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Fußball: Katar 2022 – „Eine Katastrophe“

Fußball

Katar 2022 – „Eine Katastrophe“

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    Winter im Jahre 2022 – diese Vorweihnachtszeit könnten die Deutschen einmal ganz anders verbringen: Parallel zum Glühweintrinken, Weihnachtsmärkte besuchen und Plätzchen essen könnten sie noch Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar anschauen. Entweder gemütlich zuhause vor dem Kamin oder draußen dick in Anoraks gepackt beim Public Viewing im Schnee. Ein Szenario, das in Deutschland heutzutage noch völlig undenkbar ist, das durch das Abstimmungsergebnis für die WM in Katar im Winter 2022 aber bald Wirklichkeit werden könnte.

    Entsprechend umstritten ist diese Entscheidung auf vielen Ebenen. Deshalb fragten wir nach, was die Vertreter der lokalen Fußballvereine in Augsburg eigentlich von dem Wintertermin in Katar halten. Glücklich ist darüber niemand.

    Peter Billy, Abteilungsleiter vom Stadtwerke SV, betrachtet die WM gar als „ökologische und sportliche Katastrophe für die Sportart Fußball“. Größter Kritikpunkt für ihn sind dabei die milliardenschweren Ausgaben. Hierbei zieht er den direkten Vergleich zu den Olympischen Winterspielen in Sotschi vor einem Jahr. Die Stadien vor Ort seien nur noch selten bis gar nicht genutzt und aller Voraussicht nach dem Zerfall ausgeliefert. Selbiges gelte auch für Katar. „Das kleine arabische Land wird nach der Weltmeisterschaft keinen Nutzen mehr für die Neubauten finden, die Gelder wurden hier an der falschen Stelle eingesetzt“, so Billy weiter.

    Sein Kollege, Siegfried Sterbling, Fußball-Abteilungsleiter der DJK Lechhausen, spricht von einer „rein kommerziellen Entscheidung“ für die WM in Katar. Er nimmt kein Blatt vor den Mund, FIFA-Chef Blatter in dieser Hinsicht zu kritisieren. Sterbling bezweifelt, dass bei der Vergabe alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Die Fußball-Verantwortlichen aus der Region sehen auch durchaus eine Gefahr für ihren eigenen Verein, insbesondere für den Spielbetrieb zur Zeit der WM. „Es wird jetzt schon über Spielplanänderungen diskutiert und hinterfragt, wie die Vereine dies finanziell stützen sollen“, sagt etwa Günther Schmidt, Spartenchef beim Bezirksligisten TSV Haunstetten.

    Obwohl die WM auch in Deutschland alle Spielplanungen über den Haufen werfen wird, ist Spielleiterin Conny Fischer vom Frauen-Regionalligisten TSV Schwaben Augsburg überzeugt, dass diese aufgrund der hohen Temperaturen im Sommer sowieso nicht hätte stattfinden können. Fischer befürchtet allerdings einen Imageverlust der Sportart Fußball, die dann nämlich den zahlreichen Wintersportlern im eigenen Land Konkurrenz machen würde. „Das Turnier findet zeitgleich zur Biathlon– und Skisaison statt, die Einschaltquoten und Übertragungen werden drastisch sinken.“

    Türkspor-Abteilungleiter Adem Gürbüz erschüttern vor allem die vielen Todesfälle beim Bau der neuen Arenen. Für ihn stellt sich die Frage, „ob eine WM wirklich mehr als ein Menschenleben wert ist“. „Die FIFA sollte sich mit den Kontinentalverbänden an einen Tisch setzen, um die Pläne zu überarbeiten und für alle Länder attraktiver zu gestalten.“ Diese Meinung vertritt auch Fischer, die auf die Frage nach einem Boykott eine klare Antwort hat: „Das hätte man von vornherein anders machen müssen.“

    Dann bleibt nur noch die letzte Frage, ob sich die deutschen Fußballfans im Winter zum Public-Viewing wirklich in die Kälte stellen würden? Günther Schmidt erteilt dieser Idee eine klare Absage: „Die Mehrheit wird das Spiel von zuhause aus verfolgen, denn das Public-Viewing gehört zum Sommer.“

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