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Fußball: Was passierte auf dem Sportplatz in Zusmarshausen?

Fußball

Was passierte auf dem Sportplatz in Zusmarshausen?

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    Widersprüchliche Aussagen gibt es darüber, was sich beim Kreisligaspiel zwischen dem TSV Zusmarshausen und Suryoye Augsburg zugetragen hat. Die Begegnung in Zusmarshausen endete mit vier Platzverweisen und einem Spielabbruch beim Stand von 2:2.
    Widersprüchliche Aussagen gibt es darüber, was sich beim Kreisligaspiel zwischen dem TSV Zusmarshausen und Suryoye Augsburg zugetragen hat. Die Begegnung in Zusmarshausen endete mit vier Platzverweisen und einem Spielabbruch beim Stand von 2:2. Foto: TSV Zusmarshausen

    Nach den aufwühlenden Ereignissen rund um die Begegnung zwischen dem TSV Zusmarshausen und Suryoye Augsburg fällt es Beteiligten schwer, in den Kreisliga-Alltag zurückzukehren. Noch ist nicht restlos aufgeklärt, warum dieses Fußballspiel derart eskalierte und in Handgreiflichkeiten, vier Platzverweisen, Polizeieinsatz und einem Spielabbruch beim Stand 2:2 endete. Derart widersprüchlich sind die Aussagen der betroffenen Spieler und Funktionäre.

    Mehrere Stunden beschäftigte sich am Dienstag das Kreissportgericht mit den Vorfällen, Auskünfte erteilt das Gremium nicht, stattdessen beruft es sich auf das schwebende Verfahren. Nach Informationen unserer Redaktion sind mehrere Verfahren eröffnet worden, unter anderem gegen Suryoyes Trainer Rasit Ciftcibasi. Kein Verfahren soll hingegen gegen Andreas Eberhardt, den Fußball-Abteilungsleiter des TSV Zusmarshausen, eröffnet worden sein.

    Großteils beruhen die Ermittlungen auf Berichten des Schiedsrichters Stefan Waschhauser, der in der ersten Hälfte Suryoyes Trainer aus dem Innenraum verwiesen hatte. „Er hat vermehrt gegen Entscheidungen reklamiert, mein Assistent hat mich dreimal darauf hingewiesen“, erklärt Waschhauser. Der 20-Jährige reagierte, indem er Ciftcibasi aus dem Innenraum verbannte. Heißt: Der Augsburger Trainer musste hinter die Bande. Was dann passierte, darüber herrscht Ungewissheit. Der Schiedsrichter sagt, ihm hätte genügt, wenn Ciftcibasi hinter der Bande geblieben wäre.

    Zusmarshausens Abteilungsleiter Andreas Eberhardt offenbar nicht. Er machte von seinem Hausrecht Gebrauch, verwies Ciftcibasi vom Sportgelände und packte ihn zu diesem Zweck am Arm. Eberhardts Begründung: „Er ist negativ aufgefallen, hat nicht Folge geleistet und wollte zurück in den Innenraum.“ Eberhardt sagt ganz allgemein, er dulde auf seiner Anlage keine Vereine, die sich danebenbenehmen.

    Ciftcibasi bestätigt, dass er über die Bande gesprungen sei. Allerdings später, um das Gelände zu verlassen und nicht durch Sträucher und Bäume laufen zu müssen. „Dass ich zurück in den Innenraum wollte, ist eine Lüge“, sagt Ciftcibasi.

    In der Folge ergab ein Wort wohl das andere. Ciftcibasi erhebt Vorwürfe gegen Eberhardt, er sei rassistisch beschimpft worden, unter anderem soll das Wort „Kanaken“ gefallen sein. Am Mittwochabend wollte er bei der Polizei deshalb Anzeige erstatten. Eberhard hält dagegen, niemanden beleidigt zu haben. Stattdessen sei er selbst mit Worten der „untersten Schublade“ belegt worden. Suryoyes Abteilungsleiter David Demir stand knapp 20 Meter entfernt. Rassistische Äußerungen habe er nicht gehört, sein Trainer sei aber „sehr grob angepackt“ worden. Nach Ende der ersten Hälfte eskalierte der Streit zwischen Eberhardt und Ciftcibasi. Der TSV-Funktionär verhinderte mit dem Arm, dass der Suryoye-Trainer sich mit seinen Spielern besprechen konnte. Suryoye-Spieler Ivan Ristovski ging dazwischen, Eberhardt fiel zu Boden und klagte am Montag über Schmerzen an Brust und Schulter.

    Schiedsrichter Waschhauser schildert, er hätte gesehen, wie der Spieler den Zusmarshauser Verantwortlichen aus dem Weg gerammt hätte. Weil die „Tätlichkeit gegen Dritte“ außerhalb des Spielfelds begangen wurde, erklärte der Schiedsrichter die Rote Karte für Ristovski mündlich. Während einige Umstehende Eberhardt gewisse Theatralik unterstellen, hält dieser dagegen, er sei eine Woche krankgeschrieben. Außerdem wollte er rechtliche Schritte einleiten. „Mir geht das brutal nahe“, sagt Eberhardt.

    Suryoye, wie sich der Augsburger Fußballklub nennt, heißt übersetzt Syrien. Seit 2010 existiert der Klub in Augsburg, früher hieß er SOV Aramäer. Aramäer sind eine christlich geprägte Völkergruppe, die ihre Wurzeln in Syrien, Mesopotamien und der Türkei hat und auf eine lange Tradition und Geschichte zurückblickt.

    Suryoye-Abteilungsleiter Demir gibt dem Schiedsrichter und Zusmarshauser Verantwortlichen eine Teilschuld, warum das Spiel aus dem Ruder lief. Anschließend die Polizei zu rufen, sei nicht nötig gewesen, meint Demir. Was er nicht sagt: Allein die Anwesenheit der Beamten dürfte deeskalierend gewirkt haben. Demir sieht auch bei seinen Leuten Schuldige. „Wir haben ein Problem mit der Disziplin. Das wissen wir. Wir entschuldigen uns für die groben Unsportlichkeiten.“ Und: Der Trainer habe übertrieben.

    Am Mittwochabend lag die Konzentration vorübergehend wieder auf dem Sportlichen. In einem Nachholspiel trat Suryoye Augsburg beim FSV Wehringen an und verlor mit 0:2. Nicht auf dem Platz standen die rotgesperrten Augsburger Spieler Ristovski und Torwart Sebastian Tülger, Matay Demir undMarcel Akgül durften nach ihren Gelb-Roten Karten in Zusmarshausen mitwirken.

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