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Fußball: Was vom Jubel übrig bleibt

Fußball

Was vom Jubel übrig bleibt

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    Nicht gerade entsetzt, aber immerhin verwundert ist Gabi Meissle über das, was die deutschen Fußballerinnen derzeit bei der Europameisterschaft in den Niederlanden abliefern. „Die deutsche Mannschaft spielt nicht auf dem Niveau, auf dem sie früher war“, sagt die Abteilungsleiterin Frauenfußball des TSV Schwaben Augsburg. Seit Jahren verfolgt Meissle das Geschehen auf der großen internationalen, aber auch auf der kleinen regionalen Bühne des Frauenfußballs. Mit 13 Frauen- und Mädchenmannschaften ist ihr Verein das Augsburger Aushängeschild. Als Regionalligist ist der TSV höchstklassiger Verein im Bezirk Schwaben.

    Täglich sieht Meissle, wie viel Arbeit und Engagement Trainer und Betreuer in die Mannschaften stecken. Und wie schwer es ist, die Mädchen über längere Zeit bei der Stange zu halten. Es sei unglaublich, was hier alle Ehrenamtlichen an Herzblut reinstecken, meint Meissle. „Das ist immer noch der große Unterschied zum Männerfußball, wo es ab einer bestimmten Klassenzugehörigkeit doch nur noch ums Geld geht.“ Zudem mache es die Konkurrenzsituation mit Trendsportarten wie Klettern immer schwerer, Nachwuchs zu gewinnen. Der TSV Schwaben hat kein großes Problem, schon in der F-Jugend fangen die Kinder hier mit dem Kicken an. „Aber in der Region sieht es nicht so gut aus“, betont Meissle.

    Von einem Boom, den die Frauenfußball-WM 2011 in Deutschland auslösen sollte, kann sie bisher nichts erkennen. „Auf den Breitensport hatte das keine Auswirkungen“, sagt Meissle. Sie glaubt ebenso wenig, dass der Europameistertitel für die deutschen Frauen daran etwas ändern würde.

    Zustimmung erfährt sie von Markus Thrämer. Der 42-Jährige widmet sich seit über zwei Jahrzehnten dem Frauenfußball, engagierte sich unter anderem als Trainer von Schwaben Augsburg, Wacker München, TSV Pfersee und zuletzt des FC Augsburg. Dort fungiert er inzwischen als Teammanager und Abteilungsleiter. Frauenfußball bezeichnet er als den „attraktiveren“ und „ehrlicheren“ Sport. Hier ginge es nicht ums Geld, sondern ausschließlich um ein Hobby, dem leidenschaftlich nachgegangen werde. Wann immer sich die Möglichkeit bietet, schaut Thrämer sich dieser Tage TV-Übertragungen von der EM in Holland an. Interessiert verfolgt er Eckball- oder Freistoßvarianten. Die dürftigen Auftritte der Deutschen erklärt er sich mit der Passivität der Gegner, die Schadensbegrenzung betreiben würden. Und der allgemeinen Entwicklung im weiblichen Spitzenfußball. „Es gibt kein Fallobst mehr“, betont Thrämer. „Andere Nationen haben aufgeholt.“ Im Viertelfinale trifft Deutschland am Samstag in Rotterdam auf Dänemark (20.45/ZDF). Der deutschen Mannschaft von Trainerin Steffi Jones traut Thrämer nicht weniger als den Titel zu. Dass im Erfolgsfall künftig mehr Mädchen kicken wollen, daran glaubt er nicht. Die Problemzone des Frauenfußballs sieht er in den Spielklassen zwischen reinem Hobby und ambitioniertem Amateursport, im Bereich zwischen Bezirks- und Regionalliga. „Immer mehr Spielerinnen sagen, ich will nicht in den Leistungsbereich“, erklärt Thrämer. Zeit und Aufwand seien etlichen dafür zu schade.

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