Das hatte sich Maximilian Mommer gestern schon ein wenig anders vorgestellt, als sich der Spielertrainer der Augsburg Gators in der ersten Partie des Doppel-Heimspieltages gegen die Neuenburg Atomics als Werfer aufgestellt hatte. „Es war nicht schlecht, aber ich kann es besser“, gestand der Baseballer nach dem 0:17 (0:0, 0:2, 0:1, 0:0, 0:7, 0:7, 0:0) im ersten Spiel ein.
Natürlich war Mommer klar, dass sein Team gegen den Favoriten nur die Außenseiterrolle innehatte. Schließlich waren die Augsburger Baseballer dem Abstieg aus der zweiten Liga nur entgangen, weil sich in der Süd-Gruppe partout kein achter Verein finden wollte, der dort mitspielen wollte. Darum durfte der Letzte der Südost-Gruppe dorthin wechseln. Die Neuenburger hingegen zählen zu den Top-Teams der Liga. So eine deftige Niederlage hatte Mommer aber nicht erwartet.
Doch ein guter Trainer reagiert. Und das tat Mommer. Er beorderte Diyango Alfonso de Jesus Garcia beim zweiten Spiel auf den Wurfhügel. Und der Gators-Spieler mit dem klangvollen Namen, der aus der Dominikanischen Republik stammt, machte es besser. Zwar konnte auch er die 1:8 (1:0, 0:1, 0:1, 0:4, 0:0, 0:2, 0:0)-Niederlage nicht verhindern, doch sorgte er nicht nur für ein erträgliches Ergebnis, sondern auch für den einzigen Punkt der Augsburger an diesem Spieltag.
„Neuenburg ist nicht der Maßstab“, war Mommer schon vor dem Duell mit dem Ex-Bundesligisten Realist. Das Niveau-Gefälle in der Liga ist enorm, seit vor einigen Jahren die Regionalliga abgeschafft und dafür mehrere zweite Ligen eingeführt wurden. Seitdem steigt man von der Bayernliga direkt auf, wie die Gators vor zwei Jahren. Ein großer Sprung, fast zu groß. „Neuenburg ist für mich eigentlich ein Erstligist, wir müssen nach unten schauen“, sagt Mommer.
Eklatanter Leistungsunterschied
Auch für Rüdiger Krause, der gestern als Sprecher den Spieltag moderierte, ist der Leistungsunterschied eklatant. „Heute haben wir in zwei Spielen gerade mal einen Punkt gemacht, vergangene Woche 39. Das ist eigentlich einer zweiten Liga nicht würdig. “ Selbst spielte er 15 Jahre aktiv bei den Gators.
Krause hat Ende der 70er Jahre sein Herz an Baseball verloren. „Ich habe immer die Serie ,Die Bären sind los‘ geschaut und wollte es dann selber spielen“, erzählt er. Dass es beim Baseball – der Doppelspieltag zieht sich über den ganzen Nachmittag, ein Spiel kann schon mal über zwei bis drei Stunden gehen –gerade als Zuschauer um mehr als nur um den Wettkampf geht, gefällt Krause. „Ich bin auch Eishockey- und Fußball-Fan. Da stehe ich beim Zuschauen die 60 oder 90 Minuten immer unter Strom. Beim Baseball ist es genauso wichtig, Freunde zu treffen, einen guten Burger zu essen und Spaß zu haben.“ So moderiert Krause auch. „Zum zweiten Spiel begrüße ich 40 Zuschauer und zwei Hunde. Ich hoffe, ich habe mich nicht verzählt“, sorgt er für Heiterkeit. Man nimmt sich selbst nicht ganz so ernst. Über die beiden Niederlagen gegen den Favoriten ärgerten sich die Gators dann auch nicht sonderlich.
Mit drei Siegen und fünf Niederlagen liegt man als Sechster ja weiter im Soll. Die Chancen auf den Klassenerhalt sind intakt. Mehr ist sowieso nicht drin. Bei der Frage, ob irgendwann auch mal die erste Liga angepeilt wird, muss Mommer laut lachen: „Nein, wirklich nicht. Da gibt es Vereine, die haben einen sechsstelligen Etat. Wir wollen einfach ein guter Zweitligist werden.“
Kein Strom am Spielfeld
Das wird schon schwer genug. Schon die Gators und den Tabellendritten trennen Welten. Ein Blick auf die beiden Sportanlagen reicht, um den Klassenunterschied zu verdeutlichen. Während in Neuenburg, die Kleinstadt mit rund 12000 Einwohnern liegt im Hochschwarzwald auf halbem Weg zwischen Freiburg und Basel, die Atomics einen richtigen Baseball-Park mit einem Haupt- und einem Trainingsfeld und einem schmucken Vereinsheim besitzen, haben die Gators, eine Abteilung des FC Haunstetten, noch nicht einmal Strom an ihrem Spielfeld. „Wir behelfen uns halt mit Akku-Boxen“, sagt Mommer. Als Lager dienen alte Baucontainer. „Wir treffen uns am Spieltag immer um 9.15 Uhr, um alles aufzubauen“, sagt Mommer. Spielbeginn ist um zwölf Uhr. Auch am Spielfeld muss noch einiges getan werden. „Wir bräuchten unbedingt ein Warning Track, einen Warnstreifen am Ende des Spielfeldes“, sagt Mommer.
Trotzdem ist er überzeugt, dass es richtig gewesen ist, in der zweiten Liga zu bleiben, obwohl man sportlich abgestiegen war: „Die Aufmerksamkeit ist anders und wir waren ja nicht abgeschlagen. Wenn man die Chance hat, auf so einem hohen Niveau zu spielen, muss man die nützen. Gerade für unsere jungen Spieler ist das wichtig“, sagt Mommer.
Und handelt. Gegen Neuenburg durfte im zweiten Spiel der 15-jährige Fabio Zazzaretta als Catcher (Fänger) ran. „Es ist wichtig, dass die Jungen Spielpraxis bekommen. Und Neuenburg ist nicht der Gegner, gegen den wir die Punkte holen müssen, die wir zum Klassenerhalt brauchen“, sagt Mommer. Da darf auch der Spieltrainer mal ein wenig patzen.