschichte des Eiskanals: Auf dem Eiskanal erlebte Messelhäuser ihren größten Triumph

Geschichte des Eiskanals

Auf dem Eiskanal erlebte Messelhäuser ihren größten Triumph

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    Margit Messelhäuser fährt 1985 auf ihrer Heimatstrecke am Eiskanal zum Weltmeistertitel. Sogar die Sportlerin selbst war überrascht über ihren Erfolg.
    Margit Messelhäuser fährt 1985 auf ihrer Heimatstrecke am Eiskanal zum Weltmeistertitel. Sogar die Sportlerin selbst war überrascht über ihren Erfolg. Foto: Fred Schöllhorn

    In den 80er Jahren hatte sich die Olympia-Anlage am Augsburger Eiskanal bereits als Hochburg des deutschen Kanuslalom-Sports sowie als nationales Ausbildungs- und Leistungszentrum einen Namen gemacht. Dass eine waschechte Augsburgerin 1985 dann noch vor heimischem Publikum Weltmeisterin wurde, sorgte für Begeisterung in der Stadt und einen Zulauf bei den Augsburger Kanu-Vereinen. AKV-Athletin Margit Messelhäuser hatte für viele überraschend auf ihrer Heimstrecke den Titel im Kajak Einer der Frauen gewonnen. „Damit hatte damals keiner gerechnet. Ich doch auch nicht“, erinnert sich die Augsburgerin an ihren größten Triumph.

    10.000 Mal und mehr dürfte Margit Messelhäuser während ihrer Karriere ein Boot den Einkanal hinuntergelenkt haben. Die Fahrt am 14. Juni 1985 aber bleibt der 50-jährigen Redakteurin des Landsberger Tagblatts– einer Heimatausgabe der Augsburger Allgemeinen – bis heute unvergessen. Denn sie legte an diesem Tag vor mehr als 40.000 Zuschauern eine so gute Fahrt durch die Torstangen hin, dass die internationale Konkurrenz sie nicht mehr einholen konnte.

    Trotzdem beurteilt Messelhäuser ihre Gold-Fahrt bis heute eher kritisch: „Ich habe auf dem Eiskanal nach meinem Empfinden nur ein einziges perfektes Rennen geschafft. Und das war nicht die Fahrt zum WM-Titel, sondern der Lauf zum Gewinn der Deutschen Meisterschaft 1991“, sagt sie.

    Sogar im Training seien nicht viel mehr perfekte Fahrten dabei gewesen, weil der Eiskanal die Kanuten ständig vor neue Herausforderungen stelle. „Hängt ein Tor nur zehn Zentimeter weiter, muss man sofort ganz anders fahren. Führt der Kanal nur fünf Zentimeter mehr Wasser, dann ändert sich wieder alles. Deshalb ist der Eiskanal für mich nie langweilig geworden.“

    Und das obwohl sie 17 Jahre dort trainiert hat. „Der Wunsch nach dem perfekten Lauf hat mich trotz Temperaturen unter dem Gefrierpunkt und Blasen an den Händen täglich oft sogar mehrmals aufs Wasser gehen lassen“, schrieb Margit Messelhäuser einmal, als sie über die Faszination Kanuslalom berichten sollte.

    Augsburgerin begann ihre Kajak-Karriere früh

    Mit acht Jahren begann die Augsburgerin ihre Karriere im Kajak Einer und erinnert sich noch gut daran, wie schwer sie an den damaligen wuchtigen Glasfaserbooten zu tragen hatte. „Ich glaube, die wogen fast 15 Kilogramm, waren vier Meter lang, 60 Zentimeter breit und dazu noch ziemlich hoch. Aber als Kind hatte man trotzdem den Ehrgeiz, sein Boot selbst tragen zu wollen. Also habe ich mir einen dicken Schwamm zwischen Boot und Schulter geklemmt. Glücklicherweise sind dann bald die viel leichteren Kohlefaserboote in Mode gekommen.“

    Die wogen nur noch fünf Kilo und ließen sich über das Heck wieselflink drehen. Heute müssen die Kajaks ein vorgeschriebenes Mindestgewicht von neun Kilogramm auf die Waage bringen.

    Seit Messelhäusers aktiver Zeit in den 80er Jahren ist in der Sportart Kanuslalom einiges anders geworden. Damals gab es beispielsweise noch Rückwärtstore, die mittlerweile nicht mehr zum Wettkampf-Repertoire gehören. Ein spezieller Torrichter musste damals darauf achten, dass die Kanuten wirklich rückwärts durch das entsprechend markierte Tor fuhren. Klappte das nicht, gab es 50 Strafsekunden.

    „Die Technik für die Rückwärtstore war in den Rennen damals ganz entscheidend – und meine war da nicht die schlechteste. Dadurch hatte ich sicher einen gewissen Vorteil“, erzählt Messelhäuser, die neben Einzel-Gold in Augsburg noch WM-Team-Gold im französischen Bourg-Saint Maurice (1987) holte und zweimal Deutsche Meisterin (1985 und 1991) wurde.

    Margit Messelhäuser
    Margit Messelhäuser Foto: Julian Leitenstorfer

    Damals verfolgten die Verbände vehement das Ziel, den Kanuslalom wieder olympisch zu bekommen, weshalb aus Kostengründen die Anzahl der Kampfrichter reduziert werden musste. So wurde entschieden, dass die Kanuten die Tore künftig zwar mit der Strömung (vorwärts) und gegen die Strömung (aufwärts), aber eben nicht mehr rückwärts fahren müssen.

    Ebenso wurden die Paddelstrecken mit Blick auf die Olympiateilnahme verkürzt. „Wir haben unsere Rennen früher am Eiskanal noch ganz oben an der Schleuse begonnen und sind insgesamt 30 Tore gefahren. Damals war die Strecke fast 800 Meter lang. Heute liegt die Wettkampfstrecke etwa bei 400 Metern und 25 Toren“, berichtet Margit Messelhäuser, wie die Sportart speziell in Augsburg medientauglicher und damit auch für die Zuschauer attraktiver gemacht wurde. „Der Sport hat sich insgesamt ganz extrem verändert“, sagt Messelhäuser im Rückblick.

    Schmunzelnd erinnert sie sich da an den „Zuckerhut“, der zu den gefürchteten Betoneinbauten gehörte, wie heute etwa die „Waschmaschine“ oder die „Bogenbrücke“. „Den Zuckerhut ganz oben am Eiskanal gibt es heute leider nicht mehr. Vor dem hatten wir als Kinder besonders Angst. Denn dahinter war das Wasser voll mit Strudeln und Pilzen. Wenn man da oben gekentert ist, hat man sauber Wasser geschluckt“, erzählt sie lachend.

    Und sie erzählt, „wie oft ich vor Frust oder Wut geheult habe“, wenn sie die Strecke nicht wie gewünscht hinuntergekommen sei. Da gab es auch schon mal ein blaues Auge, als sie sich bei den damaligen Torstangen aus massivem Holz verschätzt hatte. „Auch die Ellenbogen waren sehr gerne blau, wenn man irgendwo dagegen geknallt ist. Heute sind die Stangen dagegen aus leichtem Kunststoff.“

    Messelhäuser hätte gerne noch mehr erreicht

    Unverhohlen gesteht Messelhäuser, dass sie in ihrer Karriere gern noch ein bisschen mehr erreicht hätte. Eine Teilnahme an den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona war ihr Traum. Doch es kam anders. Nach sechs Jahren als Mitglied in der Nationalmannschaft und einem Zerwürfnis mit dem damaligen Chefcoach Brümmer habe sie sich bei der Qualifikation im französischen Seu d´Urgeil wohl zu sehr unter Druck gesetzt und die Olympia-Qualifikation um zwei Hundertstel verpasst. „Drei Boote waren qualifiziert, ich war Vierte. Das war dann mein letztes Rennen“, erinnert sich Messelhäuser, „ich habe meine Sachen gepackt und bin, ohne einmal anzuhalten, von Frankreich nach Hause gefahren. Daran hatte ich lange Zeit schwer zu knabbern.“

    Ihre Hingabe für den Spitzensport war mit diesem Tag vorbei, die Liebe zum Kanusport aber ist bis heute geblieben. Ohne Reue blickt sie auf die turbulente und anstrengende Zeit als deutsche Spitzensportlerin zurück und gesteht: „Ich habe viel Glück in meiner Karriere gehabt.“ Bis auf ein paar entspannte Paddeltouren oder eine kleine Spaßfahrt den Eiskanal hinunter hat sie mit diesem Kapitel aber nun schon lange abgeschlossen.

    Am 23. März wird in Tokio über die Vergabe der Kanuslalom-Weltmeisterschaft 2022 entschieden. Die Stadt Augsburg hat sich neben einem Mitkonkurrenten aus Italien mit den zwei Augsburger Kanu-Vereinen und der Olympiaanlage als Austragungsort beworben.

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