Irgendwann, wenn es in 1000 Jahren die Menschheit nicht mehr gibt, kommen vielleicht Außerirdische von einem fernen Planeten und erforschen, was hier so getrieben wurde. Durchaus möglich, dass sie dann Aufzeichnungen und Material finden, das bestätigt, dass der Fußball das „liebste Kind“ auf der Erde war. Wenn ihnen dann eine DVD in die Hände fällt vom 28. Februar 2015 mit dem Spiel Hertha BSC Berlin gegen den FC Augsburg, werden die grünen Männchen verwundert ihre Köpfe schütteln und sagen: „Waren komisch, diese Menschen – dieser blöde Sport hat ihnen gefallen?“
Klingt utopisch, aber die Partie zwischen den beiden Klubs war auch außerirdisch und unterirdisch und jegliches Bildmaterial sollte man einfach verbrennen. Dass Augsburg dieses Spiel auch noch mit 0:1 verlor, ist dabei das einzig Tragische, denn diese Kickerei hätte definitiv keinen Sieger verdient. Augsburg brachte nichts zustande – Berlin auch nicht, bis auf das Tor von Kalou in der 88. Minute.
Zumindest gefühlt hatte der FCA die Partie im Griff. Die Berliner machten zunächst nicht einmal den Versuch, Augsburg wehzutun. Allerdings ließ sich der FCA auch von dieser Lethargie und Passivität anstecken. Man darf und muss aber auch zugutehalten, dass die Mannschaft mittlerweile auf dem Zahnfleisch daherkommt. Vor dem Spiel in Berlin wurden auch noch kurzfristig Nikola Djurdjic und Alexander Manninger krank. „Uns fehlen derzeit schon viele Spieler, und das ist sicherlich auch ein Grund, dass man dann mal aus dem Rhythmus kommt“, zuckt Reuter etwas hilflos mit den Schultern.
Auch Ersatzkapitän Daniel Baier stand etwas ratlos in den Katakomben: „Das lag sicherlich nicht an Hertha, dass wir nicht gewonnen haben. Die haben ja keinen Zauberfußball gespielt. Den Punkt musst du mitnehmen. Wir laden sie zu einem Einwurf ein und verteidigen dann das Tor nicht.“ Seit vier Spielen ist der FCA momentan ohne Sieg. Von einer „Krise“ will Baier aber nichts hören: „Wir haben in der Vorrunde aus den ersten sechs Spielen neun Punkte geholt und jetzt haben wir acht Punkte bekommen. Es ist alles okay.“ Auch Innenverteidiger Jan-Ingwer Callsen-Bracker war angefressen: „Das ist total ärgerlich. Eigentlich ein typisches 0:0-Spiel. Berlin hat sich doch nur auf die Defensivarbeit konzentriert.“ Um vielleicht doch noch die Welt zu retten, ging auch Marwin Hitz, der „Held vom Leverkusen-Spiel“, am Ende noch in den gegnerischen Strafraum.
Doch so oft im Leben wird ein Torhüter auch nicht zum Torschützen. Für ihn war diese Niederlage ein bisschen eine Konzentrationssache: „Wir haben die Bälle oft schlecht gespielt und beim Tor von Kalou dann den entscheidenden Zweikampf verloren.“ Auf die Euro League angesprochen, reagiert er dann eher krätzig: „Wir reden doch gar nicht davon. Das macht doch nur ihr Journalisten.“ Am kommenden Samstag kommt der VfL Wolfsburg in die Arena. Noch ein anderes Kaliber als Hertha BSC. „Jedes Spiel fängt bei null an, und wir werden uns sicher wieder anders präsentieren“, verspricht Hitz. In den nächsten Tagen hilft nur Mund abputzen und weitermachen und Hertha einfach vergessen.
Daniel Baier wird diese Partie wohl auch bald aus seinen Gedanken löschen, denn „dieses Spiel hat keinen Spaß gemacht“.